Giulia Gwinn (rechts) kommt zu spät
Daniel Cole/AP/dpa
Giulia Gwinn (rechts) kommt zu spät
Olympia-Fußball

1:4 gegen die USA: Herber Dämpfer für DFB-Frauen

Jetzt kommt's ganz auf das Spiel gegen Sambia an. Die Fußballerinnen von Horst Hrubesch sind den schnellen amerikanischen Angreiferinnen bei Olympia nicht gewachsen.

Bundestrainer Horst Hrubesch pustete kräftig durch, dann begann der Ex-Europameister noch auf dem Platz mit der Aufbauhilfe für seine geschlagenen Fußballerinnen. Der 73-Jährige legte tröstend den Arm um Kapitänin Alexandra Popp, ehe er im Kreis das Spiel analysierte. Zu besprechen gab es einiges, nachdem die DFB-Frauen beim Gruppengipfel von den USA durcheinandergewirbelt worden sind und nun bei Olympia um den Viertelfinal-Einzug zittern müssen. 

Das Hrubesch-Team unterlag den viermaligen Goldmedaillengewinnerinnen in einer rasanten Partie in Marseille mit 1:4 (1:3). Die Hoffnungen der DFB-Frauen auf Edelmetall acht Jahre nach dem Triumph von Rio erhielten damit einen ersten kräftigen Dämpfer. 

Giulia Gwinn (21. Minute) hatte im Stade Vélodrome zwar die Führung durch Sophia Smith (10.) ausgeglichen. Mallory Swanson (26.) und erneut Smith (44.) sorgten bei den schnellen Angriffen der Amerikanerinnen jedoch für weitere Tore noch in der ersten Halbzeit. Lynn Williams machte in der Schlussphase alles klar (89.).

«Wir hatten es mehrfach auf dem Fuß, hatten auch Chancen, in Führung zu gehen. Dann haben wir es von den USA aufgezeigt bekommen, wie es ist, wenn man die Chancen effektiv ausspielt. Es hat nicht unbedingt die viel bessere Mannschaft gewonnen, sondern die effektivere. Bei uns war es oft, dass der letzte Pass, der letzte Torschuss nicht gepasst hat. Das hat uns die drei Punkte gekostet», sagte Gwinn im ZDF. Ähnlich sah es Popp, die aber auch meinte: «Wir haben uns nicht so clever verhalten. Mit drei Punkten sind wir nicht so schlecht unterwegs, aber wir wollen natürlich alle Spiele gewinnen.» Mit Blick auf ihre Knieprobleme gab die Torjägerin Entwarnung.

Die US-Auswahl der englischen Trainerin Emma Hayes setzte sich damit vor dem letzten Vorrundenspieltag mit sechs Punkten an die Spitze der Gruppe B. Deutschland ist Zweiter vor Australien (beide drei), das in einer wilden Partie zuvor mit 6:5 gegen den nächsten DFB-Gegner Sambia (null) gewonnen hatte. 

Chancen auf Weiterkommen trotzdem gut

Da auch die beiden besten Tabellendritten aus drei Gruppen weiterkommen, ist für die deutschen Frauen gegen Sambia am Mittwoch (19:00 Uhr/ARD und Eurosport) in Saint-Étienne aber noch alles drin. Die Hoffnung, als Gruppenerster nach Paris und ins Olympische Dorf zu ziehen, schrumpfte allerdings gewaltig. Auch der weitere Weg Richtung Medaillenspiele wird schwerer, im Halbfinale könnte es womöglich zum Wiedersehen mit den US-Girls kommen.

«Das wird ein Brett», hatte Lea Schüller vor der Partie prophezeit. Die Stürmerin vom FC Bayern hätte dem US-Team nach nur vier Minuten einen Dämpfer verpassen können - scheiterte aber nach einem Solo der erneut starken Jule Brand an Torhüterin Alyssa Naeher.

Rodman-Tochter bereitet Tor vor 

Die amerikanischen Angreiferinnen stürzten dann die deutsche Abwehr schnell von einer Verlegenheit in die andere. Trinity Rodman, die 22 Jahre alte Tochter von Basketball-Star Dennis Rodman, spielte sich auf rechts durch und ihre Hereingabe nutzte Smith zur Führung. 

Linksverteidigerin Felicitas Rauch konnte da nur hinterherschauen. Die 28 Jahre alte Ex-Wolfsburgerin vom US-Klub North Carolina Courage war für die erkrankte Sarai Linder kurzfristig nachnominiert worden. Rechtsverteidigerin Gwinn sorgte dann mit einem entschlossenen Schuss aus 18 Metern für den Ausgleich.

Berger macht unglückliche Figur

Doch in der turbulenten ersten halbe Stunde erwischte es das deutsche Team erneut: Ann-Katrin Berger, die neue Nummer 1 im deutschen Tor vom US-Verein NJ/NY Gotham FC, konnte einen Ball von Smith nicht festhalten. Swanson staubte zum 2:1 ab und erwischte Berger dabei noch unglücklich am Arm. Die 33-Jährige konnte aber weiterspielen. Beim dritten Gegentor fälschte Rauch den Ball unhaltbar für Berger ab.

Nach der Pause konnten die DFB-Frauen um Kapitänin Alexandra Popp das Spiel etwas besser kontrollieren. Am Ende hatten die EM-Zweiten nicht mehr viel zuzusetzen, auch wenn Popp und Sjoeke Nüsken aus dem Mittelfeld heraus versuchten, den Druck zu erhöhen. Chelsea-Profi Nüsken hatte allerdings Pech bei einem Abschluss aus kurzer Distanz, als der Ball doch nicht über die Torlinie ging. Popp ging in der 77. Minute mit Knieproblemen vom Feld. Das große Aufbäumen blieb aus, stattdessen baute Williams bei einem Konter die US-Führung noch weiter aus.

Von Ulrike John und Stefan Tabeling, dpa
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