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Fast so viele Opfer wie bei einem Herzinfarkt

Diese Krankheit fordert täglich 162 Tote

In Deutschland sterben jeden Tag durchschnittlich 162 Menschen an einer Blutvergiftung, deutlich mehr als bislang angenommen. Dabei wäre jeder dritte Todesfall vermeidbar...

In Deutschland sterben jeden Tag durchschnittlich 162 Menschen an einer Blutvergiftung, deutlich mehr als bislang angenommen. Dabei wäre jeder dritte Todesfall vermeidbar...

Eine aktuelle Studie des Kompetenznetzes Sepsis (SepNet), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, stellt fest: Täglich sterben im Durchschnitt 162 Menschen an einer Blutvergiftung. Diese Krankheit wird in der Sterbestatistik nur noch von den unterschiedlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen überholt.

Für diese Studie besuchten Fachärzte von SepNet insgesamt 454 Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern - dabei wurden knapp 3.800 Patienten untersucht, elf von ihnen hatten eine Sepsis. "Hochgerechnet auf ganz Deutschland sind das mehr als 150.000 Betroffene pro Jahr", wird Studienleiter Frank Martin Brunkhorst von der Universitätsklinik Jena auf Focus zitiert.

Nach Einschätzungen der SepNet-Experten wäre jeder dritte Todesfall in Deutschland vermeidbar. Allerdings wissen nur wenige über diese Krankheit Bescheid. Auch Ärzte sollen offenbar ungenügend informiert sein, kritisiert der Jenaer Intensivmediziner Konrad, Vorsitzender der Global Sepsis Alliance (GSA) gegenüber Focus.

Oft ist es so, dass die Sepsi während der Ausbildung vernachlässigt werde, weil sie in Verbindung mit verschiedenen Infektionen auftreten könne. Dabei könnte aber jeder dritte Todesfall durch Sepsis in Deutschland verhindert werden. Das Problem liegt allerdings in der Krankheit selbst.

"Es kann mit einer ganz harmlosen Mandelentzündung anfangen. Wenn bei einer solchen Infektion auch ganz andere Organe betroffen seien, müssten jedoch die Alarmglocken schrillen. Dann muss der Patient so schnell wie möglich ins Krankenhaus."

"Viele Erkrankungen würden erst diagnostiziert, wenn es für eine Behandlung zu spät sei. Wahrscheinlich könnte ein Drittel der Sepsis-Todesfälle in Deutschland verhindert werden, wenn sie früher erkannt würde", erklärt der Intensivmediziner aus Jena auf Focus.

Auch in diesem Fall kann eine Impfung das Risiko einer Erkrankung senken. "Die meisten Sepsis-Fälle sind Folge von Lungenentzündungen und dagegen schützt die Pneumokokken-Impfung", so Konrad. Oftmals können aber auch schon Antibiotika helfen.

Quelle: focus