Die Demokraten - und eventuell auch der ein oder andere Republikaner - dürften ihn mit Blick auf die Signal-Affäre mit äußerst unangenehmen Fragen konfrontieren. Spott hat ihm die Panne ohnehin zur Genüge eingebracht. Selbst nach seinem Abgang musste ihm das Weiße Haus noch einmal zur Seite springen: Denn auf Fotos ist zu sehen ist, wie Waltz während einer Kabinettssitzung am Mittwoch die Signal-App auf seinem Handy checkt. Der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Steven Cheung, reagierte: «Signal ist eine zugelassene App, die auf unsere Regierungstelefone geladen wird. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit.»
Rubio tritt in Kissingers Fußstapfen
Mit Waltz' Abgang, den das Weiße Haus nicht als Entlassung verstanden sehen will, rückt Außenminister Rubio noch stärker in den Fokus. Der Sohn kubanischer Einwanderer war vergangenen Sommer als Kandidat für den Posten des Vizepräsidenten unter Trump im Gespräch. Die Wahl fiel dann letztlich auf Vance, während der damalige republikanische Senator aus Florida mit dem nicht minder einflussreichen Amt des Außenministers vorliebnahm.
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, erfuhr von der Entscheidung Trumps, ihren Chef Rubio übergangsweise auch zum Nationalen Sicherheitsberater zu machen, augenscheinlich vor laufenden Kameras bei einem Pressegespräch. Konfrontiert mit Trumps Social-Media-Post dazu und der Frage einer Journalistin, wie lange der Außenminister beide Ämter ausfüllen werde, sagte sie: «Es ist offensichtlich, dass ich das gerade von Ihnen gehört habe.» Sie sprach in diesem Zusammenhang von einem «Wunder der modernen Technologie und der sozialen Medien».
Rubio macht Druck bei Ukraine-Friedensverhandlungen
Ähnlich wie Waltz ist Rubio nicht fürs Herumpoltern bekannt und wirkt zurückhaltender als etwa Vizepräsident Vance oder Verteidigungsminister Pete Hegseth. Trumps Hardliner-Positionen vertritt der 53-Jährige dennoch offensiv.
Während des Eklats vor laufenden Kameras beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus gehörte Rubio nicht zu denen, die den Ukrainer aggressiv angingen. Vielmehr saß er schweigend daneben und wirkte fast peinlich berührt. Doch war er es gemeinsam mit Waltz, der Selenskyj Berichten nach im Anschluss die Tür gewiesen haben soll.
Auch drohte Rubio als Erster öffentlich damit, dass sich die USA aus den Vermittlungen um ein Ende des russischen Angriffskriegs zurückziehen könnten, wenn sich Russland und die Ukraine nicht schnell auf ein Friedensabkommen einigen. Für die Ukraine bedeutet die Personalrochade also mitnichten einen Grund zum Aufatmen.
Für den Posten des Nationalen Sicherheitsberaters braucht Rubio nicht die Zustimmung des Senats - er kann quasi sofort loslegen. Und sein Portfolio um eine weitere Aufgabe bereichern: Aktuell ist der Republikaner auch noch Archivar der Vereinigten Staaten und Direktor von USAID, der US-Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit.