Schlafendes Kind
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Schlafendes Kind
Schlafzeitentabelle gibt Orientierung

Diskussion ums Zubettgehen: Wann sollten Kinder ins Bett?

Kinder sollten zu bestimmten Uhrzeiten schlafen, doch meist sehen sie das völlig anders. Doch wie viel Schlaf brauchen die Kleinen eigentlich und wann ist es Zeit, das Licht auszumachen?

Schlafbedürfnis des Kindes berücksichtigen

Eines steht fest, Kinder brauchen generell mehr Schlaf als Erwachsene. Wie viel Schlaf ein Mensch jedoch braucht, ist individuell verschieden. Das gilt für Erwachsene wie auch für Kinder. Während das eine Kind nachts zwölf Stunden Schlaf braucht, um fit und munter in den nächsten Tag zu starten, braucht ein anderes gerade mal acht Stunden. Ein Kinderkörper braucht jedoch prinzipiell längere Ruhephasen. Diese richten sich je nach Alter des Nachwuchses.

Übrigens, auch die Genetik spielt hier in der Regel eine Rolle. So lassen sich bereits im Kindesalter die verschiedenen Schlaftypen erkennen und es zeigt sich schon früh, ob das Kind ein kleiner Frühaufsteher oder eine Nachteule ist. 

Schlafdauer pro Tag nach Alter
Quelle: BZgA  
Schlafdauer pro Tag nach Alter

Schlafbedarf verkürzt sich mit zunehmendem Alter

Während Babys den Großteil des Tages (und hoffentlich auch der Nacht) verschlafen, werden für Vierjährige etwa zwölf Stunden Schlaf empfohlen, bei Sechsjährigen liegt der Schlafbedarf bei etwa elf Stunden, heißt es laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Kinder im Grundschulalter sollten etwa zehn Stunden Schlaf pro Nacht bekommen. Je älter ein Kind wird, desto weniger Schlaf benötigt es. Doch das Schlafbedürfnis verkürzt sich nur in kleinen Schritten. Zwölf- bis Vierzehnjährige sollten immerhin noch neun bis zehn Stunden schlafen. 

Wie viel Schlaf Kinder brauchen, hängt in erster Linie vom Alter ab. Mit zunehmendem Alter verringert sich das tägliche Schlafpensum. Das BZgA gibt Richtwerte für den Schlafbedarf von Kindern. Es handelt sich hierbei um Durchschnittswerte. Die Schlaftabelle dient als Orientierung, nicht als Verpflichtung. Wichtig ist, dass Eltern ihre Kinder und ihre Bedürfnisse berücksichtigen, denn jedes Kind ist unterschiedlich und braucht auch unterschiedlich viel Schlaf. Abweichungen von ein bis drei Stunden sind dabei in der Regel normal.

Schlafenszeit abhängig von Aufstehzeit

Sobald der Nachwuchs ins Bett gehen soll, kommt es in vielen Familien zu Diskussionen. Egal welches Alter, Kinder möchten oft noch ein bisschen länger aufbleiben, doch am nächsten Morgen wartet der Kindergarten oder die Schule. Und dafür müssen sie fit sein. Denn wer nicht ausreichend schläft, kann sich schlechter konzentrieren, muss ständig gähnen oder ist nervös. Fehlender Schlaf kann sich aber auch in Ängstlichkeit oder Gereiztheit äußern.

Wann sollten Grundschulkinder und Jugendliche ins Bett gehen?

Mit dieser Frage haben sich auch Lehrende an der Wilson Elementary School im US-Bundesstaat Wisconsin beschäftigt und eine Tabelle mit Zubettgehzeiten entwickelt, die aufzeigt, wann Kinder in welchem Alter ins Bett gehen sollten. Der Schlafbedarf richtet sich dabei nach den Empfehlungen des BZgA. Demnach sollte ein Kind im Alter von sechs Jahren, das rund elf Stunden Schlaf benötigt und morgens um 7 Uhr aufstehen muss, gegen 20 Uhr das Licht ausmachen, während ein achtjähriges Kind, das zur gleichen Zeit geweckt wird, erst eine halbe Stunde später, nämlich um 20.30 Uhr, ins Bett muss. 

Die Einschlafzeiten verschieben sich nach hinten, wenn die Kinder bzw. Jugendlichen etwa zwölf Jahre alt sind. Somit verkürzt sich auch die Schlafdauer, die sie benötigen. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Sprösslingen die Schlafenszeit festlegen. 

Schlafzeitentabelle: Um wie viel Uhr sollte ein Kind ins Bett gehen?

Schlaf- und Aufstehzeit
Quelle: Wilson Elementary School, Wisconsin, USA; Grafik: RPR1.
Schlaf- und Aufstehzeit

Schlafzeitentabelle: Zuspruch, aber auch Skepsis

Die Schlaftabelle der Elementary School ist zwar bereits einige Jahre alt (aus dem Jahr 2015), doch das Zubettgehen von Kindern und die damit verbundenen Diskussionen sind in Familien stets aktuell und so verbreitete sich die Tabelle schon damals wie ein Lauffeuer weltweit durch die Sozialen Netzwerke und entfachte dabei eine hitzige Diskussion. 

