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Hier scheiden sich die Geister...

Luft oder Pflaster? Was ist für die Wundheilung besser?

Kratzer oder Schürfwunden gehören zum Alltag dazu – vor allem bei Kindern. Wenn es um die richtige Wundheilung geht, driften die Meinungen aber auseinander. Die einen schwören auf Pflaster, die anderen sagen, dass Luft an die Wunden muss. Aber was ist nun besser?

Immer erst ein Pflaster verwenden

Der Mythos, dass Wunden an der Luft und ohne Pflaster besser heilen, hält sich seit Jahrzehnten hartnäckig. Aus wissenschaftlicher Sicht ist aber genau das Gegenteil der Fall.

Bereits wenige Minuten nach einer Verletzung der Haut, beginnt diese mit dem Prozess der Heilung. Das Blut gerinnt und ein Wundsekret wird gebildet, das die Wunde nässen lässt. Das hat einen guten Grund, denn dadurch wird die Wunde einerseits mit Nähr- und Botenstoffen sowie Antikörpern versorgt. Andererseits werden Bakterien und abgestorbene Zellteile nach außen transportiert.

Desinfizieren nicht vergessen!

Ohne Pflaster trocknet die verletzte Stelle zu schnell aus. Das darunter liegende feuchte Wundsekret kann nicht mehr fließen und so gerät die Heilung ins Stocken. Auch Bakterien, Schmutz und abgestorbenes Gewebe können nicht mehr abtransportiert werden. Wird eine Wunde mit Pflaster abgeklebt, kann die obere Sekretschicht beim regelmäßigen Pflasterwechsel mit abgetragen werden.

Einfache Schürfwunden sollten deshalb – sobald sie aufgehört haben zu bluten – desinfiziert und mit einem normalen Pflaster abgedeckt werden, erklärt Thomas Horn, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie der Helios Klinik Krefeld. Mit Jodsalbe könne man außerdem verhindern, dass das Pflaster kleben bleibt und es beim Abziehen schmerzhaft wird, so der Experte. Wenn die Wunde keine Feuchtigkeit mehr abgibt, kann auf ein Pflaster verzichtet werden. Erst dann unterstützt die Luft die Wundheilung positiv. 

Schnellere Heilung durch Feuchtigkeit

Behandlungen mit Honig, Öl oder Wein waren bei Wunden in den vergangenen Jahrhunderten keine Seltenheit, erklärt der Experte. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Theorie entwickelt, dass Bakterien bei trockenen Wunden besser absterben.

Diese Theorie hielt sich bis 1962 recht hartnäckig. Dann wurde vom Mediziner George Winter die feuchte Wundheilung neu entdeckt. Er stellte bei Untersuchungen fest, dass Wunden unter Polyurethanfolie (die mit Frischhaltefolie vergleichbar ist) schneller abheilen. Vor allem chronische Wunden werden heute mithilfe von speziellen Verbänden feucht gehalten.

Bei kleinen Verletzungen sind normale Pflaster völlig ausreichend. Handelt es sich allerdings zum Beispiel um eine Bisswunde oder um Schnittwunden mit Glas, sollte ein Arzt überprüfen, ob Dreck oder andere Fremdkörper in die Wunde gekommen sein könnten.

Quelle: Spiegel