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Bayern: München / Augsburg

Intensivstationen voll: Baby muss in 80 km entfernte Klinik

Eine wahre Odyssee mussten die schwer kranke Frieda und ihre Eltern kürzlich in Bayern durchmachen. Ganze acht Stunden schien scheinbar kein Krankenhaus im Münchner Umland das so dringend benötigte Intensivkrankenbett bereitstellen zu können.

Frieda kam mit Omphalozele zur Welt

Ihren dramatischen Fall schilderten die Eltern Elisabeth und Matthias Zattler kürzlich der Münchner Zeitung TZ. Sie mussten mit ihrer kranken Tochter (ein Jahr alt) bis ins rund 80 Kilometer entfernte Augsburg fahren, weil sie in Münchner Kliniken abgewiesen wurden.

Ihr Baby Frieda kam mit einer Omphalozele (Magen, Darm und Leber liegen dabei außerhalb des Bauches) auf die Welt. Die ersten fünf Monate ihres Lebens verbrachte das Mädchen auf einer Neugeborenen-Intensivstation der Haunerschen Kinderklinik und ist bis heute auch zu Hause auf eine Magensonde, Beatmung und Sauerstofftherapie angewiesen, wie es im Bericht der TZ heißt.

Kein Krankenhaus in Sicht – Friedas Zustand verschlechtert sich

Als sich der Zustand von Frieda am Dienstag vergangener Woche dramatisch verschlechterte, begann eine wahre Odyssee für die Familie. „Sie hatte zunehmend Atemnot, die Atemfrequenz war doppelt so hoch wie sonst“, erklärten die Eltern gegenüber der Zeitung. Der Puls lag bei 180 und das Fieber stieg stetig. Zwar wurde das Baby in der Haunerschen Kinderklinik zügig behandelt, doch aufgenommen werden konnte das Kind dort nicht – alle Betten seien belegt. Das Personal verwies die Familie ans Klinikum Harlaching, wo Frieda endlich den so dringend benötigten Platz bekommen sollte. Doch dort angekommen, hieß es laut dem TZ-Bericht ebenfalls: Auf der Intensivstation sei kein Bett mit der notwendigen nächtlichen Atemunterstützung frei.

Den verzweifelten Eltern wurde angeboten, dass sie das Atemgerät von Zuhause ins Klinikum holen und ihr Baby dort selbst betreuen könnten. Der TZ sagte Mutter Elisabeth Zattler: „Dann hätte ich mich auf der Normalstation alleine um meine Tochter kümmern sollen – ohne Unterstützung einer für diesen Fall geschulten Schwester.“ Das Risiko wollten die Eltern nicht eingehen.

Doch wohin mit der schwer kranken Frieda? Auch andere Kinderintensivstationen in München winkten ebenfalls ab. In der Zwischenzeit hatte sich der Zustand des einjährigen Mädchens derart verschlechtert, dass sogar Reanimationsalarm ausgelöst wurde. Das Kind wurde dem Bericht zufolge stabilisiert und kurzfristig auf einer Normalstation untergebracht, damit sich der kleine Körper von den Strapazen erholen konnte.

Bett in Augsburg frei

Erst nach stundenlangem Warten und zahlreichen Telefonaten fand sich endlich ein Intensivbett für Frieda – im 80 Kilometer entfernten Augsburg. Drei weitere Stunden ging es, bis der Transport in die schwäbische Stadt durchgeführt werden konnte, weil erst dann eine Notärztin zur Verfügung stand, die das Baby im Krankenwagen betreuen konnte. Ein Albtraum für die Eltern. „Es kann nicht sein, dass ein schwerkrankes, beatmetes Kind so lange keine Hilfe bekommt. Wir hatten einfach nur großes Glück, dass die Lunge keinen weiteren Schaden genommen hat“, zitiert die TZ die entsetzte Mutter.

Gegenüber der Münchner Zeitung bestätigte ein Sprecher der Haunerschen Kinderklinik den Vorfall: „Über das Jahr gerechnet sind wir zu etwa 30 Prozent der Zeit voll belegt und nicht aufnahmefähig.“

Auch das Klinikum Harlaching äußerte sich auf Anfrage des Blattes: „Als uns die kleine Patientin in Harlaching angekündigt wurde, war nicht klar, dass sie spezielle Medizintechnik benötigt.“

Quelle: tz