Der Schweizer Marco Odermatt verwies in einem hochklassigen Duell den Norweger Henrik Kristoffersen auf Platz zwei.
Robert F. Bukaty/AP/dpa
Der Schweizer Marco Odermatt verwies in einem hochklassigen Duell den Norweger Henrik Kristoffersen auf Platz zwei.
Ski alpin

Große Kristallkugel frühzeitig an Odermatt: «Alles perfekt»

Marco Odermatt fährt derzeit in einer eigenen Ski-Liga. Die Weltcup-Gesamtwertung ist ihm schon lange vor Saisonende sicher. Es winken weitere Rekorde und Pokale. Seine Zahlen sind famos.

Es gibt kaum noch etwas, das Marco Odermatt nicht gelingt. Vielleicht könnte man den besten Skirennfahrer der Gegenwart noch am ehesten damit in Verlegenheit bringen, sich neue Superlative für seine eigenen Darbietungen, Siege und Rekorde im alpinen Weltcup auszudenken. Auf Schnee ist dem Schweizer jedenfalls derzeit nicht beizukommen.

«Im Moment ist alles perfekt», sagte Odermatt nach seinem Sieg im Riesenslalom von Palisades Tahoe, durch den der Gewinn der Weltcup-Gesamtwertung auch rechnerisch perfekt ist. Schon seit Wochen hatte niemand mehr gezweifelt am Hattrick des Eidgenossen nach 2022 und 2023 - auch wegen der verletzungsbedingten Ausfälle von Rivalen wie Marco Schwarz (Österreich) und Aleksander Aamodt Kilde (Norwegen).

Zehn Riesenslalom-Siege in Serie

Als sich der 26-Jährige in dem Skigebiet in Kalifornien, wo 1960 die Olympischen Winterspiele von Squaw Valley stattfanden, feiern ließ, wirkte sein Grinsen in der nordamerikanischen Sonne noch etwas breiter als sonst. 2023 hatte er just in Palisades das bis dato letzte Mal einen Weltcup-Riesenslalom nicht gewonnen - danach war er zehnmal in Serie nicht zu schlagen und der Konkurrenz auch in anderen Disziplinen enteilt.

Ein paar Zahlen als Beleg von Odermatts Sonderstellung in der aktuellen Ski-Welt:

- Mit 1702 Punkten hat er in der Gesamtwertung nach dem Palisades-Riesentorlauf 1001 Zähler Vorsprung auf Manuel Feller aus Österreicher, die dieser in den verbleibenden zehn Saisonrennen nicht aufholen kann.

- Der von Odermatt selbst gehaltene Punkterekord von 2042 aus der vorigen Saison kann bei noch fünf Starts fallen.

- Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Sportler aus dem Kanton Nidwalden auch mit einem Rekord-Vorsprung auf den Zweitplatzierten aus der Saison herausgeht - die bisherige Bestmarke hält Hermann Maier aus dem Frühjahr 2001 (743).

- Den österreichischen Ski-Heroen könnte Odermatt auch in anderen Statistiken ein- oder überholen: Maier ist bislang der einzige Rennfahrer, der vier Kristallkugeln in einer Saison (2000/01) gewann - neben der Gesamtwertung liegt Odermatt aktuell auch in den Klassements für Riesenslalom, Super-G und Abfahrt vorn.

- Maier hält außerdem zusammen mit seinem Landsmann Marcel Hirscher und Schwedens Ikone Ingemar Stenmark den Männer-Rekord von 13 Saisonsiegen - Odermatt steht schon jetzt bei elf Erfolgen.

- Apropos Stenmark: Dieser hatte mal 14 Riesenslaloms nacheinander gewonnen und eine vermeintliche Bestmarke für die Ewigkeit aufgestellt. Odermatt steht aktuell bei zehn Erfolgen nacheinander in der Disziplin.

Was den Schweizer auszeichnet, ist sein einmaliges Gefühl für den Schnee und die schnelle Linie. Diese Eigenschaften lassen ihn auch unerwartete Widerstände trotzen. Am Samstag etwa hatte Routinier Henrik Kristoffersen im zweiten Durchgang einen Fabellauf gezeigt und sich schon als Odermatt-Bezwinger fühlen dürfen. Im Finish aber fand der Favorit doch noch zwei, drei Schwünge, dank denen er 0,12 Sekunden Vorsprung rettete.

Schnell und gesellig

«Marco hat einen gewaltigen Lauf», räumte der Norweger ein. «Wir wollten diesen beenden, es war knapp heute. So ist das Leben, er ist ein großartiger Skifahrer.» Dritter wurde der US-Fahrer River Radamus.

Odermatt ist daneben auch noch gesellig und ein Teamplayer. Anders als andere Ausnahmesportler wie etwa Hirscher, der sich mit einem Privatteam von Sieg zu Sieg kämpfte, hat der Schweizer gute Kumpels in der Mannschaft und war zuletzt in Kitzbühel sogar zusammen mit dem französischen Doppelsieger Cyprien Sarrazin in einer Bar feiern - oberkörperfrei hinter dem Tresen. «Es macht einfach riesigen Spaß», resümierte der Seriensieger.

Von Manuel Schwarz, dpa
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