Fingerzeig an Nagelsmann: Goretzka will auf EM-Zug
Leon Goretzka durchbricht seine Formkrise endgültig und verschickt eine klare EM-Botschaft. Die Münchner Trainersuche beschäftigt ihn auch - es gibt News zu Zidane.
Leon Goretzka durchbricht seine Formkrise endgültig und verschickt eine klare EM-Botschaft. Die Münchner Trainersuche beschäftigt ihn auch - es gibt News zu Zidane.
Erst holte sich Leon Goretzka mit einem breiten Grinsen die verdiente Umarmung von Teamkollege Thomas Müller ab. Dann lauschte er verlegen der ausschweifenden Lobeshymne von Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. Mit seinem herausragenden Auftritt gegen den 1. FC Union Berlin hat der Fußball-Nationalspieler vom FC Bayern München eine vielversprechende EM-Bewerbung an Bundestrainer Julian Nagelsmann abgeschickt.
«Aktuell ist meine Einstellung, dass ich versuche, immer auf dem Platz zu stehen und Julian zu zeigen, dass ich da bin und den Kampf annehme. Das versuche ich Woche für Woche auf den Platz zu bringen, um irgendwie noch auf den Zug aufzuspringen», sagte Goretzka bei Sky mit Blick auf den Saison-Höhepunkt vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland.
Wie schon beim Champions-League-Sieg gegen Arsenal überzeugte der 29-Jährige auch beim 5:1-Spaziergang in Köpenick und drängte den Trainer-Wirbel um Zinédine Zidane zumindest etwas in den Hintergrund. Dass Sportvorstand Max Eberl die Spekulationen rund um den französischen Weltmeister von 1998 unmittelbar vor Anpfiff praktisch beendet hatte, war für Goretzka nebensächlich. Voller Fokus auf die EM und die letzte verbliebene Münchner Titelchance in der Königsklasse.
Tuchel lobt Goretzka: «Er ist stark»
Noch steht der EM-Zug im Bahnhof. Schaffner Nagelsmann dürfte zumindest in seinem Kopf schon einige Plätze reserviert haben. Andere können noch gebucht werden, bevor die Waggons erst im Trainingslager in Thüringen und Herzogenaurach und schließlich beim Eröffnungsspiel in München am 14. Juni gegen Schottland anhalten. Ergattert Goretzka ein Ticket? «Das ist mein klares Ziel», erklärte der Münchner voller Tatendrang.
Nach einer wechselhaften Saison hat Goretzka seine Formkrise durchbrochen. Für die Testspiele mit der DFB-Elf im März war der Routinier nicht berücksichtigt worden. Seitdem konnte Goretzka seine Leistungen aber deutlich steigern. Der Mittelfeldspieler sei wieder in Form gekommen, urteilte der noch bis Sommer angestellte Bayern-Trainer Thomas Tuchel, «er ist stark und hat uns geholfen, zu gewinnen».
Matthäus: Goretzka wichtiger Spieler
Beim mühelosen Auswärtssieg des Tabellenzweiten avancierte Goretzka zum Mann des Abends. Der Sechser traf nicht nur zum wichtigen 1:0, er sprühte auch vor Spielfreude und war an gleich drei weiteren Toren entscheidend beteiligt. Goretzka wuselte über das ganze Feld und sorgte mit zahlreichen Sprints in die Tiefe für Freiräume auf den Flügeln. «Er spielt in den letzten Wochen überragend», lobte Rekord-Nationalspieler Matthäus und befand: «Leon ist immer ein wichtiger Spieler für die Mannschaft, nicht nur bei Bayern, auch bei der Nationalmannschaft.»
Goretzka erlebt eine Saison mit Höhen und Tiefen. Nicht selten wurde er mit einem Abschied vom FC Bayern in Verbindung gebracht. Zuletzt sollen sich die Scouts des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin den Mittelfeldspieler, der an der Isar noch einen Vertrag bis Sommer 2026 besitzt, aus der Nähe angeschaut haben. «Ein Wechsel kommt nicht infrage für mich», hatte Goretzka im Winter gesagt. Aktuell liefert er den Verantwortlichem viele Argumente, auch weiterhin mit ihm zu planen.
Keine Gespräche mit Zidane?
Wichtig wird für Goretzka vor allem sein, wie der neue Trainer mit ihm plant. «Es ist mit Sicherheit ein wichtiger Punkt für einen Spieler, zu wissen, wer Trainer wird», äußerte Goretzka daher. Bald dürfte Klarheit herrschen.
«Wir sind sehr final und werden hoffentlich bald etwas verkünden können», berichtete Eberl. Nach Angaben des Sportvorstandes ist auch der zuletzt ins Gespräch gebrachte Ex-Weltmeister Zidane kein Thema. Ein Kriterium sei, dass der neue Trainer mindestens Englisch spreche. «Ich weiß nicht, ob der Englisch spricht», sagte Eberl und deutete damit an, nicht mit dem Franzosen gesprochen zu haben.
Nach Nagelsmanns Bayern-Absage und seiner Vertragsverlängerung beim DFB ist der Rekordmeister weiter auf der Suche nach einem neuen Trainer. «Irgendwann hast du halt gemerkt, okay, der Stachel von damals sitzt noch tief. Die Trennung ist noch sehr frisch», berichtete Eberl über Gespräche mit Nagelsmann. Matthäus rät seinem Ex-Club derweil, sich intensiver mit Ralf Rangnick - derzeit Nationaltrainer in Österreich - oder Aston Villas Coach Unai Emery zu beschäftigen.
Von Jordan Raza und Patricia Bartos, dpa
© dpa-infocom, dpa:240421-99-751199/6
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten