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Night Eating Syndrom

Wenn der Weg nachts zum Kühlschrank führt: Das steckt dahinter!

Wer nachts häufig aufsteht, um etwas zu essen, der könnte am sogenannten Night Eating Syndrom (kurz: NES) leiden. Dabei handelt es sich um mehr als nur eine schlechte Angewohnheit. Doch was steckt dahinter?

Inhalt:

Was könnte die Ursache sein?

Wer nach einer ausschweifenden Party oder nach einem langen Arbeitstag zu späterer Stunde noch hungrig ist, muss sich jetzt aber nicht sofort Sorgen machen. Bleibt der Gang in die Küche aber keine Ausnahme, sondern wird zur Gewohnheit, sollte man hellhörig werden.

Von der Diagnose Night Eating Syndrome spricht man, wenn mindestens ein Viertel der täglichen Nahrungsmenge in der Nacht aufgenommen wird. Das Nacht-Esser-Syndrom ist keine Schlaf-, sondern eine Essstörung. Schlaftabletten sind also nicht die Lösung. Betroffene haben oft das Problem, dass sie ihre nächtlichen Hungerattacken damit kompensieren wollen, indem sie tagsüber weniger essen. Aber das ist ein fieser Teufelskreis, denn so kommt der Hunger in der Dunkelheit ganz bestimmt.

Forscher*innen konnten auch beobachten, dass das Phänomen oft familiär gehäuft auftritt. Auch eine hormonelle Ursache könnte in Frage kommen. Schätzungsweise leiden ein bis zwei Prozent der Deutschen am NES.

Was sind die Symptome von NES?

Diese Symptome deuten darauf hin, dass du möglicherweise am Night Eating Syndrome leidest:

  • Häufiges nächtliches Aufstehen, um etwas zu essen
  • Große Mengen an Nahrung werden nachts oder spät abends aufgenommen
  • Vorwiegend Appetit auf Kohlenhydrate
  • Morgendliche Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Stress, Unruhe, Depressionen
  • Gewichtsprobleme

Was hilft?

Bisher werden Patient*innen meist mit Psychopharmaka, wie beispielsweise Antidepressiva therapiert. Ist die Erkrankung auf Anspannung oder Stress zurückzuführen, können auch Entspannungsübungen helfen.

Der mittlerweile verstorbene Psychologie-Professor Dr. Albert J. Stunkard von der Universität Pennsylvania hat sich jahrelang mit dem Thema beschäftigt. Er und sein Forscherteam fanden heraus, dass Betroffene meist gar nichts oder nur wenig frühstücken. Wer bis zum Mittagessen mit dem Schlemmen wartet, läuft eher Gefahr, dass nachts der Magen knurrt. Nacht-Esser konsumieren 30 bis 35 Prozent ihres Kalorienumsatzes nach dem Abendessen. Das sorgt mit der Zeit für Übergewicht, Verdauungsprobleme, schlechten Schlaf und schlechte Laune.

NES vorbeugen

Solltest du in diesem Teufelskreis gefangen sein, solltest du einen geregelten Ess-Rhythmus einhalten. Das heißt, dass du tagsüber am besten fünf geregelte und ausgewogene Mahlzeiten zu dir nehmen solltest. Dabei solltest du darauf achten, dass Gemüse, Obst, Eiweiß und auch gute Kohlenhydrate beinhaltet sind. Je später der Tag, desto eher solltest du auf Kohlenhydrate verzichten, denn dann wird deine nächtliche Fettverbrennung besser angekurbelt. Außerdem solltest du dir genügend Zeit vor dem Schlafen gehen nehmen, um zu entspannen – zum Beispiel mit Yoga oder autogenem Training.

Diese Maßnahmen kannst du zusätzlich ergreifen

Leider klappt die Umsetzung nicht immer bei jedem auf Anhieb. Mach dir also den Weg zum Kühlschrank schwerer. Klebe ihn nachts zu, schließ deine Küchentür ab und verbarrikadiere Schokolade und andere Snacks so, dass du nicht drankommst. Wenn du deine Heißhungerattacke gar nicht im Griff hast, solltest du nur Gemüse, Obst und fettarme Milchprodukte vorfinden können. Dann ist der Ess-Flash nicht ganz so ungesund. 

Grundsätzlich gilt: Wer glaubt, unter dem Night Eating Syndrome zu leiden, sollte nicht zögern und einen Arzt aufzusuchen. Je offener über die Problematik gesprochen wird, desto größere Aufmerksamkeit und damit einhergehenden Forschungsbedarf erlangt sie.

++ Nur ein Arzt kann eindeutig klären, woher individuelle Beschwerden kommen und was dahinter steckt! Ferndiagnosen, Zeitungsartikel oder Berichte im Netz ersetzen keine Diagnose eines Experten! ++