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Aldi, Lidl & Co. führen Fleisch-Ampel ein

Ab 1. April: Neue Fleisch-Kennzeichnung in Supermärkten

Die Verbraucherzentralen kritisierten schon länger, dass Werbebotschaften bei Fleischprodukten oft irreführend waren. Ab dem 1. April soll der Kunde künftig einfacher die Haltungsbedingungen der Tiere erkennen können. Die neue Fleisch-Ampel soll Rückschlüsse auf Ställe, Transport und Schlachtung geben.

Schlechte Kennzeichnungen verwirren Kunden

Nach einer bundesweiten Stichprobe in 17 Supermärkten und Discountern sprachen Tester laut Express von einem Verwirrspiel bezüglich der Kennzeichnung von Fleisch. Auf den Verpackungen fand der Kunde oft idyllische Bilder sowie Slogans wie „Weidehaltung“, „mehr Platz“ oder „kleine Tiergruppen“. Kunden sollten damit geködert werden, so dass sie mit gutem Gewissen Fleisch kaufen würden. Der Haken daran: die Botschaften waren selten verlässlich, noch nachvollziehbar.

Discounter starten mit eigener Fleisch-Kennzeichnung zur Haltungsform

Ab dem 1. April 2019 soll es für Verbraucher beim Fleisch-Einkauf leichter ersichtlich sein, wie und wo die Tiere gelebt haben. Die großen Supermärkte und Discounter wie Aldi, Lidl, Edeka und Kaufland führen eine einheitliche Kennzeichnung auf Verpackungen von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch ein.

Bei dem neuen Logo mit der Aufschrift „Haltungsform“ werden Kunden direkt darüber informiert, wie die Schlachttiere gelebt haben. Bei den neuen Tierwohlkennzeichen gibt es vier Stufen, die vom gesetzlichen Mindeststandard bis hin zur Bioqualität reichen.

Damit kommt der Handel der von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) geplanten staatlichen Kennzeichnung zuvor, die ab 2020 zunächst für Schweinefleisch eingeführt werden soll, berichtet RP Online unter Berufung auf die Deutsche Presse-Agentur.

Umstellung schrittweise im Gange

Bereits seit März stelle Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka seine Eigenmarkenartikel für Fleisch und Wurstwaren auf die neue Haltungsform-Kennzeichnung um. Ein Großteil der Selbstbedienungsartikel sei nun mit der neuen Kennzeichnung erhältlich. Viele Discounter wie Aldi und Lidl, aber auch Rewe und Kaufland ziehen nun nach und führen das neue Siegel ein.

Neue Fleisch-Kennzeichnung soll Haltungsbedingungen deutlich ersichtlich machen

Derzeit gebe es nur bei Geflügel festgeschriebene EU-Vermarktungsnormen, die genau vorschreiben, wie viel Platz die Tiere haben, wie groß der Auslauf sein muss und wie sie gefüttert werden. Das neue Tierwohlkennzeichen sieht diese Vorgaben unter anderem für Ställe, Transport und Schlachtung vor.

Die Fleisch-Ampel sieht die folgenden vier Stufen vor:

  • Stufe 1 „Stallhaltung“: entspricht den gesetzlichen Anforderungen / Teilnahme QS-System.
  • Stufe 2 „Stallhaltung plus“: höhere Tierwohlstandards, z. B.  mindestens 10 Prozent mehr Platz im Stall und zusätzliches Beschäftigungsmaterial.
  • Stufe 3 „Außenklima“: garantiert deutlich mehr Platz und Frischluft-Kontakt
  • Stufe 4 „Premium“: noch mehr Platz und Auslaufmöglichkeiten. Bio-Fleisch wird dieser Stufe zugeordnet.

Neues Logo Mogelpackung?

Die Verbraucherorganistation Foodwatch sieht in der neuen Kennzeichnung jedoch eine Mogelpackung, da sie dem Kunden vorgaukle, er könnte durch seinen Einkauf die Zustände in der Haltung verbessern, erklärte Foodwatch-Experte Matthias Wolfschmidt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Dabei gehe es aber nur um formale Haltungsbedingungen. Dadurch werde nicht garantiert, dass es den Tieren tatsächlich gut gehe.