Neue DFB-Kapitänin Gwinn will sich nicht wegducken
Giulia Gwinn will mit 24 bei den deutschen Fußballerinnen mehr Verantwortung übernehmen - und trägt jetzt die Binde am Arm. Ein Zeichen für den anstehenden Umbruch im Olympia-Jahr.
Giulia Gwinn will mit 24 bei den deutschen Fußballerinnen mehr Verantwortung übernehmen - und trägt jetzt die Binde am Arm. Ein Zeichen für den anstehenden Umbruch im Olympia-Jahr.
Erstmals mit Giulia Gwinn vom FC Bayern München als Kapitänin gehen die deutschen Fußballerinnen in das EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich.
Die 24-Jährige vertritt am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Linz die verletzte etatmäßige Spielführerin Alexandra Popp. Mit dieser Entscheidung unterstreicht Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch auch den anstehenden Umbruch bei den DFB-Frauen.
Popps bisherige Stellvertreterin Svenja Huth war kürzlich aus dem Nationalteam zurückgetreten. Gwinn hat trotz zweier Kreuzbandrisse in den vergangenen Jahren bereits 41 Länderspiele bestritten und gehört als Rechtsverteidigerin zu den wichtigsten Stammkräften. Stellvertretende Kapitänin ist auch bei der nächsten Partie am Dienstag (18.10 Uhr/ZDF) in Aachen gegen Island nun die künftige Münchnerin Lena Oberdorf (Wolfsburg), wie der DFB mitteilte. Die 22-Jährige hat eine tragende Rolle bei den DFB-Frauen inne.
Gwinn: «Gehört dazu, mal den Finger in die Wunde zu legen»
Gwinn hatte vergangene Woche in einem Interview des Bayern-Clubmagazins ihre grundsätzlichen Ansprüche auf eine Führungsrolle deutlich gemacht: «Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern», sagte sie. «Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.» Nach der Niederlage im Nations-League-Halbfinale in Frankreich hatte sie öffentlich von «Angsthasenfußball» gesprochen. «Ich denke, es gehört dazu, mal den Finger in die Wunde zu legen», sagte sie dazu. Gwinn ist zudem mit die populärste deutsche Spielerin und hat bei Instagram über 600.000 Follower.
Neben Popp fehlt gegen das Austria-Team auch Abwehrchefin Marina Hegering (beide VfL Wolfsburg). Bei Torjägerin Popp, die am Samstag ihren 33. Geburtstag feiert, ist unklar, ob sie ihre DFB-Karriere über die Olympischen Spielen in Paris hinaus bis zur EM 2025 in der Schweiz fortsetzt. Hrubesch hatte kürzlich zur Frage, wer in Linz die Binde am Arm trägt, gesagt: «Normalerweise habe ich es immer so gehalten, dass ich den Kapitän bestimmt habe. Ich werde mit den Mädels reden und dann entscheiden, wer in den Spielen als Kapitänin aufläuft.»
Angesichts der Tatsache, dass der bald 73-Jährige nur 18 Spielerinnen mit zu Olympia nehmen darf, hat sich der Konkurrenzkampf verschärft. So stehen Rückkehrerinnen wie die ins Ausland gewechselten Lina Magull (Inter Mailand) und Felicitas Rauch (North Carolina Courage/USA) ebenso unter besonderer Beobachtung wie Offensiv-Debütantin Vivien Endemann (Wolfsburg) und Abwehrspielerin Bibiane Schulze Solano von Athletic Bilbao.
Schulze Solano kann sich für Deutschland fest spielen
Die 25 Jahre alte Ex-Frankfurterin war Anfang 2023 sogar für die Auswahl der späteren Weltmeisterinnen aus Spanien nominiert, kam aber nicht zum Einsatz. Wenn Hrubesch sie nun auflaufen lässt, wäre sie für Deutschland fest gespielt, wie man sagt. «Sie bringt alles mit: Sie hat eine gute Körpergröße, sie spielt körperbetont und hat ein gutes Passspiel - was jetzt nicht verwundert in Spanien», sagte der DFB-Coach über die Newcomerin mit der doppelten Staatsbürgerschaft.
Nach der Olympia-Qualifikation gehen die Vize-Europameisterinnen das Nachbarschaftsduell gegen Österreich ziemlich entspannt und voller Vorfreude an. «Ich denke, das ist eine Gruppe, die interessant ist, die aber machbar ist», sagte Hrubesch und meinte mit Blick auch auf das für Paris entscheidende 2:0 in den Niederlanden: «Wir müssen da weitermachen, wo wir zuletzt aufgehört haben mit dieser Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben. Es wird kein Selbstgänger werden.» Weiterer Gruppengegner ist Polen.
Hrubesch-Nachfolger in den Startlöchern
In Aachen könnte auch Hrubesch-Nachfolger Christian Wück, der die DFB-Spielerinnen nach den Sommerspielen in Paris übernimmt, erstmals auf der Tribüne sitzen. Der Trainer der männlichen U17-Welt- und Europameister verriet im «Blickpunkt Sport» des BR am Sonntagabend, dass er noch keine Nationalspielerin persönlich kennt: «Aber ich bin natürlich schon voll in der Sichtung und im Scouting.»
Das Austria-Team hatten die deutschen Fußballerinnen im EM-Viertelfinale 2022 mit 2:0 geschlagen. Im Kader für Österreichs Heimpremiere gegen Deutschland stehen zahlreiche Bundesliga-Spielerinnen wie Nicole Billa und Julia Hickelsberger-Füller von der TSG Hoffenheim sowie Verena Hanshaw, Virginia Kirchberger und Barbara Dunst von Eintracht Frankfurt. Sarah Zadrazil und Katharina Naschenweng vom FC Bayern fallen allerdings verletzt aus.
Von Ulrike John, dpa
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