Tränen und Zweifel: Handballerinnen verlieren Olympia-Start
Ausgerechnet bei Olympia zeigen Deutschlands Handballerinnen die schlechteste Angriffsleistung des Jahres. Nach dem Spiel fließen viele Tränen - und nun wartet ein Medaillenfavorit.
Ausgerechnet bei Olympia zeigen Deutschlands Handballerinnen die schlechteste Angriffsleistung des Jahres. Nach dem Spiel fließen viele Tränen - und nun wartet ein Medaillenfavorit.
Deutschlands Handballerinnen wirkten so, als wäre das Aus bei den Olympischen Spielen schon besiegelt. Nur mit letzter Kraft konnten die Co-Kapitäninnen Alina Grijseels und Emily Bölk ihre Tränen nach der Auftaktniederlage gegen Südkorea zurückhalten. Antje Döll ließ ihren Emotionen hingegen freien Lauf. «Entschuldigung», schluchzte die Linksaußen, als sie nach dem 22:23 (10:11) in die Interview-Zone kam. Dann suchte sie völlig niedergeschlagen nach Erklärungsansätzen für eine der schlechtesten Angriffsleistungen der DHB-Frauen in diesem Jahr.
«Ich weiß nicht, was los war. Wir haben uns fünf Wochen den Arsch aufgerissen. Es ist scheiße, wenn man sich dafür nicht belohnt. Wir verlieren das Spiel im Angriff», analysierte Döll, die mit sechs Toren beste DHB-Werferin war. Währenddessen schlurften ihre Teamkolleginnen mit leeren Blicken und hängenden Köpfen hinter ihr vorbei. Jede von ihnen wusste, dass man gerade einen großen Schritt Richtung Viertelfinale verpasst hatte.
Schwere Aufgaben warten
Am Sonntag sind die DHB-Frauen Außenseiter im Duell mit Schweden. Weitere Vorrundengegner sind die skandinavischen Topteams aus Dänemark und Norwegen sowie die vermeintlich schwächeren Sloweninnen. Die besten vier Mannschaften aus der Sechsergruppe qualifizieren sich für die K.o.-Phase. Fakt ist: Das Team um Co-Kapitänin Bölk, für das es der erste Auftritt bei Olympischen Spielen seit 2008 in Peking war, steht nun mächtig unter Druck.
Wochenlang hatten sich die DHB-Frauen akribisch mit dem Thema Ablenkung beschäftigt. Bundestrainer Markus Gaugisch wollte so sicherstellen, dass der Fokus trotz all der aufregenden äußeren Eindrücke auf dem Sportlichen bleibt. Welche Maßnahmen die Verantwortlichen auch immer ergriffen hatten, sie fruchteten überhaupt nicht.
Klare Fehleranalyse und klare Ansprache
Gaugisch kündigte eine «klare Fehleranalyse und eine klare Ansprache» an. Gleichzeitig versuchte der 50-Jährige, seinen Spielerinnen Mut zu machen: «Das Turnier ist nicht vorbei», sagte Gaugisch. Selbst Döll hatte nach wenigen Minuten ihren Optimismus wiedergefunden. «Es ist noch nichts passiert», befand die 35-Jährige trotz der gesunkenen Aussichten auf das Weiterkommen.
Das DHB-Team hatte einen nervösen Start hingelegt und sich zu viele technische Fehler erlaubt. Die deutsche Abwehr stand gut, aber im Angriffsspiel fehlte gegen die kleinen und flinken Südkoreanerinnen die Präzision. Bölk, Xenia Smits und Co. kamen fast überhaupt nicht zu einfachen Würfen. Nach einer zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Führung lag das DHB-Team plötzlich 8:10 zurück. Gaugisch wirkte ratlos an der Seitenlinie.
Dölls Treffer bringt die Wende
Die Unkonzentriertheiten konnte das DHB-Team auch nach der Pause nicht ausmerzen. Schlechte Abschlüsse machten die gute Deckungsarbeit immer wieder zunichte. Dass Deutschland zumindest ergebnistechnisch weiter voll im Spiel war, lag daran, dass sich auch Südkorea zu viele Ballverluste erlaubte.
Als Döll ihr Team 21 Minuten vor Spielende endlich wieder in Führung brachte (13:12), sorgte dies für Jubel auf der deutschen Bank. Der Code der südkoreanischen Abwehr schien geknackt und das DHB-Team zog auf vier Tore davon (18:14). Dann schlichen sich jedoch wieder Fehler ein und Südkorea kam zurück ins Spiel. Am Ende herrschte tiefe Enttäuschung bei den DHB-Frauen.
Von Jordan Raza und Eric Dobias, dpa
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