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London/Brüssel

Johnson-Pläne nach dem Brexit

Premierminister Johnson will Großbritannien von der Bindung an EU-Regeln freimachen.

Dafür nehme er auch Grenzkontrollen in Kauf, zitieren britische Medien nicht näher genannte Regierungsquellen.

Demnach wäre Johnson zu einem Freihandelsabkommen nach kanadischem Vorbild bereit.

Morgen will er sich vor Unternehmern und Botschaftern dazu näher äußern,  bestätigte eine Regierungssprecherin.

Quelle: dpa

Ende einer Ära: Großbritannien hat nach 47 Jahren als erstes Mitgliedsland die Europäische Union verlassen.

Die offiziellen Feierlichkeiten für den historischen Moment wurden betont schlank gehalten. Kein Feuerwerk, kein Kanonendonner, nicht einmal das Londoner Wahrzeichen Big Ben läutete zum Abschied der Briten. Im Regierungssitz Downing Street wurde mit englischem Schaumwein angestoßen, nachdem eine auf das Gebäude projizierte Uhr den Countdown bis zum Austritt angezeigt hatte.

Hintergrund für die Zurückhaltung war die fortdauernde Spaltung des Landes, wie Premierminister Boris Johnson zugab. Jüngsten Umfragen zufolge lehnen 53 Prozent der britischen Wähler den EU-Austritt inzwischen ab.

Ausgelassener feierte der Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, mit Hunderten Anhängern auf dem Platz vor dem Parlament. Alkohol durfte dort zwar keiner ausgeschenkt werden. Aber dafür wurden Union-Jack-Fahnen geschwenkt und es wurde gejubelt. Zeitweise war die Atmosphäre aber auch aggressiv und es wurden EU-Fahnen angezündet oder mit Füßen getreten.

Übergangsfrist bis Ende des Jahres

Großbritannien bleibt noch bis Ende des Jahres in einer Übergangsphase, in der sich in der Alltagspraxis kaum was ändert. Bis dahin wollen beide Seiten ein Abkommen über die künftigen Beziehungen aushandeln. Ein hartes Ringen ist absehbar. Seine Position will Johnson bereits an diesem Montag in einer Rede an die Nation darstellen, wie ein Regierungssprecher der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Wie er durchsickern ließ, will er sein Land von der Bindung an EU-Regeln möglichst frei machen, selbst wenn dies Handelsschranken wie Zölle bedeuten könnte. Souveränität sei wichtiger als reibungsloser Handel, wird er nach einem Bericht des «Telegraph» als Ziel ausgeben.

Quelle: dpa