Deutschlands Basketballer wollen auch bei Olympia eine Medaille.
Matthias Stickel/dpa
Deutschlands Basketballer wollen auch bei Olympia eine Medaille.
Olympia

Paris, Lille, Paris: Der Medaillenweg der Basketballer

Erstmals sind die deutschen Basketballer bei Olympia ein Medaillenkandidat. Doch der Weg aufs Treppchen ist noch härter als bei der WM - und die Nacht vor dem ersten Spiel besonders kurz.

Bevor er das deutsche Olympia-Team als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier anführen sollte, richtete Dennis Schröder noch schnell eine Kampfansage an die bärenstarke Basketball-Konkurrenz mit dem US-Dream-Team an der Spitze. «Keiner geht in das Turnier und sagt, er will Fünfter werden», sagte Schröder. «Jeder will Gold gewinnen. Auch wir.»

Olympia-Gold - das ist es, was die Basketball-Weltmeister um den Point Guard der Brooklyn Nets antreibt. Nach Bronze bei der Heim-EM 2022 und dem sensationellen WM-Titel von Manila im vergangenen Jahr wollen Schröder und Co. ihren inzwischen bereits legendären Dreijahresplan mit dem Titel bei den Sommerspielen in Frankreich krönen.

Medaillenjagd beginnt mit Kurztrip

Danach geht Erfolgscoach Gordon Herbert zum FC Bayern, der eine oder andere Spieler nimmt sich vielleicht eine kleine Auszeit. Doch in Lille und Paris will das bislang beste deutsche Basketball-Team der Geschichte noch einmal zaubern und am 10. August im Gold-Glanz von Paris erstrahlen.

Bis dahin ist es für die Weltmeister aber noch ein langer Weg, der am Freitag mit einer Busfahrt begann. Obwohl an diesem Samstag in Lille um 13.30 Uhr das Auftaktspiel gegen Außenseiter Japan ansteht, trat die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes gegen 11.00 Uhr die Reise nach Paris an, um bei der spektakulären Eröffnungsfeier auf der Seine dabei zu sein.

«Ich glaube, dass man die Eröffnungsfeier nicht verpassen darf», sagte Schröder. «Wir wollen das als Team erfahren. Wir wollen diesen Spirit spüren. Ich glaube, das gibt uns noch einmal viel Teamchemie.»

Kurze Nacht soll kein Problem sein

Optimal ist die Teilnahme an der Zeremonie aufgrund der Strapazen nicht. Erst spät in der Nacht sollten Schröder und Co. wieder in ihrer Unterkunft im rund 200 Kilometer von der französischen Hauptstadt Paris entfernten Lille sein. Eine kurze Nacht vor einem derart wichtigen Pflichtspiel - der nicht in Paris anwesende Herbert schickte sein Team mit etwas Bauchschmerzen auf die Reise.

Für die Spieler war die Entscheidung dagegen weitgehend alternativlos. «Mich stört das nicht. Ich habe riesige Vorfreude», sagte NBA-Profi Daniel Theis, ein enger Freund von Fahnenträger Schröder. «Dennis und ich kennen uns jetzt schon so lange. Es ist etwas ganz Besonderes, ihn dabei zu unterstützen. Wir werden das schon hinbekommen, auch wenn wir mal eine Stunde weniger Schlaf haben.»

Schröder ist nach Superstar Dirk Nowitzki 2008 in Peking der zweite Basketballer als deutscher Fahnenträger. «Es war damals mit Dirk (Nowitzki) schon etwas Besonderes im Fernsehen. Und jetzt mit Dennis ist es natürlich eine große Ehre für ihn persönlich, aber auch für den deutschen Basketball allgemein», sagte Co-Kapitän Johannes Voigtmann.

Starke Konkurrenz

Nach dem Kurztrip in die französische Hauptstadt sollte dann alle Konzentration dem Sportlichen gelten. Auf den Auftakt gegen Japan folgen für die deutsche Mannschaft am Dienstag das Duell gegen Brasilien und am Freitag das Aufeinandertreffen mit Gastgeber und Mitfavorit Frankreich. «Wir wollen von Spiel zu Spiel denken und versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Das ist unsere Mentalität», sagte Schröder.

Platz eins in der Gruppe B wäre auch deshalb von Bedeutung, weil man damit sehr wahrscheinlich Topfavorit USA um die NBA-Stars LeBron James, Kevin Durant und Stephen Curry im Viertelfinale aus dem Weg gehen würde.

Doch auch in den anderen Teams steckt jede Menge Qualität. Die Serben von Trainerlegende Svetislav Pesic haben anders als bei der WM 2023 Superstar Nikola Jokic dabei, die Griechen setzen wieder auf Giannis Antetokounmpo. Und Gastgeber Frankreich will mit Wunderkind Victor Wembanyama und dem Heimvorteil zu Gold stürmen. «Ich glaube, es ist nochmal schwieriger als bei der WM, eine Medaille zu gewinnen», sagt DBB-Vizepräsident Armin Andres.

Von Lars Reinefeld und Patrick Reichardt, dpa
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