Vertrauen in Kreis: Kniffliger WM-Start für DEB-Auswahl
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft trifft gleich zu Beginn auf drei Mitfavoriten. Mit dem Bundestrainer hat der Vizeweltmeister den wichtigsten Mann hinter der Bande.
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft trifft gleich zu Beginn auf drei Mitfavoriten. Mit dem Bundestrainer hat der Vizeweltmeister den wichtigsten Mann hinter der Bande.
Harold Kreis kann nichts aus der Ruhe bringen. Das starke Auftaktprogramm bei der Eishockey-Weltmeisterschaft sorgt beim Bundestrainer vielleicht für ein Kribbeln. Mit der Slowakei wartet am Freitag (16.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) der Olympia-Dritte. Danach folgen die Turnier-Mitfavoriten USA und Schweden. Angst vor einem möglichen Fehlstart gibt es nicht. «Seine Gelassenheit überträgt er an alle», sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast. «Einen besseren Bundestrainer kann ich mir im Moment nicht vorstellen.»
Nach dem sensationellen Silber-Coup im vergangenen Jahr gilt Kreis auch bei seiner zweiten WM als Bundestrainer als einer der wichtigsten Faktoren im Vergleich zur womöglich besser besetzten Konkurrenz. Wie im vergangenen Jahr drohen dem Vizeweltmeister auch in Ostrava drei Niederlagen zum Start gegen drei Top-Gegner. «Es ist wieder eine neue Challenge», sagte Kreis im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Bundestrainer wie Vaterfigur
Für seine Nationalspieler ist der 65-Jährige wie eine Vaterfigur. «Es ist schön, ihn auf der Bank zu haben», sagte NHL-Star JJ Peterka von den Buffalo Sabres. «Er bringt die Ruhe ins Team, damit wir befreit aufspielen können. Wir wissen, dass wir keine Angst vor Fehlern haben müssen und uns Sachen zutrauen können.»
Der 22-Jährige hatte vor einem Jahr einen anderen Trainer Kreis kennengelernt. Bei der WM in Tampere ließ er das Top-Talent beim 4:2 gegen Österreich ein komplettes Drittel auf der Bank, weil er zuvor seine Wirkung nicht auf das Eis gebracht habe, sagte der Coach. Zwölf Monate später war Peterka der erste NHL-Profi, der seine Zusage für die aktuelle WM gab. «Du weißt, dass du bei ihm einfach spielen kannst», schwärmte der Stürmer.
Kreis habe es laut Peterka hinbekommen, einen perfekten Mix zwischen Freiraum, Verantwortung und Ernsthaftigkeit zu schaffen. «Nicht zu viel und nicht zu wenig», erklärte Deutschlands Sturmhoffnung. Nationalmannschaftskollege Frederik Tiffels lobte auch die «menschliche Seite» des Trainers: «Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten.»
Kreis genießt nach jahrzehntelanger Trainertätigkeit als Vereinscoach in Deutschland und der Schweiz nun seinen Job als Bundestrainer. Im Training habe er eine eher «untergeordnete Rolle», betonte er. Die Übungseinheiten auf dem Eis werden meist von seinen Assistenten Serge Aubin und Alexander Sulzer geleitet. «Die Kabinenansprachen und Videos mache ich weiterhin. Wir teilen die Aufgaben auf», sagte Kreis.
Assistenten als wichtige Helfer
MIt Aubin und Sulzer hat sich der Coach nicht irgendwelche Assistenten geholt. Aubin hat die Eisbären Berlin gerade zum Titel in der Deutschen Eishockey Liga geführt. Sulzer wird mit großer Wahrscheinlich neuer Coach bei Vizemeister Fischtown Pinguins. «Wenn wir die besten Leute um uns herum haben können und voneinander profitieren und lernen können - warum nicht?», fragte Kreis.
Im Fußball wäre es undenkbar, wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann vor der EM Leverkusens Xabi Alonso und Bayern Münchens Thomas Tuchel in sein Trainer-Team aufnehmen würde. Doch Kreis sieht darin nur das Positive und denkt dabei an die Worte von Apple-Gründer Steve Jobs. «Er hat mal gesagt: Ich hole nicht die besten Leute und sage ihnen, was sie zu tun haben. Die besten Leute sagen mir, was zu tun ist», erklärte Kreis. Nur in einem Team sei Erfolg möglich.
Daher sucht der Bundestrainer in der wenigen freien Zeit während der WM vor allem eines: die Ruhe. «Ich ziehe mich dann zurück», erklärte er. «Ich bin eher introvertiert. Ich lese dann Zeitung. Für ein Buch fehlt mir die Konzentration.» Kreis interessiert sich für Politik, Wirtschaft und das Weltgeschehen. «Nicht zwingend für Eishockey», sagte Kreis. «Wenn, dann nur Ergebnisse.»
Von Tobias Brinkmann, dpa
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