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„Bodyfarm“ im Rhein-Main-Gebiet geplant

Forscher suchen Ort, an dem sie Leichen verwesen lassen können!

Frankfurter Rechtsmediziner planen die erste „Bodyfarm“ Deutschlands: Einen Ort, an dem Leichen unter freiem Himmel und unter realistischen Bedingungen verwesen können, um so genauere Angaben zur Todeszeitbestimmung machen zu können.

Handwerk der Forschung

Während in den USA und den Niederlanden sogenannte „Bodyfarms“ mittlerweile zum Alltag von Rechtsmedizinern, Forensikern und Entomologen, also Wissenschaftler auf dem Gebiet der Insektenforschung, gehören, planen Frankfurter Rechtsmediziner eine solche Einrichtung im Rhein-Main-Gebiet, wie die Hessenschau berichtet.

Insekten helfen Todeszeitpunkt zu bestimmen

Ein Leichenfund wirft immer viele Fragen auf und um den Verfall einer Leiche besser verstehen zu können, soll nun ein geeigenter Ort zur Leichenverwesung auf deutschem Boden gegründet werden. Dabei spielen Maden, Larven und Fliegen die entscheidende Rolle. Über die verschiedenen Entwicklungsstadien der Insekten ist es den Wissenschaftler möglich, zurückzurechnen, wie lange eine Leiche bereits liegt und wie weit die Verwesung tatsächlich fortgeschritten ist.

Die Insektenkunde hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten an Fahrt aufgenommen und gehört inzwischen zur sichersten Methode, um den Todeszeitpunkt bestmöglich bestimmen zu können. Dr. Jens Amendt, Biologe am Institut für Rechtsmedizin der Goethe-Universität und Herr der Käfer, wie Amendt auch genannt wird, plant deshalb zusammen mit einer Kollegin seit einigen Monaten die erste „Bodyfarm“ Deutschlands zu gründen.

Gesuchtes Gelände muss bestimmte Bedingungen erfüllen

Um einen solchen Ort entstehen zu lassen, bedarf es neben Körperspendern auch die Hürden der Bürokratie mit samt seinen Auflagen zu bewältigen. Bei seinen bisherigen Bemühungen hat Amendt bereits die Erfahrung gemacht, dass Behörden und Verantwortliche mit diesem Thema besser nichts zu tun haben wollen, heißt bei der Frankfurter Neue Presse. Schon für das Verwesen eines Schweinekörpers unter freiem Himmel bedarf es hierzulande einer Genehmigung.

Derzeit suchen die Forscher nach einem geeigneten Gelände im Rhein-Main-Gebiet. Dabei stellt die dichte Besiedlung ein großes Problem dar. Denn das Gelände soll etwa einen Hektar groß sein, Wald und Wiesen haben, dazu unterschiedlich feuchte und trockene Abschnitte und wenn möglich auch noch über Gebäude verfügen, berichtet die Hessenschau weiter.

Außerdem muss es nach außen geschützt sein, damit Unbefugte nicht zufällig hinein laufen oder etwa Segelflieger von oben auf die Leichen sehen. Schaulustige und Drohnen sollten ebenfalls kein Zugang zum Versuchsgelände haben können. Ein Militärgelände im Odenwald, in der Wetterau oder im Vogelsberg stellt für die Wissenschaftler das ideale Areal dar.

Vorteile der Forschungseinrichtung überwiegen

Neben dem passenden Grundstück und der Überwindung der Widerstände ist die Entstehung einer „Bodyfarm“ auch eine Kostenfrage. Einige hunderttausend Euro wären nötig, um ein solches Forschungsprojekt ins Leben rufen zu können, berichtet die Frankfurter Neue Presse. 

Abgesehen von allen Hindernissen, die es noch zu überwinden gilt, hat eine solche Forschungsstelle hierzulande jede Menge Vorteile – für die Forschung im Allgemeinen, die Polizei, Spurensicherung und vor allem aber, um mögliche Verbrechen aufzuklären. Denn nur wenn der Todeszeitpunkt möglichst genau bestimmt werden kann, kann die Rechtsmedizin zusammen mit der Polizei mögliche Verbrechen klären, Unschuldige entlasten und Hinterbliebenen Rede und Antwort stehen.