Schauspieler Matthias Brandt und Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, stehen im Foyer des Mainzer Staatstheaters.
Helmut Fricke/dpa
Schauspieler Matthias Brandt und Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, stehen im Foyer des Mainzer Staatstheaters.
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Matthias Brandt und Malu Dreyer für Demos gegen rechts

Matthias Brandt bekommt die höchste Kulturauszeichnung des Landes Rheinland-Pfalz, die Zuckmayer-Medaille. Fast zeitgleich demonstrieren in Mainz rund 5000 Menschen gegen rechts. Dabei ruft Ministerpräsidentin Dreyer zum Kampf für die Demokratie auf.

Der neue Preisträger der Zuckmayer-Medaille, Matthias Brandt, sowie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) haben ihre Solidarität mit den bundesweiten Demonstrationen gegen rechts zum Ausdruck gebracht. «Von Tag zu Tag mehr entblößt sich die AfD gerade als offen rechtsextreme, antidemokratische, antieuropäische, toleranz- und freiheitsfeindliche Partei», sagte der Schauspieler und Schriftsteller Brandt bei der Verleihung der höchsten Kulturauszeichnung am Donnerstagabend im Mainzer Staatstheater laut Mitteilung.

«Es ist eine Partei der Kälte, der Teilnahmslosigkeit und des Gegeneinanders, die noch nie einen konstruktiven gesellschaftlichen Beitrag geleistet hat, sondern sich stattdessen auf’s Pöbeln verlegt», betonte der auch als Hörbuchsprecher bekannte Brandt. Er ist der jüngste Sohn von Ex-Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt (1913-1992) und dessen Frau Rut. Mit Blick auf die Demonstrationen in Mainz und anderen Städten sagte der 62-Jährige: «Eine große Mehrheit der Bevölkerung will mit Rechtsradikalen nichts zu tun haben und diese Mehrheit zeigt das jetzt auch.»

Dreyer forderte: «Stoppt die Brandstifter, stoppt die Feinde der Demokratie». «In einer Zeit, in der Rechtsextremisten ganz offen die Menschenwürde und das demokratische Gleichheitsversprechen in Frage stellen, ist es mir ein besonderes Anliegen, an alle zu appellieren, die eigene Stimme für Demokratie und Menschlichkeit zu nutzen», sagte die Regierungschefin, die zuvor auch bei einer Kundgebung in der Mainzer Innenstadt gesprochen hatte, an der sich nach Polizeiangaben rund 5000 Menschen beteiligten. «Es ist gut, dass es Künstler wie Matthias Brandt gibt, die der Menschlichkeit eine eigene Sprache schenken», so die Ministerpräsidentin.

«Als brillanter Schauspieler, als feinsinniger Schriftsteller und als hochmusikalischer Wortkünstler setzt Matthias Brandt wichtige gesellschaftliche Themen», sagte Dreyer während der Feierstunde vor mehreren hundert Gästen. «Er bringt die Sprache zum Klingen und folgt dabei seinem eigenen Rhythmus. Er zeigt uns, wie man eine Botschaft vermittelt und Menschen berührt, ohne laut oder schrill zu sein.»

Brandt spreche mit seinen Augen und den Pausen zwischen seinen Sätzen. Er vermöge es wie wenige andere, seiner Stimme eine Klangfarbe zu geben, die unter die Haut gehe.

«Zuckmayer war Exilant und ich bin ja selber das Kind von Exilanten. Insofern ist meine Verbindung dazu natürlich sehr eng und sehr direkt», sagte Brandt der Deutschen Presse-Agentur vor der Preisverleihung.

Er habe sich «total gefreut», sagte Brandt über den Preis, den er für sehr besonders hält - «der ja auch ein bisschen zwischen den Genres unterwegs ist». «Und deshalb fand ich ihn - wenn mir das überhaupt zusteht, das zu sagen - für mich sehr passend.» Der Preis sei auch in dieser Form beispiellos. «Wenn ich mir die Liste der vergangenen Preisträger anschaue, dann reihe ich mich da sehr gerne ein und fühle mich tatsächlich geehrt.»

Zu den Trägern der Carl-Zuckmayer-Medaille gehören unter anderem Friedrich Dürrenmatt, Hanns Dieter Hüsch, Grete Weil, Martin Walser, Mario Adorf, Katharina Thalbach, Herta Müller, Wolf von Lojewski, Edgar Reitz und Udo Lindenberg. Zuletzt ging die Ehrung an die georgisch-deutsche Autorin Nino Haratischwili.

«Zuckmayer ist so ein Autor, den man momentan vielleicht gar nicht unbedingt auf dem Schirm hat, was bedauerlich ist. Das hat - glaub ich - ein bisschen damit zu tun, dass die Stücke auch ziemlich in der Zeit verankert sind, in der sie entstanden sind», sagte Brandt. «Aber ich habe jetzt mit ganz großem Vergnügen die Autobiografie noch einmal gelesen. Und das ist ein ganz tolles, empfehlenswertes Buch.»

Die Zuckmayer-Medaille wird am Todestag des Schriftstellers Carl Zuckmayer (1896-1977) verliehen. Zu der Auszeichnung gehört eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein, dem Lieblingswein Zuckmayers. Der Schriftsteller («Hauptmann von Köpenick») stammt aus dem rheinhessischen Nackenheim.

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