Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Eine Million Besucher pro Jahr

Kurioser Grund: Österreichisches Dorf von chinesischen Touristen überrannt

Rund 800 Einwohner hat das kleine Bergdorf Hallstatt in Österreich. Und jedes Jahr sehen sich die Bewohner mit einer Million Touristen, vor allem aus China, konfrontiert. Doch warum eigentlich? Was ist so sehenswert?

Kleiner Ort mit großer Bekanntheit

Das Interesse an Hallstatt hat in den vergangenen fünf Jahren laut „Spiegel“ enorm zugenommen. Besonders Touristen aus China, Taiwan, Südkorea, Japan und anderen ostasiatischen Ländern kommen für einen Tagesausflug in das idyllische Bergdorf in Österreich, um Erinnerungsfotos zu machen.

Zum Besucherandrang tragen vor allem Fotos in den sozialen Medien bei. Auf diversen Webseiten wird der Ort als eine der schönsten Kleinstädte Europas gehandelt. Doch die Bekanntheit des österreichischen Dorfes wurde hauptsächlich durch einen Nachbau in der Provinz Guangdong in China gesteigert. Der Marktplatz sowie die umliegenden Häuser wurden 2012 eins zu eins nachgebaut, allerdings spiegelverkehrt, berichtet der „Spiegel“.

Die Hallstatter wussten von dem Nachbau übrigens nichts. Manche Bewohner hat dies verärgert, andere fassen es als Kompliment auf. Auch das TV-Programm aus Südkorea trägt zur Bekanntheit des Ortes bei, so wurde eine Seifen-Oper in Hallstatt gedreht.

Schattenseiten des Massentourismus

Mit dem Massentourismus kommen aber auch die Probleme. Die rund 800 Einwohner sehen sich jedes Jahr mit einer Million Besuchern konfrontiert. In der Hochsaison sind es schätzungsweise etwa 7000 Touristen pro Tag. Anwohner beschweren sich über Müll, Lärm und unerlaubte Drohnenflüge, heißt es beim „Stern“. Die Supermärkte seien mit Kühlschrankmagneten und Wasser für den Tourismus ausgerichtet, doch übliche Lebensmittel wie Karotten oder Salat suche man vergeblich und wenn, dann zahle man gleich 30 Prozent mehr als üblich, berichtet eine Anwohnerin gegenüber dem „Spiegel“. Das soll sich nun zukünftig ändern.

Der Gemeinderat arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. So soll es künftig eine zeitliche Zufahrtsbeschränkung für Reisebusse geben. Auch die Parkgebühren sollen von 30 Euro auf 100 Euro angehoben werden. Man wünsche sich, dass die Besucher nicht nur ein paar Stunden in dem Ort verbringen, sondern gleich mehrere Tage bleiben.

Ordentliches Haushaltsplus durch Toiletten-Geld

Neben den Schattenseiten sieht der Bürgermeister von Hallstatt den Tourismus jedoch überwiegend positiv. Vor einigen Jahren sei der Ort noch hoch verschuldet gewesen und lief Gefahr eingemeindet zu werden, berichtet er gegenüber dem „Spiegel“. Nun habe man einen Haushalt von 4,4 Millionen Euro mit rund 160.000 Euro Überschuss. Dieser sei durch den Tourismus entstanden.

Allein durch die Nutzung der öffentlichen Toiletten, wofür ein Euro verlangt wird, konnte man im Jahr 150.000 Euro einnehmen. "Das ist mehr als durch die Grundsteuer", sagt Bürgermeister Scheutz. Durch den Tourismus gehe es dem Ort bestens: Ein Ärztehaus konnte finanziert werden, es gebe noch einen eigenständigen Bäcker und einen Supermarkt. Auch in Zukunft wird Hallstatt wohl vermutlich ein Ort mit großer Beliebtheit bleiben.

15 Dinge für deinen Besuch in Hallstatt
15 Dinge für deinen Besuch in Hallstatt