Trainer Xabi Alonso kann mit Leverkusen das Triple holen.
Christoph Reichwein/dpa
Trainer Xabi Alonso kann mit Leverkusen das Triple holen.
Europa League

Bayer und der nächste Schritt Richtung Triple

Nach der Party ist vor London: Leverkusen will nach der großen Meistersause gegen West Ham ins Halbfinale der Europa League einziehen. Die Ausgangslage ist gut. Ein Führungsspieler warnt jedoch.

In der so fabelhaften Saison mit Leverkusen wartet auf Xabi Alonso nun wohl eine seiner schwersten Aufgaben. Nur vier Tage nach der rauschenden Partynacht des neuen deutschen Fußball-Meisters muss Bayers Trainerheld mit seinem Team den Fokus auf das nächste Ziel richten. Die Schale ist sicher, nun will der Werksclub auch den Europacup an den Rhein holen.

Im Viertelfinalrückspiel der Europa League bei West Ham United (Donnerstag 21 Uhr/RTL) ist Leverkusen Favorit. Das vermeintlich sichere Hinspielergebnis von 2:0 in Kombination mit einem möglichen meisterlichen Unbesiegbarkeitsgefühl sind aber für Bayer 04 und Alonso ein bisher unbekannter Risikofaktor.

Sorgen, dass seine Mannschaft überheblich oder mit einem gewissen Schlendrian auftreten könnte, wischte Alonso nach der Ankunft in London naturgemäß beiseite. «Ich spüre den Hunger und das Verlangen der Spieler weiterzumachen», sagte er am Mittwochabend. «Bis jetzt haben die Spieler mir keinen Grund gegeben, an ihnen zu zweifeln.»

Bleibt noch das Hinspielresultat, das Granit Xhaka schon nach dem ersten Duell als Anlass zur Warnung nahm. «2:0 ist ein ganz gefährliches Ergebnis», sagte der Anführer. Der Schweizer Rekordnationalspieler ist sich mit Blick auf den Gegner sicher: «Mit 60.000 oder 70.000 im Rücken: Das wird eine andere Mannschaft sein am Donnerstag.» Mitspieler Jonas Hofmann, der im ersten Aufeinandertreffen als Joker das 1:0 erzielte und das zweite Tor vorbereitete, gibt Xhaka recht: «Ich glaube, dass es ein ganz anderes Spiel werden wird.»

Xhaka kennt den Gegner gut

Was die beiden meinen, erlebte der SC Freiburg im Achtelfinale. Nach einem 1:0-Erfolg zu Hause wurden die Breisgauer im Rückspiel von West Ham mit 5:0 abgefertigt. In dieser Europa-League-Saison haben die Engländer vor heimischer Kulisse jedes Spiel gewonnen.

Einen derart biederen Auftritt wie in Leverkusen, als sich die ersatzgeschwächten Londoner hauptsächlich aufs Verteidigen konzentrierten, werden sie sich vor den eigenen Fans im prächtigen London Stadium nicht leisten. «Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe sieben Jahre da gespielt gegen West Ham. Ich weiß, wie schwer es ist, da zu spielen», sagte Xhaka mit Blick auf seine Zeit beim FC Arsenal. Bei den Gastgebern könnte zudem der im Hinspiel verletzte englische Nationalspieler und Toptorjäger Jarrod Bowen ins Team zurückkehren.

Auch Alonso wird seine Mannschaft warnen. Vor allem aber wird er sie taktisch akribisch auf den Gegner einstellen. Schon bei der ausgelassenen Meisterfete mit den Fans am Sonntag in der BayArena hatte der 42-Jährige angekündigt: «Wir wollen auch den Pokal und die Europa League!» Am Dienstag trainierte das Team erstmals als Meister, am Mittwoch ging es nach einer weiteren Einheit per Flugzeug nach London.

Leverkusen kann einen Rekord aufstellen

Sorge, dass sich der freudige Titeltaumel negativ auf den Angriff auf das Triple aus Meisterschaft, Europa League und DFB-Pokal auswirken könnte, hat auch Geschäftsführer Fernando Carro nicht. «Ich glaube, die Mannschaft und das Trainerteam haben gezeigt, dass sie gierig sind. Dass sie weiter gewinnen wollen, dass sie nicht stoppen», sagte er in der ARD.

Stoppt Leverkusen auch gegen West Ham nicht und bleibt auch im 44. Pflichtspiel nacheinander unbesiegt, würde Bayer 04 einen Rekord für die größten fünf europäischen Ligen aufstellen. Keiner Mannschaft aus dem Fußball-Oberhaus in England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich ist es in diesem Jahrtausend bislang gelungen, so lange ungeschlagen zu bleiben. Die derzeitige Bestmarke halten Bayer 04 und Juventus Turin mit 43 Partien ohne Niederlage. Wichtiger ist für die Alonso-Truppe aber natürlich das Weiterkommen. Im Halbfinale würde der Gegner AS Rom oder AC Mailand heißen.

Von Thomas Eßer, dpa
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