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Studien liefern interessante Fakten

Gibt es den sogenannten „Männerschnupfen“ wirklich?

Wenn Männer krank werden, geht oft direkt die Welt mit unter. Frauen machen sich in solchen Momenten gerne mal über die Wehleidigkeit des "starken Geschlechts" lustig. Doch gibt es den oft belächelten „Männerschnupfen“ vielleicht sogar wirklich?

Was ist überhaupt ein „Männerschnupfen“?

Wenn Frauen oder Kinder einen viralen Infekt haben und mit laufenden Nasen, Husten und Gliederschmerzen kämpfen, stehen Männer bei derartiger Symptomatik  (gerne nach eigener Aussage) kurz davor, ins Gras zu beißen. Ihre Beschwerden scheinen manchmal ins schier Unermessliche zu steigen und für Außenstehende kaum aushaltbar zu sein. Frauen amüsieren sich über ein derartiges Verhalten oft nur zu gerne und belächeln die sogenannte "Männergrippe". 

"Tatsächlich beschreiben Männer ihre Beschwerden oftmals sehr dramatisch", meint auch der Sozialmediziner Prof. Dr. Michael Kunze von der Medizinischen Universität Wien laut einem aktuellen Bericht von T-Online. Aber, woran liegt das?

Hormone spielen eine zentrale Rolle

Um dieser Fragen auf den Grund zu gehen, lohnt sich der Blick auf eine Studie der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health. Ein Expertenteam fanden heraus, dass Hormone hier eine zentrale Rolle spielen. So habe das weibliche Sexualhormon Östrogen einen entscheidenden Einfluss auf die Virenlast im Körper. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich mehr Viren in den Zellen der männlichen Probanden befänden. Der körpereigene Botenstoff vermindere die Stoffwechselrate der Zellen und verhindere die Ausbreitung der Viren im Körper. Außerdem verschaffe er dem weiblichen Immunsystem mehr Zeit, um gegen die Erreger anzukämpfen und der Krankheit letztlich den Garaus zu machen.

"Es gibt einen physiologischen Östrogenschutz der Frau, welcher aus immunologischer Sicht vorteilhaft bei der Abwehr von Krankheitserregern ist", zitiert T-Online den Sozialmediziner.

Sind die Beschwerden denn wirklich schlimmer?

Auch die Gendermedizinerin Prof. Alexandra Kautzky-Willer meldet sich zu dieser Thematik zu Wort. Sie ergänzt, dass die Nasenschleimhaut der Frau durch Östrogen tatsächlich besser geschützt sei. Testosteron hingegen wirke immunsuppressiv. Männer seien damit tatsächlich gefährdeter, einen Schnupfen zu entwickeln.

Wissenschaftler vermuten außerdem weiter, dass die höhere Anfälligkeit auch der Evolution geschuldet sein könnte. So investiere der männliche Organismus nicht in den Aufbau eines starken Immunsystem, sondern nutze die Energie eher für das Körperwachstum, den Muskelaufbau sowie die Bildung von sekundären Geschlechtsmerkmalen.

Sie benehmen sich - sprichwörtlich - wie Kinder

Wenn Männer krank sind, nehmen sie ein kindliches Verhaltensmuster ein. Sie jammern vermehrt, wollen Mitleid, möglichst viel Beistand und Nähe. In der Psychologie spricht man in diesem Zusammenhang von Regression. "Der Mann möchte am liebsten zu seiner Mutter und umsorgt werden, weil er sich sterbenskrank fühlt. Er fällt in ein kindliches Verhalten zurück", so Prof. Dr. Michael Kunze.

Die Fachfrau in Sachen Gendermedizin spricht in diesem Zusammenhang davon, "dass Frauen leidensfähiger und auch durch die Sozialisierung mehr gewohnt sind. Sie ertragen Beschwerden besser."

Fazit: Männer leiden wirklich stärker als Frauen!

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass der „Männerschnupfen“ tatsächlich eine medizinische Grundlage besitzt und sich plausibel erklären lässt. Dabei spielen die Hormone eine zentrale Rolle. Die Experten sehen das weibliche Immunsystem im Hinblick auf Atemwegsinfekte durch das Sexualhormon Östrogen besser geschützt. Aufgrund der stärkeren Symptome und Beschwerden kann tatsächlich davon gesprochen werden, dass Männer mehr leiden als Frauen.

Quelle: T-Online, Spektrum, The British Medical Journal