Nervenprobe in Madrid: BVB träumt vom Halbfinale
Beim BVB reifen Träume vom ersten Halbfinale in der Königsklasse seit 2013. Die Aufgabe gegen Atlético Madrid erscheint unangenehm, aber machbar. Im Hexenkessel ist kühler Kopf gefragt.
Beim BVB reifen Träume vom ersten Halbfinale in der Königsklasse seit 2013. Die Aufgabe gegen Atlético Madrid erscheint unangenehm, aber machbar. Im Hexenkessel ist kühler Kopf gefragt.
Der Gegner gilt als gnadenlos, der Trainer als fanatisch und die Atmosphäre im Estadio Metropolitano als hitzig. Für Borussia Dortmund wird das erste Viertelfinal-Duell in der Champions League bei Atlético Madrid zur ultimativen Nervenprobe.
Karim Adeyemi erwartet am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) in der spanischen Hauptstadt eine unangenehme Aufgabe: «Denen ist es egal, wie sie spielen. Hauptsache, sie gewinnen.» Ähnlich wie der Angreifer trat auch BVB-Trainer Edin Terzic die Reise mit Respekt an: «Wir wissen, dass sie vor allem in K.o.-Spielen extrem gut sind.»
Vor allem die kompromisslose Defensivarbeit des Gegners wird die Borussia nach Meinung von Terzic stark fordern: «Sie haben eine neue Form des Verteidigens implementiert. Vor allem sind sie im Bereich intensive Zweikämpfe herausragend. Darauf werden wir uns vorbereiten.» Zuversichtlich fügte er an: «Atlético ist ein Vorbild für viele Mannschaften in Europa. Dennoch freuen wir uns darauf, das zu überprüfen.»
Besondere Stimmung in Madrid
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl teilt die Einschätzung von Terzic und hob die besondere Stimmung in Madrid hervor. «Wir wissen, was uns erwartet. Im Stadion ist eine hitzige Atmosphäre und ihr Trainer wird die Mannschaft pushen. Wir brauchen eine hohe Widerstandsfähigkeit.»
Den Tabellenfünften der Fußball-Bundesliga hätte es jedoch bei der Auslosung härter treffen können. Ähnlich wie die Borussia haben die «Rojiblancos» um den heißblütigen Trainer Diego Simeone in der heimischen Liga nichts mehr mit dem Titelrennen zu tun und liegen als Vierter bereits 17 Punkte hinter dem führenden Stadtrivalen Real. Terzic erwartet ein Duell auf Augenhöhe und macht seinen Profis Mut: «Wir fahren dorthin, holen uns ein gutes Ergebnis, um dann sechs Tage später eine fantastische Nacht in Dortmund zu erleben.»
Rückschlag für Watzke kein schlechtes Omen
Auch der jüngste Rückschlag im Kampf um den erneuten Champions-League-Einzug am vergangenen Samstag gegen Stuttgart (0:1) hat die Dortmunder nicht vom Glauben an den ersten Halbfinaleinzug seit 2013 abgebracht. «Wir können mit breiter Brust nach Madrid fliegen, wir sind eine super Mannschaft», tönte der zuletzt stark aufspielende Adeyemi. Nicht minder selbstbewusst klang Abwehrspieler Nico Schlotterbeck: «Wir haben in der Champions League schon viel geleistet und es verdient, dort zu stehen. Wir brauchen uns vor niemandem verstecken, das haben wir in der Gruppenphase und im Achtelfinale gezeigt.»
Bei allem Frust über den Absturz auf Rang fünf in der Bundesliga wertete auch Vereinsboss Hans-Joachim Watzke das 0:1 gegen den VfB nicht als schlechtes Omen. «Die Mannschaft wirkt auf mich stabiler. Das stimmt mich optimistisch», sagte der bald scheidende BVB-Geschäftsführer den «Ruhr Nachrichten».
Bei der Bewältigung dieser schwierigen, aber lösbaren Aufgabe wird es jedoch nicht das erhoffte Comeback von Donyell Malen geben. Der zurzeit beste Dortmunder Angreifer, der wegen einer Muskelverletzung bereits in den letzten beiden Liga-Spielen gegen den FC Bayern München (2:0) und Stuttgart fehlte, stieg am Dienstagvormittag nicht zusammen mit seinen Teamkollegen in den Flieger.
Überdies ist der Einsatz von Kapitän Emre Can fraglich. «Er hat ein wenig gekränkelt. Wir haben uns entschieden, ihn heute ein wenig zu schonen, sind aber zuversichtlich, dass er zum Einsatz kommen kann», sagte Terzic.
Wiedersehen mit Witsel
Mit einem Sieg in den beiden Partien gegen den Finalisten von 2014 und 2016 könnte der BVB die bisher dürftige Saisonbilanz deutlich aufbessern und Mehreinnahmen in Höhe von 12,5 Millionen Euro verbuchen. Beim Wiedersehen mit dem ehemaligen BVB-Profi Axel Witsel wird viel davon abhängen, wie das Terzic-Team mit der Defensivkunst des Gegners und der hohen Effizienz im Ausnutzen von Torchancen zurechtkommt.
Nicht nur die gut 70 000 Zuschauer im heimischen Hexenkessel könnten für die Spanier von Vorteil sein. Wegen des spanischen Pokal-Endspiels hatte Atlético ein spielfreies Wochenende und geht ausgeruht in das Duell. Torjäger und Leitwolf Antoine Griezmann gab die Richtung vor: «Wir wollen alle Spiele bis Saisonende gewinnen - in der Liga und in der Champions League.»
Von Heinz Büse, dpa
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