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Ungewöhnliche Passagiere

Pferde und Schweine als Flugbegleiter: USA erlaubt "Hilfstiere"

Das US-Verkehrsministerium erlaubt behinderten und psychisch kranken Menschen Tiere beinahe aller Art auf Flügen kostenlos mitführen zu dürfen. Voraussetzung dafür ist jedoch eine ärztliche Bescheinigung. Airlines kritisieren massiven Missbrauch.

Tiere sollen emotionalen Beistand leisten

Wer Pferde fliegen sehen möchte, der sollte in die USA kommen. Dort ist es erlaubt, neben Hunden und Katzen auch Miniaturpferde auf inneramerikanischen Flügen kostenlos mitzuführen. Voraussetzung ist jedoch, dass dies durch einen Arzt attestiert wird. Vorrangig geht es darum, dass behinderten oder psychisch kranken Menschen das Fliegen ermöglicht werden kann.

Neben „Service Animals“, zu denen Blindenhunde oder speziell trainierte Miniaturpferde zählen, sorgen die Richtlinien zu „Emotional Support Animals“, also Tieren, die ihren Besitzern durch ihre bloße Anwesenheit emotionalen Beistand während des Fluges leisten sollen, bei den Airlines für jede Menge Kritik, wie die „Rheinpfalz“ unter Berufung auf die „Deutsche Presseagentur“ berichtet.

Wer Fiffi & Co. mitführen will, muss tief in die Tasche greifen

Die Mitnahme von Tieren zur emotionalen Unterstützung wird aus Sicht der Fluggesellschaften jedoch zunehmend missbraucht. So steht der Verdacht im Raum, dass manche Haustierhalter ihre Lieblinge schlicht umdeklarieren lassen, um sie so kostenlos transportieren zu können.

Zwar sei nach wie vor die Bescheinigung eines Arztes oder Psychologen notwendig, um Betroffenen das Mitführen ihres Tieres aus medizinischer Sicht zu gestatten, doch im Internet seien jede Menge falsche Dokumente erhältlich, kritisiert der Dachverband Airlines for America (A4A). Diese Schlupflöcher würden demnach von Passagieren verwendet werden, um die Transportbedingungen der Fluggesellschaften zu umgehen, heißt es weiter. Denn diese sehen vor, dass Tiere an Bord eigentlich kostenpflichtig sind.

Während „Service Animals“ - darunter fallen auch „Emotional Support Animals“ - von den Fluggesellschaften nicht in Rechnung gestellt werden dürfen, sieht das bei der regulären Mitnahme von Tieren anders aus. Wer Hund, Katze & Co. auf Reisen mitnehmen möchte, muss tief in die Tasche greifen. So fallen etwa bei der Fluggesellschaft United für Katzen, Hunde, Hasen oder Vögel in der Kabine 125 Dollar (110 Euro) pro Tier und Strecke an.

Anzahl der tierischen Passagiere nimmt extrem zu

Während 2016 rund 481.000 Begleittiere auf US-Inlandsflügen unterwegs waren, waren es 2017 bereits 751.000. In vergangenen Jahren sollen es bereits mehr als eine Millionen tierische Passagiere gewesen sein, die zur emotionalen Unterstützung neben ihren Besitzern Platz genommen hätten. Katzen und Hunde werden demnach am häufigsten mit an Bord gebracht.

Zwar rief das US-Verkehrsministerium bereits 2003 die Regelung zu den „Emotional Support Animals“ ins Leben, eine klare Definition blieb jedoch aus. Lediglich der Hinweis, dass „unübliche Service Animals“, die ein Sicherheits- oder Gesundheitsrisiko darstellen, nicht transportiert werden müssen. Und genau dieses Schlupfloch machen sich die Amerikaner seit Jahren zunutze.

Bisher konnten sich Airlines nicht durchsetzen

US-Fluggesellschaften haben in den letzten Jahren vergeblich versucht, die Bedingungen für die Mitnahme der Hilfstiere zu verschärfen. Sie forderten, diese Tiere gar nicht mehr als „Service Animals“ anzuerkennen. Durchsetzen konnten sie sich damit jedoch nicht, wie die neuen Richtlinien zeigen: Die Tiere bleiben an Bord weiterhin erlaubt. So werden nicht nur Hunde, Katzen und Miniaturpferde nun ausdrücklich zugelassen. Auch dürfen Airlines nicht alle anderen Tierarten kategorisch ablehnen. Dafür wird ihnen unter anderem gestattet, Dokumente etwa zu Impfungen oder zum Verhalten des Tieres einzufordern.

Quelle: Rheinpfalz