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Deutschland: Berlin

Handwerk: Gut ausgebildete Flüchtlinge nicht abschieben

Das Handwerk setzt gegen den Fachkräftemangel auch auf
gut ausgebildete Flüchtlinge. «Es gibt viele geduldete Asylbewerber,
die bereits in Deutschland sind und hier arbeiten oder eine
Ausbildung machen», sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer
der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Das sind dann genau die
Facharbeiter, die wir brauchen, die gut integriert sind und Deutsch
sprechen. Und warum sollen wir die zurückschicken? Das sind die
Falschen, die wir abschieben. Die, die wir brauchen können, sollten
wir auch hier behalten. Alles andere wäre wirklich Irrsinn.»

Das Handwerk bilde in diesem Jahr rund 16 000 Flüchtlinge aus den
acht häufigsten Asylländern aus, im vergangenen Jahr hätten sich rund
11 000 Flüchtlinge in einer Ausbildung befunden. «Aus eigener
Erfahrung und auch von dem, was ich höre, weiß ich, dass sie in den
Handwerksbetrieben oft sehr beliebt sind und sich enorm engagieren.
Die sind sich bewusst, dass das eine einmalige Chance ist, die man
ergreifen muss», sagte der Präsident des Zentralverbandes des
Deutschen Handwerks.

Das Bundeskabinett hatte neue Regeln beschlossen, um mehr Fachkräfte
nach Deutschland zu locken. Zugleich sollen neue Perspektiven für gut
integrierte abgelehnte Asylbewerber geschaffen werden - so sollen
abgelehnte Asylbewerber, die nur einen Duldungsbescheid haben, einen
sichereren Aufenthaltstitel erhalten können. Die Unionsfraktion hatte
aber Nachbesserungsbedarf angemeldet.

Wollseifer begrüßte die Pläne: «Um den Fachkräftebedarf zu decken,
ist eine gesteuerte, am Arbeitsmarkt orientierte Einwanderung
unerlässlich.» Handwerksbetriebe fänden auch angesichts einer
brummenden Konjunktur zunehmend nicht mehr genügend Personal.
Unternehmen könnten deswegen Aufträge nicht mehr annehmen. Das
Handwerk brauche praktikable Lösungen bei der Suche und Gewinnung
qualifizierter ausländischer Facharbeiter. «Wir schlagen vor,
Migrationsabkommen mit Ländern abzuschließen, die ein vergleichbares
Bildungssystem haben, etwa auf dem Balkan. Da könnten wir andocken.»