Kurz vor der Strafmaßverkündung gegen Chauvin meldeten sich mehrere Angehörige Floyds vor Gericht zu Wort und forderten die Höchststrafe für den Ex-Polizisten. Er dürfe nicht mit einem blauen Auge
davonkommen, mahnte sie.
Auch Chauvins Mutter, Carolyn Pawlenty, äußerte sich emotional und sagte mit brüchiger Stimme, die Öffentlichkeit kenne nur ein Zerrbildihres Sohnes. Dieser sei ein guter Mensch: liebevoll, fürsorglich,
ehrenhaft und selbstlos.
Chauvin, in hellgrauem Anzug und mit Gesichtsmaske, ließ während der Wortmeldungen nach außen hin keine Regung erkennen. Er äußerte sich nur knapp: «Ich möchte der Familie Floyd mein Beileid aussprechen», sagte er.
Die Verteidigung hatte eine Bewährungsstrafe für den 45-jährigen Chauvin gefordert, die Staatsanwaltschaft dagegen 30 Jahre Haft. Bei guter Führung könnte Chauvin Experten zufolge nach Zweidrittel der nun verhängten Haft auf Bewährung freikommen, also nach 15 Jahren.
Floyd war am 25. Mai vergangenen Jahres in Minneapolis bei einem brutalen Polizeieinsatz ums Leben gekommen. Beamte nahmen den 46-Jährigen fest, weil er eine Schachtel Zigaretten mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt haben soll. Videos von Passanten dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Chauvin presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser immer wieder flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor das Bewusstsein und starb wenig später.
Quelle: dpa