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Eltern greifen vermehrt zu Beruhigungsmitteln für ihre Kinder

Mediziner warnen vor sogenannten "Zaubertropfen"

Jeder, der kleine Kinder zu Hause hat, kennt die nächtlichen Dramen wohl nur zu gut: Der Nachwuchs will partout nicht einschlafen, oder macht gerne mal mit lautem Gebrüll die Nacht zum Tag. Immer mehr überforderte und übernächtigte Eltern begehen in solchen Situationen leider einen folgenschweren Fehler.

Mediziner sprechen eindringliche Warnung aus

Wenn die Kleinen einfach keine Ruhe geben wollen und die Nerven von Müttern und Väter blank liegen, greifen diese vermehrt zu „Zaubertropfen“ – das heißt, sie geben ihren Kindern Schlafmittel, um sie ruhigzustellen.

Mediziner warnen eindringlich vor diesem gefährlichen Trend. „Es kann - auch bei niedrigen Dosen - zum Atemstillstand kommen“, sagt  Hermann Josef Kahl, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Abhängigkeit und Organschäden drohen

Neben Schlaf- oder Beruhigungsmitteln werden auch immer wieder Hustenstiller oder Allergietabletten zweckentfremdet.  Diese sind in der Regel freiverkäuflich und leicht zu beschaffen.

Die Medikamente können allerdings sehr schnell nicht nur psychisch abhängig machen, sondern auch Organe wie Nieren oder Leber nachhaltig schädigen.

Mit den Kindern "mitschlafen"

Viele Eltern vergessen, dass Babys das Schlafen erst lernen müssen. Dabei sollten jedoch eher Rituale oder bestimmte Verhaltensmuster in die Erziehung eingebracht werden, statt Medikamente. Stress der Erwachsenen überträgt sich leicht auf die Kinder – sie spüren förmlich die Unruhe und können daher selbst auch nicht abschalten.

Hermann Josef Kahl rät, im Idealfall während der Tagesschlafzeit des Kindes selbst "mitzuschlafen" – sofern es Arbeit und Haushalt zulassen. Ein kleines Nickerchen füllt die Energiereserven wieder auf, sodass mit stressigen Situationen leichter umgegangen werden kann.

 

Im Notfall Hilfe suchen

Wer dennoch vor lauter Erschöpfung keinen Ausweg mehr sieht, muss sich deshalb aber nicht schämen. Dass Mutter oder Vater das Gefühl zu haben „nicht mehr zu können“, ist kein Anzeichen dafür ein schlechtes Elternteil zu sein. Es ist kein Armutszeugnis, Unterstützung einzufordern.

In Notfällen hilft hier die Schreiambulanz. Dort können psychische Probleme von Kindern (und ihren Eltern) bis zu einem Alter von drei Jahren behandelt werden. In jedem Fall sollte aber davon abgesehen werden, Kleinkinder mit Medikamenten jeglicher Art ruhigzustellen.

Quelle: Frauenzimmer