Brandanschläge auf das Hochgeschwindigkeitsnetz der französischen Bahn haben noch vor der Eröffnungsfeier die Sorge um die Sicherheit bei den Olympischen Spielen vergrößert. Die Reparaturarbeiten kommen zwar voran - die Staatsbahn SNCF rechnet aber über das gesamte Auftaktwochenende der Sommerspiele in Paris mit Verspätungen und Ausfällen von TGV-Schnellzügen. Wie das Unternehmen mitteilte, sind davon voraussichtlich auch die Verbindungen von und nach Stuttgart und Frankfurt betroffen.
Unbekannte hatten in der Nacht auf Freitag an verschiedenen Orten Brandsätze an Anlagen der Bahn gelegt. Medienberichten zufolge wurden unter anderem Signalanlagen angezündet und Kabel durchtrennt. Es kam zu Chaos und massiven Behinderungen. Tausende Reisende strandeten in den Bahnhöfen und wussten teils über Stunden nicht, wie es weitergeht.
Der geschäftsführende französische Premierminister Gabriel Attal sprach von «koordinierten Sabotageakten». Auch SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou geht von einem geplanten Akt aus, da die Taten an strategisch wichtigen Gabelungen im Bahnnetz stattgefunden hätten. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Untersuchungen eingeleitet. Wer hinter den Anschlägen steckt und was die genauen Hintergründe sind, war zunächst noch unklar.
Drei Schnellstrecken betroffen
Laut SNCF gab es Brandschläge auf drei Schnellfahr-Achsen: der Ost-Achse, die von Paris nach Straßburg und weiter nach Deutschland führt; der Nord-Achse, auf der unter anderem der Eurostar nach Köln und London fährt und der Atlantik-Achse von Paris Richtung Südwesten. Laut SNCF wurde eine Tat auf der Südost-Achse verhindert. Demnach fanden die Anschläge in Courtalain, Croisilles und Pagny-sur-Moselle statt.
Die Bahn arbeitet mit Hochdruck an der Reparatur der Schäden. Reisenden empfahl sie, im Internet zu prüfen, ob der gebuchte Zug tatsächlich fährt oder ob es Abweichungen gibt.
Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Brandanschläge als nicht hinnehmbar. «Das ist etwas, was absolut zu verurteilen ist. Ein solches Fest des Friedens mit Gewalttaten zu stören, kann niemals akzeptiert werden und verlangt entschiedenste Zurückweisung», sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch der Deutschen Botschaft in Paris kurz vor der Eröffnungsfeier.
Urlauber und Olympiafans könnten viel Geduld brauchen
Die Auswirkungen auf das französische Schienennetz sind gravierend und werden wohl das ganze Wochenende bemerkbar sein. Nach Angaben der französischen Bahn müssen sich 800.000 Menschen auf Störungen und Zugausfälle einstellen.
Auch auf der Route zum Stade de France im Norden von Paris - wo Rugbyspiele und die Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden - ging zunächst nichts mehr. Allerdings hielten sich direkte Einschränkungen auf die sportlichen Events zunächst in Grenzen, weil am Freitag kein Training und kein Wettkampf auf dem Olympiaprogramm steht.
IOC hat keine Sicherheitsbedenken
IOC-Präsident Thomas Bach zeigte sich nach den Bahnanschlägen nicht beunruhigt. «Wir haben volles Vertrauen in die französischen Behörden», sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen worden. Die französischen Behörden würden von 180 Geheimdiensten aus der ganzen Welt unterstützt, erklärte Bach.
Die Spiele in Paris werden mit einer pompösen Show auf der Seine offiziell eröffnet. Dabei sollen rund 45.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein.
Vor den Olympischen Spielen haben Polizei und Militär ihre Präsenz in Paris massiv verstärkt. Frankreich hatte im März die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Ende Mai vereitelten Ermittler Pläne für einen islamistischen Terroranschlag auf ein Fußballspiel während der Olympischen Spiele.
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