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Nachruf der außergewöhnlichen Sorte

„Er hinterlässt zwei erleichterte Kinder und unzählige weitere Opfer“

In einem Nachruf nehmen die Hinterbliebenen eigentlich traurig und dankbar Abschied und erinnern sich der positiven Eigenschaften des Verstorbenen. Eine Familie aus Texas hingegen war scheinbar ziemlich erleichtert, als ihr Oberhaupt verstarb – und brachte dies erschreckend ehrlich, aber mit der nötigen Prise Humor zum Ausdruck.

"Er lebte 29 Jahre länger als erwartet und deutlich länger als verdient"

Über Tote soll man nicht schlecht reden, sagt man. Doch entgegen aller Konventionen nutzte eine Familie aus Texas nun die Todesanzeige ihres verstorbenen Vaters Leslie Ray C. als letzte Abrechnung. Dabei zogen sie sowohl hart als auch lustig über ihn her – mit einer wichtigen Nachricht für alle Opfer häuslicher Gewalt.

"Leslie Ray C. hinterlässt zwei erleichterte Kinder, sechs Enkel und unzählige weitere Opfer inklusive seiner Ex-Frau, Freunden, Nachbarn, Ärzten, Pflegerinnen sowie wildfremde Personen", schrieb die Familie in dem gnadenlosen Nachruf. "Er lebte 29 Jahre länger als erwartet und deutlich länger als verdient."

Hingabe zu Drogen, Alkohol und Gewalt

"Schon in jungen Jahren entwickelte er sich zu einem Musterbeispiel schlechter Elternschaft, kombiniert mit Problemen der geistigen Gesundheit und einer absoluten Hingabe zum Saufen, Drogen, Herumvögeln und genereller Ausfälligkeit."

Zu Leslies Hobbies zählte es offenbar unter anderem, seine Familie zu misshandeln, Haustiere umzubringen und zu angeln - wobei er hier weniger talentiert gewesen sei als bei den erstgenannten Beispielen. "Sein Leben hatte keinen weiteren erkennbaren Zweck, er trug nicht zur Gesellschaft oder Gemeinde bei und besaß keine positiven Eigenschaften, außer einem scharfen Sinn für Sarkasmus, der durchaus unterhaltsam war, wenn er mal nüchtern blieb."

„Er wird für das vermisst, was er nie war“

Die Familie fand weitere ehrliche Worte: "Er wird nur für das vermisst, was er nie war: Ein liebender Ehemann und Vater und ein guter Freund." Eine Beisetzung fiel demnach auch aus, seine Asche wurde aufgehoben bis der Streubelag im Stall aufgebraucht war. Dort stehe nämlich ein nach ihm benannter Esel.

Ein Gutes hielt die Familie dann aber doch noch fest: "Leslies Tod beweist, dass das Böse tatsächlich sterben kann, und ist hoffentlich der Beginn einer Zeit der Heilung und der Sicherheit für alle."

Die Tochter der Familie erklärte später in einem Interview mit dem Fernsehsender „ABC13“: "Es wäre falsch, ihn als etwas darzustellen, das er nicht war." Man müsse über häusliche Gewalt sprechen, sie verschwinde nicht, wenn man sie verschweigt. "Ich freue mich für jeden, der diesen Nachruf nicht verstehen kann. Das bedeutet, ihr hattet eine gute Kindheit", ergänzt sie…

Quelle: Stern