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Gerichtsurteil in Kanada

Streit um Osterhasen: Kinder werden aus Pflegefamilie gerissen

Da sich ein Ehepaar aus Kanada geweigert hat seinen anvertrauten Pflegekindern zu erzählen, es gebe einen Osterhasen, nahm die Vermittlungsagentur die drei- und fünfjährigen Mädchen wieder aus der Familie.

Streit um Osterhasen eskaliert

Das kanadische Paar hatte zwei Pflegekinder aufgenommen. Allerdings entschied die Vermittlungsagentur die Mädchen kurzerhand wieder aus der Familie zu reißen, da sich die Eltern weigerten zu erzählen, dass es einen Osterhasen gibt. Die Mädchen im Alter von drei und fünf Jahren mussten das Haus verlassen.

Daraufhin zogen die Pflegeeltern schließlich vor Gericht. Nun bekamen sie Recht.

Pflegeeltern sind streng religiös

Kanadischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei den Pflegeeltern um streng religiöse Menschen - Anhänger der reformierten Presbyterianischen Kirche. In dieser Lebensweise wird die Bibel als „Wort Gottes“ wörtlich ausgelegt und als moralischer Kompass genutzt. Die Gläubigen lehnen oftmals Homosexualität, Abtreibung, Glücksspiele oder eben den Osterhasen ab.

Das Paar gab zu, das „Konzept Osterhase“ widerspräche ihren religiösen Ansichten, allerdings wollten sie Kompromisse eingehen. Sie hätten mit den Mädchen im ganzen Haus ein Ostereiersuchen veranstaltet und Schokolade versteckt. Nur hätten sie eben erzählt, dass kein Hase hinter den süßen Überraschungen stecke. Wenig später wurden die Kinder ohne jegliche Vorwarnung aus der Familie gerissen.

Richter glaubt den Pflegeeltern

Den Berichten zufolge argumentierte die Vermittlungsagentur vor Gericht, dass die Kinder nicht wegen Ostern aus der Familie genommen wurden, sondern weil sich das Paar geweigert habe „respektvoll mit den kulturellen Bedürfnissen der Mädchen“ umzugehen. Außerdem warfen sie den Angeklagten vor die Kinder gegen Homosexualität aufzuhetzen. Beweise gab es dafür jedoch nicht.

Der Richter sah die Sozialarbeiter im Unrecht - obwohl sich die Pflegeeltern gut und liebevoll um die Schützlinge gekümmert hätten, wurden die Mädchen mit nur einem Tag Vorwarnung aus dem Haus gerissen. Das sei ein potenziell traumatisches Erlebnis. So schnell eingreifen, müsse man nur bei körperlichem oder sexuellem Missbrauch, nicht bei Streit um den Osterhasen!

Gegenüber der „National Post“ entschuldigte sich der Leiter der Vermittlungsagentur nach der Verhandlung bei dem Ehepaar und sah den Fehler ein. Mit dem Urteil wurde die Akte der Pflegeeltern gelöscht, sodass sie künftig wieder Kinder in Pflege nehmen sowie adoptieren können.

Quelle: Stern