Schule lässt nur schlanke Kinder am Fenster sitzen
In einer Schule in Halle an der Saale herrscht echter Notstand. So sehr, dass in den engen Unterrichtsräumen nur noch schlanke Kinder am Fenster sitzen können.
In einer Schule in Halle an der Saale herrscht echter Notstand. So sehr, dass in den engen Unterrichtsräumen nur noch schlanke Kinder am Fenster sitzen können.
Zu klein, zu viele Schüler, zu wenig Lehrer – an der Grundschule „Rosa Luxemburg“ in Halle-Neustadt herrschen untragbare Zustände. Wenn ein Lehrer die Tafel aufklappt, müssen die Schüler in der ersten Reihe ihre Köpfe einziehen. Zwischen Pult und Wand bleiben nur wenige Zentimeter – und lediglich sehr schlanke Kinder können in der Fensterreihe sitzen.
Die Schulleiterin Corina Kups schlägt Alarm. Jedes Kind habe nur knapp 1,6 Quadratmeter Platz – das sei weniger als einem Bio-Mastschwein per Gesetz zustehe, so die Pädagogin gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung.
Das Problem: Das Schulgebäude ist eigentlich ein alter Kindergartenbau aus der DDR. Ursprünglich sei es für 80 Kinder ausgelegt worden, zurzeit lernen dort 200 Schüler. Vor acht Jahren hat die Stadt Halle das große Gebäude nebenan geschlossen und abgerissen, „weil alle angenommen haben, man brauche nicht mehr so große Schulen“, sagt Kups. Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich in den letzten Jahren zeigte, als die Schülerzahlen rasant stiegen.
Hinzu kommt extremer Lehrermangel. Einige Zimmer der Schule stünden sogar leer, so Kups. „Wir haben nicht genug Lehrer, um kleine Klassen bilden zu können, die in die Räume passen.“
„Hier wird gerade eine ganze Grundschulgeneration verbrannt“, sagt sie, „die Lehrer arbeiten am Limit und die Kinder sehen später gegenüber Schülern aus Schulen, denen es besser geht, keinen Stich. Das ist einfach so.“
Erst im Februar beginnt die Sanierung der Rosa Luxemburg-Schule. Dabei werden die Räumlichkeiten brandschutztechnisch auf Vordermann gebracht und es sollen sieben weitere Klassenräume und Lernwerkstätten entstehen.
Doch der Lehrermangel wird wohl weiterhin herrschen. Im schlimmsten Fall blieben dann am Ende – trotz Sanierung und mehr Räume – zu große Klassen in zu kleinen Räumen. Schulleiterin Kups ist mit ihrem Latein am Ende.
Quelle: Express