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Er musste seine Reise kriechend verbringen

Airline weigert sich: Mann darf Rollstuhl nicht mit in Urlaub nehmen

In Kanada wurde es einem Mann verwehrt, seinen Rollstuhl mit an Bord eines Flugzeuges zu nehmen. Der 68-Jährige sah sich gezwungen, ohne das Fortbewegungsmittel zu verreisen – und erlebte einen Albtraum-Urlaub.

Rollstuhl-Batterien sollen zu gefährlich sein

Der Kanadier Stearn Hodge hatte sich so sehr auf die Reise in die USA mit seiner Ehefrau anlässlich ihres 43. Hochzeitstages gefreut. Doch die drei Wochen sollten sich zu einem Horror-Trip entwickeln, wie der Stern unter Berufung auf CBC News berichtet.

Hodge ist seit einem Arbeitsunfall im Jahr 1984, bei dem er einen Arm und ein Bein verlor, an einen elektrischen Rollstuhl gefesselt. Im Vorfeld seiner Reise hatte er eigentlich sämtliche notwendigen Unterlagen der "International Air Transport Association" (IATA) für den Transport des elektrischen Fortbewegungsmittels im Flugzeug besorgt, um damit auch ohne Probleme mitfliegen zu können. Doch an der Sicherheitskontrolle folgte das böse Erwachen: Der 68-jährige Kanadier könne den Rollstuhl nicht mitnehmen, denn dessen Akkus würden angeblich die Flugsicherheit gefährden. Sowohl die Lithium-Batterie des Hilfsmittels als auch der Ersatzakku mussten am Flughafen zurückbleiben.

"Sie nahmen mir nicht nur meine Beine, sondern auch meine Würde."

Im Gespräch mit dem Sender CBC sagte Hodge, dass ihm niemand von den Angestellten Gehör schenkte, als er die ausgedruckten IATA-Papiere vorlegte, die ihm eigentlich offiziell eine Rollstuhl-Mitnahme gestatten. "Sie nahmen mir nicht nur meine Beine, sondern auch meine Würde."

Dem Kanadier bliebt daraufhin nichts anderes übrig, als ohne sein Hilfsmittel in den Urlaub zu fliegen – und den Großteil des Tages im Bett zu verbringen, da er sich sonst nicht wirklich fortbewegen konnte. Er beschrieb seinen Urlaub im CBC-Interview als reinen Horror-Trip. Um zur Toilette zu gelangen, habe er sich über den Boden entlang zum Bad ziehen müssen. "Ein Hochzeitstag soll eigentlich Paare daran erinnern, wie sie sich einst verliebten. Er soll die Romantik aufleben lassen. All das wurde mir verwehrt. Ich kroch über den Boden an meiner Frau vorbei. Das war armselig."

Airline entschuldigt sich für „Unannehmlichkeit“

Der Rollstuhlfahrer hat inzwischen einen Anwalt eingeschaltet, um den Fall sowohl zivilrechtlich als auch vor der kanadischen Menschenrechtskommission zu verhandeln. Die Fluggesellschaft wollte sich mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht äußern. Sie  soll dem Ehepaar Hodge inzwischen Reisegutscheine im Wert von je 800 Dollar angeboten haben und für die entstandenen „Unannehmlichkeiten“ um Entschuldigung gebeten haben.

Doch das macht Hodge fast noch wütender: "Eine Unannehmlichkeit ist es, wenn es an einem Urlaubstag regnet. Dies aber war eine Erfahrung, die mein gesamtes Leben veränderte."

Quelle: Stern / CBC