Die Zuschauer im Stadion lassen in Gedenken an einen gestorbenen Fan die Lichter ihrer Handys leuchten.
Robert Michael/dpa
Die Zuschauer im Stadion lassen in Gedenken an einen gestorbenen Fan die Lichter ihrer Handys leuchten.
Bundesliga

«Eine Tragödie»: Leipziger Sieg von Todesfällen überschattet

Stille im Stadion auf beiden Seiten. So wurde der Fußball zur Nebensache. Dennoch schafft Leipzig einen wichtigen Pflichtsieg und blickt bereits nach München.

Die Handylichter gingen an, es herrschte ungewöhnliche Stille im Stadion, der Fußball wurde zur Nebensache. Beim 2:0 von RB Leipzig gegen Borussia Mönchengladbach hielten beide Fangruppen inne, nachdem sie vor und während des Spiels von zwei Todesfällen erfahren hatten.

«Eine Tragödie auf beiden Seiten. Am Ende wollen wir alle gesund nach Hause zu unseren Familien. Von mir mein aufrichtiges Beileid an die Familien», sagte RB-Trainer Marco Rose und lobte die Anhänger in der schwierigen Situation: «Ich finde, das alle im Stadion toll reagiert haben, wir haben trotzdem Fußball gespielt. Auch wenn es sonst Nebensache ist und wird». 

Die rund 3500 angereisten Gladbach-Fans hielten sich von Beginn an mit ihrer Unterstützung zurück, «da ein Mitglied der Fanszene bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist», wie die Borussia während der Partie auf der Plattform X (ehemals Twitter) bekannt gegeben hatte. Die Leipziger waren dann kurz nach dem Anpfiff größtenteils ruhig, weil im Stadion eine Person reanimiert werden musste, wie RB ebenfalls auf X mitteilte. In der Halbzeitpause verkündete der Stadionsprecher dann die Nachricht, dass «der Fan leider verstorben ist».

Er selbst habe erst «irgendwann in der 25. Minute mitbekommen, was da passiert ist, die Jungs zur Pause», sagte Rose. Nationalspieler Benjamin Henrichs wunderte sich wie seine Kollegen über die seltene Stille und «dass es keine wirkliche Stimmung gab, weder von Gladbach noch von uns». Erst zum Seitenwechsel «haben wir dann mitbekommen, was passiert ist. Die Spieler auf der Bank haben uns informiert.» Yussuf Poulsen war sichtlich betroffen und sagte: «Das ist ein trauriger Tag. Fußball ist eins, das Leben ist etwas anderes. Dass das ganze Stadion das Mitleid mitbringt für die Verstorbenen und die Angehörigen, so muss das sein.»

So war auch die Freude nach dem Schlusspfiff getrübt, die Spieler applaudierten ihren Fans mit großem Abstand zu den Fankurven. Dabei schaffte RB einen laut RB-Sportdirektor Rouven Schröder «wichtigen Pflichtsieg». Nach den Toren von Xavi Simons (14. Minute) und Lois Openda (57.) vor 44 822 Zuschauern hat der Pokalsieger nur noch einen Punkt Rückstand auf Champions-League-Platz vier. Zuvor hatte Konkurrent Dortmund in Wolfsburg nur 1:1 gespielt. 

Nächstes Topspiel für Rose und RB

Der Blick der Sachsen ging schnell in Richtung München, wo am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) das nächste Topspiel ansteht. «Wir sind Jäger, wenn wir auf die Tabelle schauen, bleiben wir Jäger. Es wird in München nicht einfach, doch wir haben bewiesen, dass wir dort gewinnen können», sagte Rose. Der Coach betonte: «Die Bayern-Situation, die bekommen wir natürlich auch alle mit.» 

«Wir hatten jetzt die letzten zwei Spiele gute Erfahrungen in München», sagte Rose. Gemeint ist nicht nur der 3:1-Sieg in der Liga am 20. Mai 2023, sondern auch das 3:0 im Supercup am 12. August, als Dani Olmo den deutschen Rekordmeister in München mit einem Dreierpack düpierte. «Wir nehmen die Energie mit und wollen dort gewinnen», sagte Torschütze Openda nach seinem 16. Saisontreffer. Und Simons, der mit seinem sechsten Saisontreffer die fünfte 1:0-Führung erzielte, meinte: «Natürlich würde ich nun auch gern bei den Bayern treffen.» 

Von Frank Kastner, dpa
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