Leipzigs Trainer Marco Rose hat sich zu den Hass-Gesängen gegen Ostdeutschland geäußert.
Federico Gambarini/dpa
Leipzigs Trainer Marco Rose hat sich zu den Hass-Gesängen gegen Ostdeutschland geäußert.
Bundesliga

Rose nach Gesängen gegen Osten: «Verbinden, nicht spalten»

Es ist der Auftakt des Spieltages für Vielfalt, Respekt und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Doch nach Leipzigs Sieg in Köln wird wenig über Sport gesprochen und vor allem über ärgerliche Fan-Gesänge.

Nach dem missglückten Auftakt des Aktionsspieltages gegen Diskriminierung lobte RB Leipzigs Trainer Marco Rose erst einmal demonstrativ die Kölner Fans.

«Es macht immer Spaß, hier zu spielen, vor diesen Fans in diesem Stadion», sagte Rose in seinem Eingangs-Statement nach dem 5:1-Sieg von RB, ohne zunächst auf die Zwischenfälle einzugehen. Doch die Fragen nach den Hass-Gesängen gegen Ostdeutschland und einem Flaschenwurf kamen natürlich. Dabei hatte die Deutsche Fußball Liga für den 26. Spieltag eigentlich zu einem «Zeichen gegen Diskriminierung und für gesellschaftlichen Zusammenhalt» aufgerufen. 

«Ich bin hier, um zu verbinden und nicht um zu spalten», antwortete Rose dann erklärend und startete einen flammenden Appell für innerdeutsche Verständigung. «Die Leute, die das nicht so gut kennen da drüben bei uns, die sollen kommen», sagte der in Leipzig noch zu DDR-Zeiten geborene Coach. «Es gibt da ganz viele coole Menschen. So wie hier. Es gibt ein paar Idioten. So wie hier. Also am Ende ist eigentlich alles sehr, sehr ähnlich. Darum haben wir irgendwann auch die Mauer abgerissen, auch in den Köpfen.»

«Solche Gesänge gehen gar nicht»

Im Endeffekt sei es «wichtig, dass wir versuchen, das einzuordnen. Dass ich das nicht gutheiße, ist doch klar. Aber es steht irgendwann 4:1 oder 5:1, es war ein emotionales Spiel, da gehen unterschiedliche Menschen hin. Da müssen wir nicht zu viel reininterpretieren.» Außerdem betonte er: «Ganz viele Menschen da draußen haben die richtige Haltung und Einstellung. An denen sollten wir uns hochziehen, die sollten die anderen vielleicht auch ein bisschen korrigieren.»

Auch Leipzigs Nationalspieler David Raum, der die Gesänge auf dem Platz nicht mitbekommen hatte, wollte das Thema nicht dramatisieren. «Köln hat geile Fans. Wenn so Gesänge kommen, weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll», sagte er: «Aber wir haben heute auf dem Platz geantwortet. Das ist wichtiger, als sich anzulegen mit den Fans.»

Kölns Geschäftsführer Christian Keller waren die Zwischenfälle über die regelmäßigen Anti-RB-Plakate hinaus sichtlich unangenehm. «Wir hatten heute auch noch einen Anti-Diskriminierungs-Spieltag. Umso mehr muss man sich fragen, was in dem ein oder anderen Kopf vorgeht», sagte er. «Solche Gesänge gehen gar nicht. Es ist nur eine Minderheit. Aber es ist schade, dass es diese Minderheit gibt.»

Glasflasche verfehlte Raum und Xavi knapp

Die Kölner Fans hatten sich über ihren wie immer in Plakaten ausgedrückten Unmut über das Konstrukt RB hinaus hochgeschaukelt, weil sie sich vom Niederländer Xavi Simons durch dessen Jubel nach dem 0:1 in der 15. Minute provoziert fühlten. Rose dementierte das aber. «Er läuft nach Toren immer zur Eckfahne. Der Ort war unglücklich. Aber er hatte überhaupt keine böse Absicht und wollte niemanden provozieren. Er hat eher in die Kameras gejubelt als in Richtung der Fans», versicherte er. 

«Warum eine Glasflasche auf den Platz fliegt, ist die angebrachtere Frage», ergänzte Rose mit Blick auf eine Szene bei einem RB-Eckball in der 42. Minute, als eine kleine Flasche Raum und Xavi knapp verfehlte. «Wenn er wen trifft, egal, ob einen im weißen oder blauen Trikot, dann tut es weh.» Keller kündigte derweil an, den Flaschenwerfer identifizieren zu wollen: «Ich hoffe, wir finden da irgendein Video und können ihn rausziehen.» 

Der 20 Jahre alte Xavi sei «ein junger Kerl mit viel Talent, der bei vielen Fans immer wieder für Ärger sorgt», sagte Kollege Raum: «Sie wollen ihn immer wieder provozieren, ihn ablenken. Ich habe ihn mir in der Halbzeit gepackt, der Trainer hat ihn sich gepackt. Wir haben gesagt, dass wir hinter ihm stehen. Und auch der Schiri hat es super gemacht und hat ihn immer wieder in Schutz genommen.»

Von Holger Schmidt, dpa
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