Milliarden-Verlockung: Dritter DFL-Anlauf mit Investoren
Aller guten Dinge sind drei? Die DFL will wenige Monate nach dem Scheitern des Investoren-Deals einen neuen Anlauf nehmen. Und wieder gibt es mehr öffentliche Kritiker als Befürworter.
Aller guten Dinge sind drei? Die DFL will wenige Monate nach dem Scheitern des Investoren-Deals einen neuen Anlauf nehmen. Und wieder gibt es mehr öffentliche Kritiker als Befürworter.
Viele Anhänger in den Bundesliga-Kurven wird die Deutsche Fußball Liga (DFL) nicht mehr überzeugen. Und ob sie eine ausreichende Anzahl der Vereine beim jetzt dritten Anlauf für einen milliardenschweren Investoren-Deal umstimmt, erscheint höchst fraglich.
Die Kritik und die Ablehnung sind vor der Mitgliederversammlung am kommenden Montag jedenfalls deutlich vernehmbar. Während es öffentlich bisher nur sehr zaghaften Zuspruch gibt.
Am lautesten sind wieder einmal die Fans. Sie stehen auch deshalb im Fokus, weil die neue DFL-Geschäftsführung in der Öffentlichkeit lange nicht über das Thema sprechen mochte. Im Fachmagazin «Kicker» warben die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel nun aber für den Deal und hoben die ihrer Meinung nach gestiegene Transparenz hervor.
«Wir haben nichts zu verstecken», sagte Merkel. Lenz betonte, dem Partner würden «nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich» eingeräumt werden. «Das ist ungewöhnlich für Private-Equity-Unternehmen. Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns.»
Die einfache Variante der Kritiker in der Kurve heißt schlicht und deftig: «Scheiß DFL!» So sangen es Fans von Freiburg und Mainz am Sonntag. Zur gemeinsamen Aktion der Anhänger beider Clubs gehörten zudem zwei Banner mit den Aufschriften: «Für einen nachhaltigen Fußball» und «Gegen Investoren in Vereinen und Verband».
Fan-Vertreter fürchten Wettbewerbsverzerrung
Auch die Fan-Interessenvertretung «Unsere Kurve» hat sich klar positioniert und lehnt «auch diesen Anlauf eines Investoreneinstiegs bei der DFL vollumfänglich ab», sagte Jost Peter, 1. Vorsitzender von «Unsere Kurve», der Deutschen Presse-Agentur. «Nach jetziger Rechnung stärkt das Modell das obere Drittel der DFL-Ligen, während zwei Drittel der Vereine nur minimale Verbesserungen erwarten dürfen. In Verbindung mit der ohnehin schon ungerechten Verteilung der TV-Gelder entwickeln sich geringe Mehreinnahmen am Ende zu immer größerer Wettbewerbsverzerrung.»
Mehrere Clubs geraten bei der Diskussion durch die eigenen Anhänger unter Druck. Andere Clubs haben es einfacher, weil die Fanszene bei ihnen nicht so laut und dominant ist. So erklärte Hoffenheims Geschäftsführer Denni Strich: «Wir stehen der Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner positiv gegenüber. Das haben wir unserer Fanszene in einem konstruktiven Austausch mitgeteilt.» Und die Führung des 1. FC Heidenheim hat nach eigenen Angaben seinem Fanbeirat erläutert, dass sie einer strategischen Vermarktungspartnerschaft unter bestimmten Voraussetzungen «positiv gegenüberstehen».
Einige Vereine haben sich bereits eindeutig geäußert, dass sie erneut gegen den Deal stimmen werden, etwa der 1. FC Köln. «Die DFL hat ihren Investoren-Vorschlag deutlich nachgebessert. Aber es wurde leider immer noch nicht ausreichend geprüft, ob es sinnvollere Alternativen zu einem Private-Equity-Investor gibt», sagte Vizepräsident Eckhard Sauren der «Sportschau»: «Wir halten es weiterhin für zwingend notwendig, dass ausschließlich die 36 Profi-Vereine über die Entwicklung des deutschen Profifußballs entscheiden und dabei kein Private-Equity-Unternehmen mit am Tisch sitzt.»
Freiburger Meinungswandel
Mindestens ein Verein hat seine Meinung sogar geändert und gehört nicht mehr zu den Befürwortern: Der SC Freiburg ist beim neuen Modell «zu einer veränderten Bewertung», gekommen, wie Vorstand und Aufsichtsrat schrieben. Sie seien überzeugt, «dass das deutlich reduzierte Investitionsvolumen, das zudem über mehrere Jahre verteilt wird, aus eigener Kraft (Innenfinanzierung) finanziert werden sollte». Pikant: SCF-Geschäftsführer Oliver Leki gehörte in seiner Zeit als Interims-Geschäftsführer der DFL noch zu den Befürwortern.
Argumente für den Investoren-Deal hat seit dem gescheiterten Versuch im Frühjahr in der Öffentlichkeit nur Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einem Interview der «Ruhr Nachrichten» geliefert. «Wir müssen in die Auslandsvermarktung investieren», sagte der DFL-Aufsichtrat, der nach der verfehlten Zweidrittel-Mehrheit im Frühjahr ziemlich schlecht gelaunt und persönlich beleidigt wirkte.
«Dieses Geld haben wir nicht frei verfügbar. Deshalb ist es der Ansatz, einen strategischen Partner zu finden, der uns die Expansion finanziert und Expertise einbringt», erklärte der BVB-Boss. «Und dafür bekommt der Partner einen gewissen Prozentsatz an den Vermarktungserlösen.»
DFL setzt auf abgespeckte Lösung
Nachdem bereits ein erster Versuch unter dem damaligen DFL-Boss Christian Seifert und ein zweiter im Frühjahr gescheitert war, steht nun eine Art Light-Version des Mai-Modells zur Abstimmung. Knapp zusammengefasst: Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Der Prozentsatz ist nach dpa-Informationen Verhandlungssache: Je kleiner ein entsprechendes Angebot, desto weniger müsste die Liga abgeben. Sechs Unternehmen sollen Interesse bekundet haben.
Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein. Ein Großteil der Einnahmen soll in die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells fließen, vor allem die Auslandsvermarktung stärken und Piraterie verhindern. Details wurden den Clubs in zwei Sitzungen am 2. und 6. November erklärt. Auch einige Fan-Vertreter erhielten Erklärungen bei einem Treffen mit der DFL-Spitze.
Ob es dieses Mal die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gibt? «Bei einer Reihe von Clubs, die damals dagegen gestimmt haben, hat sich die Stimmung gedreht», sagte Watzke. Es gab aber auch Bewegung in die andere Richtung, wie der Chef des DFL-Aufsichtsrates weiß und kommentierte: «Ich kann das nicht verstehen.»
Von Michael Rossmann, Thomas Eßer und Jan Mies, dpa
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