Silber-Freude wächst bei Beach-Duo: LA als neues Ziel
Im Olympia-Finale kämpft das deutsche Beach-Duo Ehlers/Wickler mit den eigenen Nerven. Statt Silber-Jubel gibt es Gold-Frust. Am Tag danach ist die Laune schon besser.
Im Olympia-Finale kämpft das deutsche Beach-Duo Ehlers/Wickler mit den eigenen Nerven. Statt Silber-Jubel gibt es Gold-Frust. Am Tag danach ist die Laune schon besser.
Am Tag nach der krachenden Final-Niederlage bei Olympia hatten die deutschen Beach-Volleyballer Clemens Wickler und Nils Ehlers ihren Humor wiedergefunden. Ob das Hamburger Duo jetzt gemeinsam Los Angeles 2028 im Blick hat? «Da müssen wir uns noch mal zusammensetzen nach der Saison, nochmal schauen, was der andere so bringt», sagte Ehlers bei Eurosport, nur um dann klarzustellen: «Wir haben noch ein bisschen Luft nach oben gelassen mit der Goldmedaille. Dementsprechend haben wir ein neues Ziel vor Augen, würde ich behaupten.»
Ihren letzten Tag in Paris wollten die beiden noch auskosten - so lange es die Müdigkeit zulässt. «Wir haben letzte Nacht beide nicht so viel geschlafen, deswegen sind wir ein bisschen platt. Aber wir versuchen es heute noch einmal zu genießen», sagte Wickler.
Schon als die beiden in der Pariser Nacht durch ein Spalier von Familie und Freunden liefen, war ihr Lächeln kurzzeitig zurück. Unweit des spektakulären Stadions am Eiffelturm wurden sie und ihre gewonnene Silbermedaille in einem Restaurant gefeiert. Der Schmerz über die Final-Niederlage bei Olympia dürfte bei den Hamburgern trotzdem noch etwas anhalten.
«Wir haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden, haben leider im Finale mit unser schlechtestes Spiel der Saison gemacht», sagte der gebürtige Berliner Ehlers unmittelbar nach dem Spiel noch deutlich konsterniert. «Mit ein bisschen Abstand können wir uns riesig über den zweiten Platz freuen, über die Leistungen, die wir in Paris gezeigt haben», sagte Wickler dann am Sonntag.
Der Kopf spielte nicht mit
Mit beeindruckenden Auftritten waren die Hamburger in der französischen Hauptstadt ins Finale marschiert. Doch beim 0:2 (10:21, 13:21) gegen die jungen Weltranglistenersten aus Schweden, David Ahman/Jonatan Hellvig, funktionierte fast nichts. «Vielleicht zu viel gewollt. Gold vor Augen und dann komplett dicht gegangen vom Kopf», versuchte sich Wickler an einer Erklärung.
Beim Aufwärmen habe er noch das beste Gefühl des ganzen Turniers gehabt. «Und dann gehen wir da aufs Feld und alles ist komplett weg. Beine komplett schwer. Es war definitiv irgendwas, was da mental mit uns passiert ist», sagte der 29-Jährige.
Viele Aufschlagfehler, Missverständnisse und andere Wackler sahen die vielen deutschen Fans. Die Schweden mussten auf ihre besonderen Sprung-Zuspiele nicht mal besonders oft zugreifen. Ihnen genügte es, kontrolliert und ohne viele Fehler zu spielen.
«Das tut unfassbar doll weh, weil auf der Bühne, mit der Aufmerksamkeit dann nicht ins Spiel zu finden und so zu performen, ist sehr, sehr enttäuschend und haut einen ziemlich runter», sagte der 30-jährige Ehlers.
Das Ziel war ambitioniert
Viele Unterstützer waren aus der Heimat angereist und nahmen lange Wege auf sich. Dass sie dann so eine Leistung sahen, tue ihm extrem leid, sagte Wickler. «Aber, wenn ich sehe, wie stolz die meisten auf uns sind von den deutschen Fans, hilft mir das auch, dass ich selber auf unsere Leistung stolz bin», sagte der 29-Jährige.
Ambitioniert war das Ziel Medaille, dass sich die Partner bei der Formierung ihres Teams 2022 gegeben hatten. Dass es am Ende die Silber wurde, ist der größte Erfolg ihrer Karriere und durchaus überraschend.
Das nächste Turnier kommt schnell
Das Duo sieht sich weiter auf dem Weg nach oben. Ehlers sprach von einer extrem wichtigen Lern-Erfahrung. Wickler gab sich kämpferisch: «Wenn wir noch mal die Möglichkeit haben, irgendwann ein ähnliches Finale zu haben, machen wir es besser.»
Viel Zeit zum Feiern von Silber oder Ärgern über die verpasste Chance bleibt den Hamburgern wegen der internationalen Terminplaner ohnehin nicht. Bereits am Mittwoch beginnt für die beiden die Europameisterschaft in den Niederlanden.
Und irgendwann wird auch das Fernziel der Olympischen Spiele 2028 in den USA in den Fokus rücken. «Ich kann jetzt schon mal vorwegnehmen, Clemens. Ich wüsste nicht, mit wem ich sonst spielen sollte. Du bist ein ziemlich geiler Typ. Also wenn du Bock hast, spielen wir vielleicht noch die nächsten Jahre zusammen», sagte Ehlers. «Das überlege ich mir noch. Nein, Spaß», scherzte der 29-Jährige zurück.
David Langenbein, dpa
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