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Bis zu sechs Tage ohne Krankmeldung

Wegen Coronavirus: Kassenärzte fordern längeren Verzicht auf Attest

Der kassenärztliche Bundesverband fordert nun Arbeitgeber auf, auf eine ärztliche Krankschreibung für bis zu sechs Tage zu verzichten. Dies soll das medizinische Versorgungssystem entlasten. Seit Montag gilt, dass Ärzte Patienten auch ohne Praxis-Besuch für bis zu sieben Tage krankschreiben dürfen.

Krankmeldung jetzt auch telefonisch möglich

Wer unter Atemwegserkrankungen leidet und eine Krankmeldung braucht, kann diese nun schneller erhalten - per Telefon! Um der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken, können Patienten nun leichter bis zu sieben Tag krankgeschrieben werden. Dafür müssen sie keine Arztpraxis aufsuchen, es reicht eine telefonische Rücksprache mit dem Arzt. Darauf haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung verständigt, wie beide Seiten mitteilten. Diese Vereinbarung gelte nun zunächst für die nächsten vier Wochen und greife bei Patienten, die an leichten Erkrankungen der oberen Atemwege erkrankt sind und keine schwere Symptomatik vorweisen sowie keine Kritierien für einen Corona-Verdacht erfüllen. 

Ohne Attest fehlen dürfen

Da die Arztpraxen derzeit unter einem großen Ansturm aufgrund des Coronavirus leiden, appelliert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) an die Arbeitgeber, bei erkrankten Beschäftigten auf eine Krankschreibung für bis zu sechs Tage zu verzichten. So sollen Ärzte entlastet werden und leicht Erkrankte müssten nicht mehr nur zum Zwecke der Krankschreibung eine Praxis aufsuchen.

Krankschreibungen sollen demnach nicht, wie bisher meist üblich, nach drei Tagen Fehlzeit verlangt werden, berichtet der Stern. Arbeitgeber werden nun aufgefordert die Karenzzeit auf bis zu sechs Tage auszuweiten.

Wie der stellvertretende Vorsitzende der KBV, Stephan Hofmeister, in einem Pressestatement mitteilte, haben sie als Arbeitgeber bereits selbst diese Maßnahme getroffen und die Zahl der Karenztage für erkrankte Mitarbeiter vorübergehend auf sechs Tage erhöht. Diesem Beispiel sollen nun andere Arbeitgeber folgen. „Wir rufen die Arbeitgeberverbände, Tarifpartner und Unternehmen auf, auch über eine solche Regelung nachzudenken, um das System der ambulanten medizinischen Versorgung zu entlasten“, sagte Hofmeister.

Kontakt zu Infizierten minimieren

Diese Forderung könnte ebenfalls dazu führen, dass Patienten, die bereits ein angeschlagenes Immunsystem haben, nicht mit möglichen Corona-Infizierten in einer Arztpraxis in Kontakt kommen. Patienten, die befürchten sich mit dem Erreger infiziert zu haben, sind dazu angehalten ihren Arzt anzurufen oder sich beim ärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel.: 116117) zu melden, bevor sie eine Praxis aufsuchen.

Nach Angaben des KBV hätten sich vergangenes Wochenende bereits 145.000 Menschen gemeldet, doppelt so viele wie an normalen Wochenenden. Die automatischen Informationen der Hotline hätten vielen Anrufern allerdings bereits ausgereicht.

Vermischung Erkrankter und Corona-Infizierten müsse verhindert werden

Hat ein Patient nur Husten und Schnupfen, weist KBV-Vize Stephan Hofmeister an, zunächst einfach zu Hause zu bleiben. Er befürchte sonst, „dass uns irgendwann die Player im Gesundheitswesen fehlen.“ Der Regelbetrieb zur Versorgung kranker Menschen müsse aufrecht gehalten werden. Eine größere Vermischung der Patienten mit anderen Erkrankungen mit Corona-Verdachtsfällen müsse nach Möglichkeit verhindert werden.

Auch der oberste Kassenarzt und KBV-Chef Andreas Gassen warnt vor unnötigen Praxisbesuchen wegen des Coronavirus. "Umfangreichere Testung von klinisch Gesunden ist medizinischer Unfug", zitiert ihn der „Stern“. Er mahnt davor, irgendwo hinzurennen, wenn man bei sich selbst einen Coronaverdacht habe.