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jonathan-velasquez (unsplash)
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Mutter richtet bewegende Worte an die Öffentlichkeit

Gaffer filmten sterbendes Kleinkind

Wo Unfälle passieren, sind Gaffer leider nie fern. Dabei tun diese alles, nur um ein gutes Foto oder Video des Geschehens zu bekommen. Diese Sensationsgeilheit erlebte auch die junge Mutter Shukrije K., als ihre kleine Tochter vor einem Jahr in einen Unfall verwickelt wurde und starb.

Die junge Frau ist traumatisiert

Im Juli 2017 war Shukrije K. mit ihrer einjährigen Tochter Aida und ihrem vierjährigen Neffen in der Hagener Innenstadt unterwegs. Beim Überqueren einer Brücke wurde der Kinderwagen des Mädchens von einem heranrasenden Auto erfasst. Die kleine Aida erlitt solch schwere Verletzungen, dass es später am Tag im Krankenhaus verstarb.

Ein Jahr später versucht die heute 22-jährige Shukrije K. die traumatischen Erlebnisse immer noch zu verarbeiten und wendetet sich in einem Interview mit dem „Stern“ direkt an die Öffentlichkeit: „Ich will, dass die Leute in sich gehen, sich fragen: Was tun wir da eigentlich?“.

Die Sensationsgeilheit war größer als der Respekt

Damals hatte sich schnell  ein Menschentraube um die Unfallstelle gebildet. Viele wollten unbedingt einen Blick auf das sterbende Kind und die leidende Mutter erhaschen oder ein Foto machen.

Teilweise waren die Gaffer sogar verärgert, weil Feuerwehrleute versuchten, das Geschehen mit Decken abzuschirmen und den Zuschauern somit der Blick verwehrt wurde. Auch wechselten sie den Ort und versuchten von einer anderen Stelle zusehen zu können.

Das Treiben machte Shukrije K. so nervös, dass sie panisch immer wieder loslief. Dabei seien ihr die Gaffer gefolgt, wie ein Helfer der Feuerwehr berichtet: „Die Zuschauer filmten die Mutter. Manche wollten durch die Absperrung, um bessere Bilder zu bekommen. Ich war nur damit beschäftigt, die Frau zu schützen.“Ich sagte den Leuten: 'Gehen Sie doch bitte beiseite, gehen Sie weiter'. Aber es kamen Sprüche wie: 'Zieh deine Kutte doch aus. Komm her, wir können uns gerne prügeln.'"

„Ich versuche immer wieder, nicht an das Bild ihrer Verletzungen zu denken“

Im Interview erzählt die junge Frau weiter, dass das Schlimmste sei, dass es Menschen gebe, die ein Bild oder Video ihrer sterbenden Tochter besitzen. „Ich habe gehört, dass ein Foto auf Facebook gepostet wurde. Allein dieser Gedanke ist schlimm für mich“.

Außerdem falle es ihr schwer, ihre Tochter gesund in Erinnerung zu behalten: „Ich will mich an mein Kind erinnern, aber ich versuche immer wieder, nicht an das Bild ihrer Verletzungen zu denken. Und die Leute haben Fotos oder Videos davon!“

Die Beweggründe der Gaffer verstehe sie jedoch bis heute noch nicht: „Was haben denn die Leute davon? Was ist, wenn die an meiner Stelle gewesen wären?“.