Handballerinnen visieren WM-Medaille an
Das Viertelfinale ist erreicht, das Ticket fürs olympische Qualifikationsturnier gelöst. Zufrieden sind Deutschlands Handballerinnen aber noch nicht. Ein Problem bringen die vielen WM-Siege mit sich.
Das Viertelfinale ist erreicht, das Ticket fürs olympische Qualifikationsturnier gelöst. Zufrieden sind Deutschlands Handballerinnen aber noch nicht. Ein Problem bringen die vielen WM-Siege mit sich.
Als ihre Teamkolleginnen in der Kabine noch den Einzug ins WM-Viertelfinale bejubelten, spionierte Co-Kapitänin Alina Grijseels schon den nächsten Gegner aus.
Versteckt auf einer Treppenstufe inmitten der prall gefüllten Herninger Handballhalle versuchte Deutschlands Spielmacherin, die Schwächen der Däninnen auszumachen. Ob ihre geheime Mission von Erfolg gekrönt ist, wird sich im Duell mit dem Titelanwärter am Montag (20.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) zeigen.
Nach fünf überwiegend souveränen Siegen, dem vorzeitigen Vorstoß ins Viertelfinale und dem erspielten Ticket fürs Olympia-Qualifikationsturnier strotzt die DHB-Auswahl vor Selbstvertrauen. «Wir freuen uns heute Abend, aber ab morgen geht es auf die Jagd», kündigte Bundestrainer Markus Gaugisch angriffslustig an. «Wir sind noch nicht fertig. Wir haben noch Luft nach oben und wollen um Medaillen mitspielen», schickte Linksaußen Antje Döll als Kampfansage an die Konkurrenz hinterher.
Die Offensive schwächelt
Im Duell mit den Däninnen geht es um den Gruppensieg. «Wir haben keinen Druck, aber wir haben Bock. Wir haben einen riesigen Bock, um diesen Platz eins zu kämpfen», sagte Gaugisch. Auch wenn sein Team als Tabellenführer in das Spiel geht, sieht der 49-Jährige den Vize-Europameister als klaren Favoriten. «Jede der Däninnen spielt in einem Top-Top-Verein. Die sind nicht nur Bankspielerinnen, sondern alles Leistungsträgerinnen», analysierte Gaugisch.
Um den Skandinavierinnen vor lautstarker Heimkulisse trotzdem ein Bein zu stellen, muss sich das DHB-Team steigern. Der Sieg am Samstag über Serbien las sich am Ende zwar souverän, die Defizite in der Offensive blieben beim 31:21 aber nicht verborgen. «Wenn wir gegen starke Teams wie Dänemark bestehen wollen, müssen wir unsere Chancen besser nutzen und die Wurfeffektivität verbessern», forderte Döll mit Blick auf die vielen Fehlwürfe gegen Serbien.
Das DHB-Team hat die Ruhe weg
Dass die DHB-Frauen inzwischen Schwächephasen fast unbeschadet überstehen können, spricht für die Entwicklung der Mannschaft. «Mich freut, dass sich die Spielerinnen aus solchen Situationen befreien. Auch wenn ich sauer bin, bleiben sie fokussiert und setzen unsere Ratschläge um», sagte Gaugisch. Etwas kompakter beschrieb Döll den Reifeprozess ihres Teams: «Wir haben mittlerweile die Ruhe weg».
Das Minimalziel Viertelfinale ist erreicht. Mögliche Gegner sind dort die Teams aus Schweden, Montenegro oder Kroatien. «Was herauskommt, ist mir egal. Wir kennen alle. Das ist mir viel lieber als Südkorea oder Brasilien», sagte Gaugisch.
Viele Spiele, viel Wäsche
30 Jahre nach dem bislang einzigen WM-Titel für Deutschlands Handballerinnen ist ein weiterer Coup möglich. Der WM-Sieg dürfte es nicht werden, dafür sind die Top-Teams aus Skandinavien und Frankreich zu stark. Doch die erste Medaille seit dem dritten Platz 2007 scheint durchaus realistisch.
Einziger Nachteil: Mehr Spiele heißt auch mehr Dreckwäsche. Aber selbst dafür haben die Handballerinnen schon Lösungen gefunden - die mitgereisten Eltern und Freunde springen ein. «Jeder hat einen Wäschesack, der aber nicht bis obenhin voll sein sollte. Die Spielwäsche wird immer gewaschen, aber beim Rest muss man improvisieren», berichtete Rückraumspielerin Viola Leuchter. Und zur Not müsse die Badewanne herhalten. Bislang hat das DHB-Team bei diesem Turnier für alles eine Lösung gefunden.
Von Jordan Raza, dpa
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