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Verzweifelter Brief eines Vaters bewegt viele Eltern

Wenn die Suche nach einem Kita-Platz zum Wettbewerb wird

Nicht nur die Wohnungssuche ist vielerorts in Deutschland mittlerweile zu einer regelrechten Bewerbungsschlacht geworden, auch bei Kita-Plätzen kämpfen Eltern nun sogar schon mit Familienlebensläufen um eine Aufnahme.

„Herr Social Media“ landet Facebook-Hit

Markus Brandl wohnt in Köln und ist Vater eines kleinen Jungen namens Paul. In sozialen Netzwerken nennt er sich „Herr Social Media“ und sorgt jetzt mit einem offenen Brief auf Facebook für Aufsehen.

„Lieber Paul, gestern haben Mama und ich uns eine Kita für dich angesehen. Wir und ca. 15 weitere Elternpaare. Eigentlich sollte dies eine einfache Führung durch die Räumlichkeiten werden“, heißt es dort. Die Führung wurde jedoch zu einem waschechten Wettkampf um einen Betreuungsplatz. Viele der Eltern ließen nichts unversucht, um der Leiterin der Einrichtung zu imponieren, präsentierten ihre Gehälter, einen Familienlebenslauf und versprachen obendrein, sich ehrenamtlich für die Kindertagesstätte zu engagieren.

Markus Brandl und seine Frau waren davon so irritiert, dass sie irgendwann selbst darauf einstiegen und von den Lernfortschritten ihres Sohnes Paul berichteten: „Unser Paul lernt ja gerade auf die Toilette zu gehen. Darum müssten sie sich also schon mal gar nicht kümmern! Hier unser Töpfchenprotokoll!“

Post spricht vielen Eltern aus der Seele

Der ganze Irrsinn erinnerte Brandl an die ehemalige Wohnungssuche in Köln, als er zusammen mit seiner Frau gegen 100 Bewerber um eine Wohnung kämpfte, um nicht mehr täglich 80 Kilometer pendeln zu müssen. „Auch dort brachte man eine komplette Bewerbungsmappe mit“, schreibt Brandl weiter. „Dass sich dieselbe Entwicklung in der Betreuung unserer Kinder, unserer Zukunft abzeichnet, macht mich richtig wütend.“

Mit seinem Posting sprach der Kölner offenbar genau das aus, was viele Eltern denken - und erhielt sofort entsprechenden Zuspruch im Netz. Der offene Brief wurde über 33.000 Mal geteilt und hat rund 28.000 Reaktionen bei der Facebook-Community ausgelöst. Brandl scheint einen Nerv getroffen zu haben.

Bleibt zu hoffen, dass sich für den kleinen Paul (ebenso wie für viele andere Kinder) ein Kita-Platz findet - auch ohne Gehaltsnachweis und "Töpfchenprotokoll"!

Quelle: Frauenzimmer