Tag der Entscheidung in Frankreich
Wenn sie heute ins Wahllokal gehen, haben die Franzosen auch die Zukunft Europas in ihren Händen.
Wenn sie heute ins Wahllokal gehen, haben die Franzosen auch die Zukunft Europas in ihren Händen.
In einer historischen Richtungswahl mit Bedeutung für ganz Europa stimmt Frankreich heute über sein neues Staatsoberhaupt ab. In der Stichwahl trifft die Rechtspopulistin Marine Le Pen auf den pro-europäischen Mitte-Links-Kandidaten Emmanuel Macron. Ein Sieg der EU-Gegnerin Le Pen würde die Europäische Union schwer erschüttern - die Abstimmung wird deshalb international mit Spannung und Nervosität verfolgt.
Macron geht als klarer Favorit in die Wahl. Der Ex-Wirtschaftsminister lag in Umfragen zuletzt bei bis zu 63 Prozent, Le Pen kam auf bis zu 38 Prozent. Die Wahllokale sind von 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet, in großen Städten bis 20.00 Uhr. Dann gibt es auch die ersten Hochrechnungen. Bis zur Schließung der letzten Wahlbüros gilt in Frankreich eine Nachrichtensperre für Prognosen und erste Auszählungen.
Die beiden Finalisten stehen für zwei völlig gegensätzliche Weltbilder und hatten sich im Wahlkampf scharf angegriffen. Le Pen ist die Kandidatin der rechtsextremen Partei Front National, die sie 2011 von ihrem Vater übernommen hatte. Die 48-Jährige will im Fall eines Wahlsiegs den Euro als gängiges Zahlungsmittel abschaffen und ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft Frankreichs ansetzen. Sie plant zudem, die Einwanderung fast vollständig zu stoppen.
Macron dagegen steht zur EU, er will den Euro stärken und strebt eine enge Partnerschaft mit Deutschland an. Er tritt unabhängig von den etablierten Parteien an und positioniert sich als «weder rechts noch links». Falls der 39-Jährige gewinnt, wäre er der jüngste französische Präsident aller Zeiten.
Das Wahlwochenende wurde von der Veröffentlichung zahlreicher interner Dokumente aus dem Wahlkampfteam Macrons überschattet. Seine Bewegung «En Marche!» erklärte, die im Internet veröffentlichten Daten seien bei einer «massiven und koordinierten» Hackerattacke vor einigen Wochen erbeutet worden. Diese Dokumente seien alle legal und zeigten die normale Funktionsweise eines Wahlkampfs, es würden aber auch gefälschte Dokumente verbreitet. Wer hinter dem Cyberangriff steckt, ist nach wie vor unklar.
Wegen der Terrorgefahr steht die Wahl unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Mehr als 50 000 Polizisten sollen die Abstimmung schützen. Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge.
dpa