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Baden-Württemberg: Stuttgart

Hitze wird Wespenzahl noch steigen lassen

Überall summt und brummt es. Das Wetter spielt den Wespen in diesem Jahr besonders in die Karten. Sie sitzen in Massen beim Bäcker auf den Leckereien, sie schwirren ums Essen auf Balkon und Terrasse. Das dürfte wohl auch noch eine Zeit so andauern.

Höhepunkt im September erwartet

Nach einem bereits starken Start ins Wespenjahr, dürfte die Zahl mit den anhaltend hohen Temperaturen weiter steigen. „Wespen entwickeln ihre Staaten weiter, den Höhepunkt erreicht das erst im September“, erklärt Manfred Verhaagh, Insektenforscher und Leiter der Entomologie am Karlsruher Naturkundemuseum. „Dann ist ihre Zahl am höchsten.“ Den Wespen kommt in diesem Jahr auch der anhaltend starke Sommer entgegen: „Das sind derzeit einfach wirklich gute Verhältnisse für die Fortpflanzung der Wespen“, sagt Claudia Wild vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Ärgerliche Plagegeister?

Es seien zwar deutlich mehr Insekten als sonst, aber das vergangene Jahr sei auch sehr schlecht gewesen für Wespen. „Ärgerlich ist ja nur für uns. In der Natur hingegen erfüllen diese Insekten eine wichtige Aufgabe“, wirbt die Nabu-Sprecherin um Verständnis. Sie erbeuteten unter anderem Fliegen und Stechmücken, Blattläuse, Raupen und andere Insekten, um ihre Brut mit tierischem Eiweiß zu versorgen.

Wespen leisten wertvollen Beitrag

„Wespen sind die Gesundheitspolizei“, sagt auch Martin Klatt, Artenschutzreferent beim Nabu Baden-Württemberg. Sie leisten einen wertvollen Dienst, weil sie tote Insekten in kleinen Portionen abtransportieren. Außerdem ernährten sie sich von Pflanzensäften und Obst, besuchten dazu viele Blüten und trügen zu deren Bestäubung und damit zu einer reichen Obsternte bei.

Fehlender Frost und Regenfälle begünstigen Wespenvorkommen

Aufgrund des warmen und trockenen Frühjahrs konnten sich nach Angaben der Tierschützer viele junge Königinnen mit ihren Nestern ausbreiten. Zudem habe es im Gegensatz zum Vorjahr keine häufigen starken Regenfälle oder Fröste gegeben. „Das ist natürlich perfekt – nicht nur für Wespen, sondern auch für andere Insekten.

Nahrung benötigt: Hallo Gartenfest!

Auch in den kommenden Wochen werden in den Nestern neue Königinnen und Männchen produziert. Entsprechend braucht das Volk viel Nahrung. Die müssen sich die Wespen eben auch beim Gartenfest abholen. Egal ob Kuchen, Marmelade oder Cola. Dem Menschen fielen die teils lästigen Tiere außerdem  so stark auf, weil durch die Trockenheit im August die Nahrungsvielfalt abnehme, erklärt Wild. Die Tiere schwärmten aus und bedienten sich bei den Menschen statt in der freien Natur. „Es gibt einfach viel weniger Nektar, da ist der Andrang an der Limonade dann natürlich größer“, sagt Wild.

Frühlingsgefühle für Wespen

Kammerjäger James Haffenden kann das starke Wespenjahr mit Zahlen untermauern. Dazu reicht ein Blick auf seinen Umsatz. „Wir haben viel mehr Einsätze als in einem normalen Jahr“, berichtet der Schädlingsbekämpfer aus Edingen-Neckarhausen im Rhein-Neckar-Kreis. Das Frühjahr sei nahezu perfekt gewesen für den Nestaufbau der Plagegeister. Vor allem der am häufigsten vorkommenden Deutschen Wespe, der Gemeinen Wespe und der Hornissen. 

Nicht anpusten!

Wedeln oder Anpusten hilft nicht, denn Wespen orientieren sich an Gerüchen und fliegen bei Wind hin und her, um eine Spur zu finden. Auch ist das Kohlendioxid in der Atemluft laut Nabu ein Alarmsignal für die Tiere und versetzt sie in Angriffshaltung. Sie stechen, sobald sie sich bedroht fühlen. „Vermeiden Sie deshalb heftige Bewegungen, schlagen Sie nicht nach den Tieren“, empfiehlt der Verband.

Natürliche Hilfe: Wasser und ätherische Öle

Imker raten zum Abdecken von Speisen und zum Wegräumen von Resten. Ätherische Öle wie Nelken oder Lavendel können helfen. „Sinnvoll kann es auch sein, Wespen durch eine abseits stehende Flasche mit süßem Inhalt abzulenken, ihnen also einen eigenen Fressplatz einzurichten und sie so abzulenken“, heißt es beim Nabu. Experte Klatt empfiehlt, Wespen mit zerstäubtem Wasser zu besprühen. Dann würde die Wespe zurück in ihr Nest fliegen, weil sie glaube, dass es regne.

Wespen und Hornissen vom Gesetz geschützt

Wespen und ihre Nester sind in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt und dürfen nicht zerstört werden. Eine Entfernung ist nur im begründeten Notfall möglich. Hornissen gelten sogar als besonders geschützt.

Quelle: dpa