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Kritik an DPD-Paketdienst

Völlig überarbeiteter Paketbote stirbt – Witwe erhebt schwere Vorwürfe

Er arbeitete sprichwörtlich bis zu Umfallen: Ein englischer Paketzusteller starb, nachdem er wichtige Arzttermine aufgrund seiner Arbeit nicht wahrnehmen konnte. Seine Frau erhebt nun schwere Vorwürfe gegen seinen Arbeitgeber, den Paketdienst DPD.

Strafzahlung für Krankheit

Anfang Januar starb der 53-jährige Paketzusteller Don Lane, nachdem er zuvor mehrmals auf der Arbeit zusammengebrochen war. Er litt an Diabetes und hatte aufgrund seines Berufs immer wieder dringende Arzttermine nicht wahrnehmen können. Der Druck seines Arbeitgebers DPD und die "unmenschlichen Arbeitsbedingungen" hätten ihn in den Tod getrieben, so lauten die Vorwürfe seiner Witwe Ruth Lane.

Fast 20 Jahre war der 53-Jährige als selbstständiger Kurier für den Paketdienst beschäftigt. Er wurde pro Paket, das er lieferte, bezahlt – ohne Anspruch auf Bezahlung im Urlaubs- oder Krankheitsfall. Seine Frau erzählte gegenüber der englischen Presse, dass DPD ihrem Mann immer wieder Strafen von umgerechnet 170 Euro angedroht haben soll, falls er ausfällt und keinen Ersatz für seine Touren findet.

Drei Mal während Arbeit kollabiert

Im vergangenen Jahr war Lane bereits drei Mal während der Arbeit kollabiert. Um weiterhin seine Familie über Wasser halten zu können, arbeitete er deshalb unermüdlich weiter. Oft habe ihr Mann Arzttermine in letzter Minute absagen müssen, weil er nicht mit den Zustellungen fertig geworden war, schilderte seine Frau. Trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustandes schuftete Lane während der gesamten Weihnachtszeit. Der 53-Jährige habe Blut gespuckt und immer wieder gesagt, dass er nicht arbeiten wolle, aber eben müsse. Nach Weihnachten brach er schließlich ein letztes Mal zusammen und starb Anfang Januar im Krankenhaus in Bournemouth, Südengland.

DPD weist Vorwürfe zurück

Der Fall sorgte in England für einen medialen Aufschrei. Politiker und Gewerkschaften wandten sich an die britische Premierministerin und forderten eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Paketzustellern. Es brauche eine neue Gesetzgebung, die die Menschen schütze, die „die schlimm ausgebeutet werden“, so Politiker Frank Field.

DPD selbst weist die Vorwürfe der Witwe zurück. Lane seien nie Geldstrafen angedroht worden, zudem habe man keine Kenntnis von den Zusammenbrüchen gehabt. Zudem seien in den Tagen um Weihnachten Überstunden in seinem Metier völlig normal. Das Unternehmen sprach der Familie sein Beileid aus.

Derweil berichteten viele Paketzusteller via Twitter über ähnliche Drucksituationen in ihrem Arbeitsalltag. „Ich habe für DPD gearbeitet, das war die übliche Praxis. Einmal musste ich eine Strafe von 250 Pfund zahlen, weil ich krank war“, schreibt ein User. Ein anderer startete eine Online-Petition, und fordert die Einstellung der Strafzahlungen für kranke DPD-Mitarbeiter.

In England sind rund 5000 Zusteller bei DPD beschäftigt. Hierzulande sind es doppelt so viele.

Quelle: Welt