Emotionen pur: Leclerc-Triumph in Monaco
Leclerc fährt vor der Haustür seinen ersten Monaco-Sieg ein. Selbst der Fürst ist schwer ergriffen. Weltmeister Verstappen fährt der Spitze hinterher - und hätte gern ein Kopfkissen.
Leclerc fährt vor der Haustür seinen ersten Monaco-Sieg ein. Selbst der Fürst ist schwer ergriffen. Weltmeister Verstappen fährt der Spitze hinterher - und hätte gern ein Kopfkissen.
Fürst Albert herzte ergriffen den neuen Monaco-Triumphator und nahm selbst einen Schluck aus der Sektflasche zu Ehren von Charles Leclerc. Der in Monaco geborene Formel-1-Pilot sorgte mit seinem ersten Sieg in der Heimat für große Emotionen im Fürstentum. «Yes, yes, yes», stammelte Leclerc mit tränenerstickter Stimme zunächst nur via Boxenfunk, ehe er eine lange Party für sein Team ankündigte. «Das wird eine große Nacht.»
Als Fußball-Superstar Kylian Mbappé die Zielflagge schwenkte, überwältigten Leclerc endgültig die Emotionen. Der 26 Jahre alte Ferrari-Pilot überwand nach einer Serie von Pleiten und Pannen seinen Heim-Fluch und gewann zum ersten Mal den Klassiker vor seiner Haustür.
«Er hat alles geopfert, damit ich hier sein kann»
Leclerc fuhr von der Pole Position aus den Sieg bei einem der prestigeträchtigsten Rennen des Motorsports ein. Es sei das Rennen, weshalb er Rennfahrer geworden sei, betonte Leclerc, der noch während der Runden auf dem Weg zum großen Triumph an seinen 2017 gestorbenen Vater dachte. «Er hat alles geopfert, damit ich hier sein kann», sagte Leclerc noch immer sichtlich berührt, ehe es in die Fürstenloge ging mit einem ungewohnt gelösten Fürst Albert, der mit Sekt spritzte und auch die eigene Hose nicht verschonte.
Zweiter wurde in dem Grand Prix, der nach einem heftigen Unfall in der ersten Runde anschließend einmal mehr wenig Rennaction bot, der Australier Oscar Piastri im McLaren. Auf Rang drei schaffte es Carlos Sainz im zweiten Ferrari vor Imola-Sieger Lando Norris im zweiten und weiter sehr starken McLaren.
Max Verstappen hatte 2021 und im vergangenen Jahr in Monaco triumphiert, kam dieses Mal aber lediglich auf Platz sechs ins Ziel und klagte mitten im Rennen: «Das ist langweilig. Ich hätte mein Kopfkissen mitbringen sollen.» Im Klassement schmilzt der Vorsprung des dreimaligen Weltmeisters im Red Bull vor der mittlerweile hellwachen Konkurrenz weiter: Leclerc liegt vor dem nächsten Rennen in zwei Wochen in Kanada nur noch 31 Punkte zurück.
Typisch Monaco: Maximale Crashgefahr
Sie wissen alle, wie eng es in den Straßen des Fürstentums ist - dennoch krachte es nur wenige Sekunden, nachdem die Roten Ampeln ausgegangen waren. Leclerc verteidigte vorn recht souverän seine Pole Position, dahinter leisteten sich Piastri und Sainz schon einen heißen Zweikampf, der dem spanischen Ferrari-Piloten fast schon das Aus beschert hätte.
Vorbei war das Rennen, das Jahr für Jahr an eine Reise in die Vergangenheit der Motorsport-Königsklasse erinnert, dann aber gleich für insgesamt vier Fahrer, darunter auch Vizeweltmeister Sergio Pérez nach oder besser in der ersten Runde. Bei einem Überholversuch bergauf streifte Haas-Fahrer Kevin Magnussen zunächst selbst die Leitplanken, dann berührte er mit seinem Wagen das Heck vom Red Bull von Pérez.
Der Mexikaner schlug mit seinem Auto heftig in die Streckenbegrenzung, vom Red Bull blieb nur noch ein Wrack übrig. Zudem räumte auch noch Nico Hülkenberg im zweiten Haas-Rennwagen ab. «Verdammt, das war unnötig», funkte Hülkenberg an die Box: «Bitter für mich, das nach 500 Metern ist frustrierend und schade», betonte er beim TV-Sender Sky.
Der Grand Prix wurde wegen der Reparaturarbeiten etwa 40 Minuten unterbrochen, beim Restart fehlte auch noch Esteban Ocon. Im verbitterten Alpine-Teamduell war er mit seinem französischen Landsmann Pierre Gasly aneinandergeraten.
Leclercs Kampf gegen den Heim-Fluch
Verletzt wurde bei den Crashs, die mal wieder für typisches Monaco-Formel-1-Feeling sorgten, keiner. Zum Glück. Sportlich ging es nach der Unterbrechung mit der ursprünglichen Startformation weiter. Leclerc blieb wieder vorn. Zum dritten Mal hatte er die Pole für sein Heimrennen geholt. Gewonnen hatte er bis dahin noch nie in den Straßen, in denen der einzige echte Monegasse im Fahrerfeld aufgewachsen ist.
Stattdessen schien auf seinem Heimrennen ein Fluch zu liegen. Siebenmal war er bis Sonntag in verschiedenen Rennserien angetreten, nur zweimal hatte er auch das Ziel erreicht. Ein Sieg - Fehlanzeige. Eine Spazierfahrt wurde es auch diesmal nicht. Piastri machte ordentlich Druck, nachdem dessen McLaren-Teamkollege Norris zuvor in Imola gewonnen hatte. Hinter Leclerc und Piastri bildeten zunächst auch noch Sainz und Norris das Spitzenquartett.
Verstappen rumpelt nur hinterher
Fehler, die Leclerc immer mal wieder in den vergangenen Jahren und Monaten unterliefen, durfte sich der Ferrari-Pilot nicht leisten, zu knapp war der Vorsprung, zu nah waren die Leitplanken. Selbst wenn diesmal vom bisherigen Dominator Verstappen keine Gefahr ausging. Der Niederländer rumpelte mit seinem Red Bull nach Problemen im Qualifying auch im Rennen für seine Verhältnisse lange nur hinterher und nölte am Boxenfunk. Erst mit neuen Reifen drehte der Niederländer noch mal auf und verkürzte den Rückstand auf George Russell im Mercedes. Doch das monegassische Überhol-Dilemma holte seinerseits dann Verstappen ein. Vorbei kam er nicht mehr.
Vorn fuhr Leclerc dem sechsten Sieg seiner Karriere entgegen. Seit Juli 2022 hatte der einst als großer Hoffnungsträger auf WM-Meriten bei der Scuderia vorgestellte Monegasse nicht mehr gewonnen. Dass es nun bei seinem Heimrennen klappte und er die Trophäe in der Fürstenloge in Empfang nehmen durfte, machte den ersten Heimerfolg umso schöner. Ihm seien zwei Runden vor Schluss schon die Tränen gekommen, sagte Leclerc zu seinem Teamkollegen Sainz. Er habe Angst gehabt, gar nichts mehr sehen zu können.
Von Thomas Wolfer und Jens Marx, dpa
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