Mittlerweile wurde der Beitrag auf der Facebook-Seite der Schule über 460.000 Mal geteilt, knapp 65.000 Menschen drückten "Gefällt mir" und über 14.600 kommentierten die Schlaftabelle. Unter den Kommentaren gibt es viel Zuspruch und Begeisterung, aber auch viel Skepsis und Unverständnis. So schreibt zum Beispiel ein alleinerziehender Vater, dass die Tabelle in der Realität nicht zu benutzen ist, wenn er erst um 18 Uhr nach Hause kommt, seinem Kind noch Essen kocht, Hausaufgaben kontrolliert, badet und mit ihm Zeit verbringen möchte. Die Zubettgehzeit ist demnach nicht einzuhalten.  

Während sich einige bedanken und darin bestätigt fühlen, wann sie ihre Kinder ins Bett bringen, heißt es auf der anderen Seite aber auch, dass so eine Tabelle doch gar nicht benötigt wird, wenn man seinen Nachwuchs kennt und nach gesundem Menschenverstand handelt. 

Der Tabelle liegt laut "Welt" keine Quelle zugrunde, doch decken sich die Zeiten mit den empfohlenen Schlafzeiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Diese weist jedoch auch daraufhin, dass dies nur Durchschnittswerte sind und die Tabelle nur einen groben Anhaltspunkt bieten soll. Der Schlafbedarf von Kindern sei individuell sehr verschieden. 

Schläft dein Kind genug? Mach den Test!

Mit dem Eintritt in die Kita, den Kindergarten oder in die Schule verändert sich der Tagesrhythmus gravierend. Nun heißt es abends zeitig ins Bett zu gehen, um morgens fit zu sein und gut aus dem Bett zu kommen. Eltern, die unsicher sind, ob ihr Kind genug Schlaf bekommt, können dies laut "AOK Gesundheitsmagazin" mit einem einfachen Test des Diplom-Psychologen und Kinder- sowie Jugendpsychiater Dr. Ulrich Rabenschlag prüfen. Dazu soll man das Kind am Wochenende oder in den Ferien einfach ausschlafen lassen. Am besten entfernt man alle elektronischen Geräte, damit das Kind tatsächlich zur Ruhe kommt und nicht abgelenkt wird. Diese Schlafdauer vergleicht man dann mit einem durchschnittlichen Wochentag. Schläft das Kind nun regelmäßig am Wochenende ein bis zwei Stunden oder sogar noch länger als unter der Woche, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass es an Wochentagen zu wenig Schlaf bekommt. Hier wäre es dann ratsam, dass das Kind früher ins Bett geht. Ist das Gegenteil der Fall und das Kind braucht auch an Wochenenden weniger Schlaf, als die Schlaftabelle anzeigt, sollte man sich nach den Bedürfnissen des Kindes richten. 

Keine Diskussionen mehr: Tipps fürs Zubettgehen

  • Zubettgehzeiten stets einhalten und nicht auf Diskussionen einlassen.
  • Einschlafhilfen: Gute-Nacht-Geschichte vorlesen oder Kind erlauben, selbst noch etwas im Bett zu lesen; Hörspiele hören.
  • Augen zu und schlafen klappt auch bei Kindern nicht auf Knopfdruck: Zeit zum Einschlafen lassen.
  • Schlafbedürfnis verkürzt sich, wenn das Kind älter wird: Eltern sollten mit ihrem Kind das erste Mal "eine Stunde länger wach bleiben" feiern, damit es die Zeit zu schätzen weiß und vielleicht nicht noch länger aufbleiben will.
  • "Belohnung" fürs - hoffentlich - widerspruchlose Zubettgehen unter der Woche: Am Wochenende darf das Kind länger aufbleiben. 
  • Erklären, dass es kein "böser Wille" ist, sondern man sich um die Gesundheit sorgt und ausreichend Schlaf wichtig ist. 

Gründe, warum ein Kind nicht ins Bett will

Es kann natürlich viele Gründe geben, warum ein Kind nicht schlafen gehen möchte, obwohl es müde zu sein scheint. Kinder möchten immer gerne zu den "Großen" gehören und daher länger wach bleiben, doch oftmals spielt das Thema Angst eine große Rolle. Das kann die simple Angst sein, etwas zu verpassen oder tatsächlich die Angst alleine im dunklen Zimmer zu sein. Eltern sollten grundsätzliche auf die Ängste ihrer Kinder eingehen und diese ernst nehmen. Ängste gehören zwangsläufig zur Entwicklung eines Kindes dazu. Ein Gespräch, eine liebevolle Umarmung oder Aufmerksamkeit im Allgemeinen können dabei helfen, ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Geht es jedoch nur darum, nichts verpassen zu wollen, dann ist es meist hilfreich, dem Kind zu erklären, dass es den Schlaf braucht, um für den nächsten Tag fit zu sein. Auch das Versprechen, angefangene Spiele oder Filme am nächsten Tag zusammen fortzusetzen, kann dabei helfen. Wichtig, diese Versprechen auch einhalten! 

 

Quelle: netmoms, Focus, Welt, AOK Gesundheitsmagazin