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Unkonventionelle Aktion in Belgien

Um sie vor Kälte zu schützen: Brüsseler Polizei verhaftet Obdachlose

Belgische Behörden gehen derzeit einen radikalen Schritt: Um Obdachlose vor dem Erfrieren zu bewahren, werden sie über Nacht verhaftet.

Radikale Maßnahme des Bürgermeisters

Die sibirische Kälte hat Europa derzeit fest im Griff. Sowohl in Deutschland als auch in den Nachbarländern sorgt die Eisluft für Temperaturen bis zu minus 15 Grad. Besonders für Menschen ohne festen Wohnsitz ist die Kälte lebensbedrohlich. Wer obdachlos ist und die Nacht auf der Straße verbringt, läuft Gefahr zu erfrieren.

Die belgische Hauptstadt Brüssel hat deshalb drastische Maßnahmen ergriffen: Wie der MDR berichtet lässt der Ortsteil-Bürgermeister von Etterbeek Obdachlose von der Polizei festnehmen, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit aufgegriffen werden. Er beruft sich dabei auf ein Verwaltungsgesetz der Stadt, das besagt, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu bewahren.

Verhaftete Obdachlose dürfen Schlafsaal nicht verlassen

“Moralisch und juristisch kann ich so nicht schlafen gehen und einfach warten, bis eine Katastrophe passiert”, erklärte der Bürgermeister gegenüber dem MDR. “Jemand, der nur wegen der Kälte stirbt, der nachts erfriert, das darf einfach nicht sein.”   

Wer also in der Dunkelheit auf den Straßen Brüssels von der Polizei entdeckt wird, hat keine andere Wahl und wird verhaftet. Erst werden die Hilfsbedürftigen zu einem Arzt gebracht, danach in einen Schlafsaal der Gemeinde. Laut MDR sollen allein in der ersten Nacht nach Einführung der Maßnahme bereits zehn Menschen verhaftet worden sein. Den Obdachlosen ist es dem MDR zufolge nicht gestattet, die Unterbringung vor dem Morgengrauen zu verlassen.  

Darf man Menschen einfach so verhaften?

Derweil sorgt die Aktion des Bürgermeisters für Diskussionen. Hauptstreitpunkt ist die Frage: Darf man Menschen ihrer Freiheit berauben, um sie vor Kälte zu schützen?

In Deutschland gibt es übrigens keine vergleichbaren Maßnahmen. Hierzulande sollen sogenannte Kältebusse dafür sorgen, dass Obdachlose vor der klirrenden Kälte geschützt werden. Per Anruf kann man auf Personen aufmerksam machen, die bei Minusgraden unter freiem Himmel schlafen.

Alle Informationen zu den Kältebussen in deiner Region

Quelle: Huffington Post / MDR