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Innovationsagentur als Lotse und Moderator für Betriebe

Die Innovationsagentur ist seit 100 Tagen am Start. Das Netzwerk wächst. Der Landtagsopposition geht die Entwicklung noch nicht entscheidend genug voran.

Rheinland-Pfalz will im Wettstreit um bundes- und EU-weite Förderprojekte sichtbarer werden. Mit der neu gegründeten Innovationsagentur werde sowohl eine Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft im Land als auch eine stärkere Internationalisierung des Standorts angestrebt, sagte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) am Donnerstag in Mainz.

«Die Innovationsagentur wird dabei Lotse und Moderator zugleich sein.» Sie werde Unternehmen helfen, Fördermöglichkeiten zu erschließen, Akteure zusammenzubringen, zu vernetzen und so Innovationen beschleunigen, erklärte die Wirtschaftsministerin. Ziel sei, mehr EU- und bundesweite Förderprojekte ins Land zu holen.

Die landeseigene Gesellschaft mit Sitz in Mainz ist im Oktober vergangenen Jahres an den Start gegangen. Derzeit beschäftigt die Innovationsagentur nach eigenen Angaben 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verfügt über ein Budget von rund drei Millionen Euro pro Jahr.

Für den direkten und unkomplizierten Austausch zwischen den Akteuren war eine Onlinevernetzungsplattform eingerichtet worden. Mittlerweile gebe es 155 Partner, die dort aktiv sind, berichtete Geschäftsführerin Sabine Mesletzky. Auf der Plattform können Forschende, Start-ups und Unternehmen sowie Kammern und Verbände Angebote oder Gesuche einstellen und sich austauschen. Dazu gibt es Informationen zu Fördermöglichkeiten, Fach- und Netzwerkveranstaltungen sowie Wettbewerben.

Es müsse darum gehen, mehr in Themen und nicht so sehr in Branchen zu denken, erklärte die Geschäftsführerin die Arbeit der Innovationsagentur. Als Bereiche mit viel Innovationspotenzial nannte sie die Energie und Umwelttechnik sowie die Lebenswissenschaften und Gesundheitswirtschaft. Dazu kommen die Mikrosystem- sowie Informations- und Kommunikationstechnik, Werkstoffe und die Automobil- und Nutzfahrzeugtechnik.

Neben der Netzwerkarbeit sei eine wichtige Aufgabe der Innovationsagentur, gerade kleine und mittelständische Betriebe bei der Beratung für Anträge auf Fördermittel von Land, Bund und EU zu unterstützen, sagte Mesletzky. Die Agentur wolle dabei eine Scharnierfunktion einnehmen und als Innovationsschnellboot agieren.

Es sei überfällig, dass sich die Landesregierung um eine Stärkung der Innovationskraft im Land kümmert, mahnte der Vize-Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Helmut Martin. «Ob die Innovationsagentur das richtige Instrument dafür ist, werden wir an den künftigen Erfolgen messen.»

Bisher seien im Netzwerk noch überwiegend staatliche und halbstaatliche Einrichtungen zu finden. Deshalb sei es wichtig, nun auf die Unternehmen im Land zuzugehen und das Netz breiter auszurollen. «Ziel muss sein, dass Rheinland-Pfalz spätestens in fünf Jahren mit unseren Nachbarbundesländern – Baden-Württemberg und Hessen – eine Top-Ten-Platzierung im Ranking erreicht», betonte der CDU-Politiker.

Der Wirtschaftsexperte der Fraktion der Freien Wähler im Landtag, Stephan Wefelscheid, forderte die Ministerin auf, im kommenden Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr konkrete Ergebnisse von der Arbeit der Landesgesellschaft vorzustellen. Empfohlen werde auch, dass die Innovationsagentur sich, ihre Dienstleistungen und Aufgaben auch bei den regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften und Fachämtern sowie deren Ausschüssen in den kreisfreien Städten und Landkreisen vorstellt.

Oftmals fehlte es dort an Mitarbeitern, um Fördermittel-Lotse zu sein, berichtete der Oppositionspolitiker. «Doch vor Ort wissen Wirtschaftsförderer in der Regel, welche innovativen Unternehmen tätig sind - und so könnte die Vernetzung auch von kommunaler Ebene verstärkt werden.»

Die Wirtschaftsministerin verwies darauf, dass neben der Innovationsagentur mit dem Auflagen des Innovationsfonds Rheinland-Pfalz III ein weiterer wichtiger Baustein zur Stärkung des Innovationsökosystems in Rheinland-Pfalz gesetzt werde. Der neue Wagniskapitalfonds, der im ersten Quartal des laufenden Jahres startet, werde mit einem Fondsvolumen von insgesamt 50 Millionen Euro aufgelegt.

Mit dem Innovationsfonds würden technologieorientierte Start-ups mit Beteiligungen von bis zu zwei Millionen Euro je Unternehmen dabei unterstützt, ihr Geschäftsmodell in Rheinland-Pfalz zur Marktreife zu bringen, erklärte Schmitt. Mit dem neuen Fonds würden auch weiterhin aussichtsreiche innovative Gründungen in zukunftsträchtigen Technologiebereichen wie etwa die Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Biotechnologie finanziell unterstützt.

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