Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Verbot an Magdeburger Grundschule sorgt für Diskussionen

Erstklässler dürfen nicht mit Fahrrad zur Schule kommen

Weil inzwischen zu viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht bringen und die Straßen um das Gebäude somit immer voller werden, sieht die Direktion einer Magdeburger Grundschule die Sicherheit der Schüler gefährdet. Deshalb wurde jetzt ein Fahrrad-Verbot für Erstklässler ausgesprochen.

Empfehlung von  ADAC und der Polizei

Wie aktuell unter anderem der „Focus“ berichtet, dürfen an einer Magdeburger Grundschule Erstklässler künftig nicht mehr mit dem Fahrrad zum Unterricht fahren. Wie es in der die „Magdeburger Volksstimme“ heißt, folge die Schulleitung mit dieser Entscheidung Empfehlungen des ADAC und der Polizei.

„Wir dürfen nicht riskieren, dass Kinder, die noch nicht ausreichend sicher auf dem Fahrrad sind und die auch in den ersten Monaten den Weg zur Schule erst einmal richtig kennenlernen müssen, hier gefährdet werden“, wird Schuldirektorin Gabriele Krappatsch zitiert.

Zweitklässler dürfen mit dem Rad kommen

Die sogenannten „Elterntaxis“ seien dabei die maßgebliche Gefahr für die Kinder: Immer mehr Mütter und Väter bringen ihren Nachwuchs morgens mit dem Auto zur Schule und verstopfen die, teils sehr engen, Straßen. Der erhöhte Verkehr wird dann zum besonderen Sicherheitsrisiko, gerade für Erstklässler. Ab der zweiten Klasse dürften die Schüler dann aber mit dem Rad fahren. „Wenn die Eltern eine entsprechende Erklärung unterzeichnen, ist es überhaupt kein Problem, dass die Kinder dann ab der zweiten Klasse mit dem Fahrrad zur Schule fahren“, erklärte die Direktorin gegenüber der Presse.

Die neue Regel an der Magdeburger Grundschule entspräche den Empfehlungen des ADAC: Kinder sollen „erst nach der schulischen Fahrradprüfung in der 3. oder 4. Klasse mit dem Rad am Straßenverkehr teilnehmen“. Die dabei gelernten Verhaltensregeln sollten Eltern außerdem immer wieder üben und erklären.

Kritik vom Deutschen Fahrrad-Club Magdeburg

Der Deutsche Fahrrad-Club Magdeburg (ADFC) kritisiert die Entscheidung der Schule deutlich: „Ist das erst gemeint? Die Kinder werden durch Autos gefährdet und man verbietet das Radfahren? Wann kommt das Verbot, dass die Kinder auch nicht zu Fuß kommen dürfen?“, fragt der Club auf Twitter.

Außerdem dürften Schulen gar keine Fahrradverbote aussprechen. Die Entscheidung, ob ein Kind mit dem Rad fährt oder nicht, läge einzig und alleine bei den Eltern. „Hinzu kommt, dass die Radfahrprüfung keine vorgeschriebene Erlaubnis zum Fahren eines Fahrrads ist. Ebenso wenig darf die Schule Kindern vorschreiben, einen Helm zu tragen“, schreibt der Fahrrad-Club auf seiner Website.

Chaos vor Schulen und Kindergärten

„Viele Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto direkt bis vor das Schultor oder die Kita, damit sie sicher ankommen. Doch gerade diese Elterntaxis machen den Schulweg gefährlicher und sorgen vor vielen Schulen und Kitas für Chaos“, meint auch Stephanie Päßler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Wären generell weniger Autos unterwegs, würden die Straßen sicherer und die Luft vor den Schulen außerdem besser.

Ob ein Kind sicher auf dem Fahrrad unterwegs ist, könne zudem nicht an einer Altersgrenze bemessen werden. Es komme nach Ansicht des ADFC vielmehr auf folgende verschiedene Fähigkeiten an:

Kinder müssen:

  • ihr Gleichgewicht halten können
  • mit dem Fahrrad abbremsen können
  • ihren Bremsweg einschätzen können
  • die Spur halten können, wenn sie sich umschauen oder Handzeichen zum Abbiegen geben

Ob das eigene Kind dazu in der Lage sei, könnten wohl die Eltern am besten beurteilen.

Nicht nur in Magdeburg ein Problem

Natürlich sorgen Elterntaxis nicht nur in Magdeburg für Diskussionen. Rund die Hälfte aller Grundschulkinder in Deutschland wird mittlerweile mit dem Auto zur Schule gebracht.