Red Bull-BORA-hansgrohe-Kapitän Primoz Roglic stürzte kurz vor dem Ziel schwer.
Marco Bertorello/AFP/dpa
Red Bull-BORA-hansgrohe-Kapitän Primoz Roglic stürzte kurz vor dem Ziel schwer.
Tour de France

Krachende Niederlage für Roglic - Girmay mit drittem Sieg

Die 111. Tour läuft überhaupt nicht nach dem Geschmack von Primoz Roglic vom deutschen Red-Bull-Team. Auf Etappe zwölf erlebt der slowenische Top-Fahrer einen überraschenden Rückschlag.

Primoz Roglic stieg nach seiner krachenden Niederlage im Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France wortlos in den Teambus. Nach einem Sturz verlor der slowenische Kapitän des deutschen Rad-Rennstalls Red Bull 2:27 Minuten auf seine Konkurrenten um den Gesamtführenden Tadej Pogacar und Titelverteidiger Jonas Vingegaard. «Das war kein guter Tag. Primoz ist schwer gestürzt und wir müssen jetzt mit den Ärzten reden, wie es weitergeht», sagte Sportdirektor Rolf Aldag mit ernster Miene nach der zwölften Etappe.

Der Gesamtsieg der Tour und auch das Mindestziel Podium rücken für den Giro-Sieger von 2023 in immer weitere Ferne. In der Gesamtwertung liegt der 34-Jährige nun als Sechster bereits 4:42 Minuten hinter Pogacar. «Mental ist das nicht einfach zu verarbeiten», ergänzte Aldag mit Blick auf den zweiten Sturz des Kapitäns innerhalb von 24 Stunden: «Der Sport rückt jetzt ein wenig in den Hintergrund, jetzt geht es erstmal um den Menschen Primoz Roglic.»

Massensturz zehn Kilometer vor dem Ziel

Knapp zehn Kilometer vor dem Ziel in Villeneuve-sur-Lot kam es zu dem verhängnisvollen Massensturz. Roglic konnte zwar weiterfahren, verlor aber immer mehr Zeit auf seine Konkurrenten. Denn der Sturz passierte zur Unzeit, als sich die Sprinterteams gerade formierten. «Gestern ist er auf die linke Seite gestürzt, heute auf die rechte. Genaueres kann ich noch nicht sagen», so Aldag weiter.

Pogacar leidete ein wenig mit seinem Landsmann mit. «Ich bin echt geschockt von diesen schlimmen Nachrichten. Mir tut es für ihn sehr leid. Ich hoffe, dass er weitermacht. Ich wünsche ihm das Beste», sagte der Slowene.

Für Roglic ist es ein weiterer Rückschlag. Bei der bisherigen Tour hatte er häppchenweise immer wieder Zeit eingebüßt. Zu allem Überfluss verlor der Radstar vom Red-Bull-Team am Sonntag auch den verletzten Helfer Alexander Wlassow. Dann folgte ein Sturz auf der schweren Etappe am Mittwoch. Dabei war er aber unverletzt geblieben.

Ackermann Dritter bei Girmays Tagessieg

Beim sensationellen dritten Etappensieg des Eritreers Biniam Girmay verpasste der deutsche Sprinter Pascal Ackermann als Dritter nach den 203,6 Kilometern erneut seinen ersten Tagessieg bei der Frankreich-Rundfahrt. «Wir waren perfekt positioniert. Es war alles richtig geil. Als wir losfahren wollten, ist Kristoff rechts rübergefahren (...) zum Glück sind wir nicht gestürzt», haderte Ackermann in der ARD über den norwegischen Altmeister Alexander Kristoff und forderte dessen Disqualifikation: «Das war kriminell.»

Die Fahrweise von Kristoff wurde von der Jury zwar nicht beanstandet, dafür wurde der Franzose Arnaud Demare zurückversetzt, was Ackermann immerhin Platz drei bescherte - ein schwacher Trost. Der Belgier Wout van Aert landete auf Rang drei. 

Superstar Tadej Pogacar bleibt im Gelben Trikot und liegt in der Gesamtwertung weiter 1:06 Minuten vor dem belgischen Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel. Dritter ist 1:14 Minuten zurück Titelverteidiger Jonas Vingegaard. 

Sprinter Jakobsen steigt aus

Einen Tag nach der kräftezehrenden Kletterpartie im Zentralmassiv machten den Fahrern zusätzlich die hohen Temperaturen zu schaffen. Der niederländische Sprinter Fabio Jakobsen musste aufgeben. Zunächst blieb der Grund dafür unklar. Der 27 Jahre alte einmalige Tour-Etappensieger, der schon im vergangenen Jahr nach Teilstück zwölf Au Revoir sagen musste, fiel am Donnerstag zurück und verabschiedete sich knapp 180 Kilometer vor dem Ziel von der Rundfahrt. 

65 Kilometer später stieg der Spanier Pello Bilbao schweren Herzens vom Rad. Der Teamkollege von Sprinter Phil Bauhaus und Nikias Arndt hatte vergangenes Jahr seine erste Tour-Etappe gewonnen. Sein Team teilte auf «X» mit, dass er sich bereits am Vortag nicht gut gefühlt habe. 

Erster bekannter Corona-Fall bei der Tour

Vor der Etappe gab es schon das Tour-Aus eines bekannten Fahrers. Der Däne Michael Morkov aus dem Rennstall um Sprint-Idol Mark Cavendish gab als erster Fahrer bei der diesjährigen Landesrundfahrt wegen einer Corona-Infektion auf. Laut seinem Astana-Team war der 39 Jahre alte Top-Anfahrer von Cavendish positiv getestet worden, er habe aber keine schweren Symptome. Für den erfahrenen Rennfahrer endet damit seine letzte Frankreich-Rundfahrt schon vorzeitig. 

Vor dem anspruchsvollen Wochenende in den Pyrenäen erwarten die Profis am Freitag weitestgehend flache 165,3 Kilometer zwischen Agen und Pau. Hierbei bekommen die Sprinter wohl ihre vorletzte Chance bei der diesjährigen Landesrundfahrt.

Von Felix Schröder und Tom Bachmann, dpa
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