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Facebook-Nutzer hinters Licht geführt

Abzocke mit vermeintlicher Pferderettung

Eine Facebook-Gruppe, die vorgibt, Pferde kurz vor der Schlachtung zu retten, sorgt derzeit für großen Wirbel. In Wahrheit steckt ein lukratives Geldgeschäft dahinter, das mit den Sorgen von Pferdeliebhabern spielt.

Brutale Verkaufsmasche führt Nutzer hinters Licht

Ein Bericht des NDR enthüllte kürzlich das unverschämte Vorgehen des Betreibers der Facebook-Gruppe "Wir retten gemeinsam - Vermittlung von Pferden in Not". Darin bietet ein Schlachter aus Baden-Württemberg Pferde zum Verkauf an – meist mit dem Zusatztext: "Wenn sich bis Sonntag kein Käufer findet, werden sie am Montag geschlachtet." Die 17.500 Mitglieder der Facebook-Gruppe haben so den Eindruck, dass sie Stuten und Wallache vor einem Schlachter retten können. Doch dahinter steckt eine brutale Verkaufsmasche.

"Wenn man neu reinkommt in diese Gruppe denkt man eigentlich, man tut was Gutes", erzählt eine Nutzerin gegenüber dem NDR. "Dass die Pferde tatsächlich geschlachtet werden. Man weiß am Anfang auch gar nicht, mit wem man es zu tun hat." Erst nach dem Kauf habe sie bemerkt, dass in den Papieren der Tiere steht, dass diese eigentlich gar nicht geschlachtet werden dürfen.

Pferde im Wert von 300.000 Euro angeboten

Nach NDR-Recherchen wurden seit Oktober 2017 Pferde im Wert von 300.000 Euro mit der Masche angeboten. Der Betreiber, ein Pferdeschlachter aus Osterburken in Baden-Württemberg, weist derweil alle Kritik zurück. Er mache das nur zum Wohle der Tiere. "Die Vermittlung an sich, die mache ich persönlich, weil mir es auch Spaß macht - man muss nicht alles sinnlos töten, was auf der Welt existiert." Er betont weiterhin, dass nicht vermittelte Pferde acht Tage später auf der Schlachtbank landen.

Doch weitere Recherchen des NDR ergeben, dass die Tiere gar nicht geschlachtet werden dürfen. Das steht so in den Papieren, den sogenannten Equidenpässen, in denen neben dem Namen und Stammbaum des Pferdes auch vermerkt ist, ob das Tier am Ende seines Lebens geschlachtet werden darf oder nicht.
 

Illegale Schlachtandrohung

Mit den Vorwürfen konfrontiert, erklärt der Facebook-Gruppen-Betreiber, dass man hier klar zwischen einem Schlachtpferd für den menschlichen Verzehr und für die Tiernahrungsindustrie unterscheiden müsse. Für die Tierverfütterung dürften die Pferde demnach auf der Schlachtbank landen. Dem widerspricht der Tierschutzbeauftragte Edgar Schallenberger von Schleswig-Holstein energisch: "Nicht zur Schlachtung für den menschlichen Verzehr, aber für die Tiernahrungsindustrie geeignet - also diese Definition steht in keinem Gesetzeswerk drin." Hier werde versucht, eine völlig neue Definition zu erfinden und ein Geldgeschäft mit dem guten Willen vieler Menschen zu machen.

Quelle: NDR