Die Hängepartie dauerte länger als ein normales Fußball-Spiel. Fast zwei Stunden lang versuchten viele Helfer, mit Laubbläsern den Rasen für das Pokal-Viertelfinale zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Borussia Mönchengladbach von den Wassermassen zu befreien. Doch sieben Minuten vor dem geplanten Anstoß um 20.45 Uhr wurde die Partie wegen Unbespielbarkeit des Platzes nach Dauerregen doch abgesagt.
«Ich wollte dem Ganzen eine Chance geben», sagte Schiedsrichter Florian Badstübner. «Saarbrücken hat alles versucht, den Platz vom Wasser zu befreien, hat es aber leider nicht geschafft. Beim Warmmachen war klar, wie kaputt der Platz ist.» Das Verletzungs-Risiko sei demnach zu hoch gewesen. «Wenn das gegeben ist, können wir nicht spielen», sagte Badstübner: «Wir wollten nicht anpfeifen und nach zehn Minuten ist klar, wir können nicht spielen. Und dann hat sich schon einer verletzt, dann hab ich ein riesiges Problem. Deshalb war mir das Risiko einfach zu hoch.»
Bis dahin war vieles noch normal abgelaufen. Die Teams gingen zum Warmmachen, die Saarbrücker spielten ihr Vereinslied, der Stadionsprecher gab die Aufstellungen durch. «Der Prozess war völlig in Ordnung, weil man alles versuchen muss. In der Kreisliga wäre das Spiel wohl viel schneller abgesagt worden», sagte Gladbachs Sportchef Roland Virkus: «Die Jungs kamen rein und sagten, da sind Stellen dabei, die gehen beim besten Willen gar nicht. Und die Wetterverhältnisse sollen sogar noch schlechter werden.»
Zeitnahe Neuansetzung angestrebt
Ein Nachholtermin soll laut DFB schnellstmöglich bekanntgegeben werden. «Beide spielen ja nicht international, deshalb glaube ich, dass wir einen Termin finden werden», sagte Virkus: «Man muss natürlich schauen, wie lange solche Bedingungen anhalten, damit der Platz bespielbar ist.» Saarbrückens Sportdirektor Jürgen Luginger erklärte: «Wir versuchen, es zeitnah zu wiederholen. Aber es ist noch Regen angesagt die nächsten Tage, deshalb weiß ich nicht, ob nächste Woche schon eine Option ist.»
Für das Halbfinale hatten sich zuvor Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen und die Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und 1. FC Kaiserslautern qualifiziert. Bei der Auslosung am Samstag um 23 Uhr im ZDF-«Sportstudio» wird ein Doppellos mit beiden Namen liegen. Das könnte nach Austragung des Spiels noch für einen Tausch des Heimrechts führen, weil Saarbrücken dies als Drittligist im Gegensatz zu Erstligist Gladbach in jedem Fall genießen würde.
Die Zuschauer quittierten die Absage mit Pfiffen, die Gladbacher Anhänger feuerten mitgebrachte Pyrotechnik ab. Unter den Beteiligten herrschte aber überwiegend Verständnis. «Der Ball rollt nicht, die Verletzungsgefahr ist zu groß. Das war schon sinnvoll», sagte Luginger. Gladbachs Trainer Gerardo Seoane meinte: «Es ist die richtige Entscheidung, auch wenn es schade für die Zuschauer ist, die ein Spektakel sehen wollten. Aber das war heute nicht möglich.»
Als beide Delegationen rund zwei Stunden vor der vorgesehenen Anstoß-Zeit ins Stadion kamen, war die Überraschung bei ihnen groß. Es hatte zwar den ganzen Tag über geregnet im Saarland, dass der Platz dermaßen in Mitleidenschaft gezogen war, hatten die meisten aber nicht erwartet. So begann am Spielfeldrand schnell das rege Treiben, es gab viele Diskussionen. 70 Minuten vor der geplanten Anstoßzeit wurden noch offizielle Aufstellungen veröffentlicht. «Wir müssen abwarten, was passiert», sagte Mönchengladbachs Sportdirektor Nils Schmadtke und ergänzte lachend: «Die Gummistiefel haben wir auf jeden Fall nicht dabei.» Als Ersatz-Torhüter Jan Olschowsky nach dem Warmmachen völlig verdreckt vor ihm stand, sagte Schmadtke: «Mein Sohn sollte mal so nach Hause kommen...»
Kein neuer Fall in Saarbrücken
Kurios: Ende Oktober wurde in Saarbrücken das Drittliga-Spiel gegen Dynamo Dresden wegen Unbespielbarkeit des Platzes nach starken Regenfällen abgebrochen. Das Pokalspiel der 2. Runde gegen den FC Bayern München drei Tage später hatte deshalb lange auf der Kippe gestanden. Die Partie konnte letztlich ausgetragen werden, Saarbrücken warf den Rekordmeister und Rekordpokalsieger sensationell durch ein 2:1 aus dem Wettbewerb.
Einer war zwar über die Absage enttäuscht, sah aber auch etwas Positives in der Absage: Patrick Herrmann, Profi von Gladbach und gebürtiger Saarländer. «Kommen wir halt noch mal», sagte der Ex-Nationalspieler und freute sich auf einen weiteren Heimatbesuch.
Von Holger Schmidt, dpa
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