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Sitzen lassen und beobachten

Experten warnen: Finger weg von Jungvögeln!

Hin und wieder kommt es vor, dass ein Vogelbaby aus dem Nest fällt und lautstark auf sich aufmerksam macht. Tierfreunde greifen dann gerne beherzt zu, doch bei solch einer "Rettung" gibt es einiges zu beachten!

Vogel gefunden - Was tun?

Laut dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) schlüpfen noch bis etwa Mitte Juni besonders viele Vögel, die in der Regel in den Nestern von ihren Eltern großgezogen werden, bis sie schlussendlich ihr Zuhause verlassen und auf sich alleine gestellt sind. Doch nicht selten kommt es vor, dass scheinbar verlassene Jungvögel durch Büsche oder über Grünflächen hüpfen oder aus umliegendem Gehölz lautstark auf sich aufmerksam machen und bettelnd nach ihren Eltern und vor allem Futter rufen.

Besonders Tierfreunde, die auf ein kleines, vermeintlich hilfloses Vogelbaby aufmerksam werden, möchten oftmals umgehend helfen und das Küken zurück in sein Nest setzen oder es Zuhause aufziehen, doch Experten warnen vor genau diesem Vorgehen.

Befindet sich das Küken wirklich in Not?

Wie der Landesbund für Vogelschutz  weiter berichtet, schadet man den gefiederten Jungtieren mit der vermeintlichen Rettung meist mehr, als das man ihnen hilft. So kommt es derzeit besonders häufig vor, dass viele Küken ihre Brutstätte verlassen, jedoch noch nicht fliegen können. Stattdessen sitzen sie dann in der Nähe des verlassenen Nestes und halten laut zwitschernd Kontakt zu ihren Eltern.

Ein Großteil der Menschen verspürt dann, wegen der vermeintlich hilflosen Rufe, den Drang zu helfen. Die Chance für eine erfolgreiche Aufzucht der Wildtiere in menschlicher Obhut ist jedoch sehr gering, heißt es weiter.

Tatsächlich brauchen Jungvögel mit Federn nur dann Hilfe, wenn nach zwei bis drei Stunden die Eltern noch immer nicht aufgetaucht sind. In der Regel werden sie nämlich weiterhin vor allem morgens und abends gefüttert.

Deshalb gilt: Aus sicherer Entfernung beobachten und nicht sofort eingreifen. Verloren gegangene Jungtiere werden bis zu 24 Stunden lang von ihren Eltern gesucht. Wer ein Küken aufgenommen hat, kann es ohne Probleme wieder zurück in eine Astgabel am Fundort setzen.

In diesen Fällen ist sofortige Hilfe gefragt!

Umgehende Hilfe ist dann notwendig, wenn sehr junge und kaum befiederte Tiere entdeckt werden. Diese sollten vorsichtig zurück ins Nest oder auf eine nahegelegene Astgabel in Hörweite vom Fundort gesetzt werden. Durch freilaufende Katzen oder an viel befahrenen Straßen ist die Gefahr sehr hoch, dass die Vogelbabys ums Leben kommen.

Der LBV ruft in diesem Zusammenhang Katzenbesitzer dazu auf, ihre Stubentiger während der nächsten Wochen im Haus zu lassen, so dass eine potentielle Gefahrenquelle für das possierliche Federvieh ausgeschlossen werden kann.
Ab Mitte Juni ist die Brut- und Aufzuchtzeit der Vögel dann weitestgehend vorüber.