Trainer mit Pep-DNA: Bayerns mutiger Plan mit Kompany
Endet die Trainersuche des FC Bayern mit einer Überraschung? Vincent Kompany, ein Guardiola-Schüler, soll Tuchel-Nachfolger werden. Es wäre ein spannendes und auch riskantes Experiment.
Endet die Trainersuche des FC Bayern mit einer Überraschung? Vincent Kompany, ein Guardiola-Schüler, soll Tuchel-Nachfolger werden. Es wäre ein spannendes und auch riskantes Experiment.
Das Beste kommt zum Schluss? Die nach mehreren Fehlversuchen von Sportvorstand Max Eberl angekündigte Bestlösung beim FC Bayern könnte im ehemaligen Bundesliga-Profi Vincent Kompany überraschend ein Trainer-Newcomer sein.
Mit dem 38 Jahre alten Belgier vom Premier-League-Absteiger FC Burnley würden die Münchner Bosse gerade nach der ersten titellosen Saison seit 2012 einen sehr mutigen, aber zugleich auch innovativen Weg auf ihrem Schleudersitz einschlagen. Und das vor einer Spielzeit, an deren Ende das Champions-League-Finale in der heimischen Allianz Arena stattfindet.
Drucksituation und Erwartungshaltung für den Nachfolger des nach nur 14 Monaten abgelösten Thomas Tuchel könnten also kaum größer sein - freilich auch für Eberl und Co. Nach seriösen Quellen aus England und Belgien soll es schon eine «mündliche Einigung» der Bayern mit Kompany geben, dem noch jungen, unerfahrenen Trainer mit der Pep-Guardiola-DNA. Deutsche Medien zogen am Donnerstag mit ähnlichen Informationen nach, während die Münchner Entscheider schwiegen. An der Säbener Straße wurde lediglich verkündet, dass die Partnerschaft mit der «Paulaner Brauerei» langfristig verlängert wurde.
Eberl: «Wir werden einen Trainer finden»
Das Prosit auf Kompany musste noch warten. Nach den Absagen von Leverkusens Meistercoach Xabi Alonso über Bundestrainer Julian Nagelsmann bis hin zum schon sicher geglaubten österreichischen Nationalcoach Ralf Rangnick übt die vielstimmige Münchner Bosse-Schar aktuell mehr öffentliche Zurückhaltung. Eberl ist das Sprachrohr, assistiert von Sportdirektor Christoph Freund. Aber beide haben Namen nie kommentiert. Auch Zeitpläne, anfangs April, dann Mai, mochte das gebrannte Duo zuletzt nicht mehr benennen.
Nach dem enttäuschenden Saisonabschluss gegen Hoffenheim (2:4) gab Eberl zu, dass er «am meisten enttäuscht» sei über die erfolglose Trainersuche. Neben dem flotten Spruch («Das Beste kommt zum Schluss») versprach der 50-Jährige den ungeduldig wartenden Spielern und Fans: «Wir werden einen Trainer finden, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher.»
Matthäus: «Wenn man überzeugt ist von ihm....»
Ist es nun Kompany? «Wenn man überzeugt ist von ihm als Trainer, dann soll man ihn endlich unterschreiben lassen und soll ihn nehmen», sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus als TV-Experte bei RTL. Die Zeit drängt, meint der ehemalige Bayern-Kapitän: «Man muss schnellstmöglich seinen Trainer präsentieren, um auch die Planungen voranzutreiben.»
Als Kandidat und 1a-Lösung würde der Belgier nicht mehr durchgehen. Das Etikett Notlösung aber könnte dem Ex-Nationalspieler und HSV-Profi (2006 bis 2008), der seine erfolgreichste Zeit als Profi von 2008 bis 2019 bei Manchester City mit mehreren Meistertiteln erlebte, egal sein. Für Kompany wäre es eine riesige Chance, die er sich zutrauen soll. Er gilt als energischer, mitreißender Coach. Und mit seinen 1,90 Metern hat er eine gute Statur.
Guardiolas Lob und Prophezeiung
Erste Meriten verdiente sich Kompany beim belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht, wo er 2019 sogar als Spielertrainer anfing. Zur Saison 2022/23 kehrte er nach England zurück und übernahm den FC Burnley als Premier League-Absteiger. Es folgte auf Anhieb der Aufstieg, aber in der abgelaufenen Spielzeit auch der direkte Wiederabstieg mit nur 24 Punkten.
Das wurde aber nicht Kompany angelastet. Der Kader war zu schwach. Und entlassen wurde er nicht. Kompany steht vielmehr bis 2028 unter Vertrag. Mit Vereinsbesitzer Alan Pace (56) sollen die Bayern über die Freigabe verhandeln, für die wie einst bei Nagelsmanns Verpflichtung von RB Leipzig eine Millionen-Ablöse fällig werden würde.
Kompany wäre ein großes Bayern-Experiment, eines mit einem Guardiola-Schüler. Dominanter Fußball mit kompaktem Verteidigen - das möchte Kompany. Gerade defensiv sind die Münchner schon länger kein Bollwerk mehr. Zudem spricht Kompany mehrere Sprachen, auch Deutsch. Der Innenverteidiger fungierte bei Man City unter Guardiola als Kapitän und verlängerter Arm des einstigen Münchner Starcoaches.
«Ich mag, was er tut», äußerte der Katalane wohlwollend über Kompanys Arbeit in Burnley. «Ich habe das Gefühl, dass er bei Manchester enden wird. Er ist schon ein großer Manager», sagte der für seine Schwärmereien bekannte Guardiola zu Beginn dieses Jahres.
Was denken die Aufsichtsräte Hoeneß und Rummenigge?
Die nächste Kompany-Station könnte nun München sein. Eberl und Freund müssen endlich Vollzug melden. Mögliche Verkaufskandidaten, aber auch potenzielle Neuzugänge wie Nationalspieler Chris Führich vom VfB Stuttgart wollen wissen, wer ihr Chef wird.
Einer Trainerverpflichtung zustimmen muss der Aufsichtsrat um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Was denken sie? «Ich kann es mir nicht vorstellen, dass von Kompany alle Bosse bei Bayern München überzeugt sind», sagte Matthäus skeptisch. Tuchel hatte bei seinem Abschied nochmal mehr Einigkeit angemahnt: «Dann machst du es zusammen und musst durch dick und dünn gehen, weil immer mal Wellentäler kommen».
Von Klaus Bergmann, dpa
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